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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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son, welchem sich alle Dinge, außer seinen Bil¬
dern, mühelos und körnig gestalteten; er schritt
auch mit ausreichenden Waidmannsschritten, ob¬
wohl nicht ohne die nöthige Behutsamkeit, durch
sein Liebesverhältniß und auf das Theil zu, das
er oder das Schicksal sich erwählt.

Eine reiche und schöne Brauerswittwe hatte
bei der Verloosung der großen Gemäldeausstellung
ein Bildchen von ihm gewonnen, welches ihm
theuer bezahlt worden war. Die Dame stand
nicht im Rufe einer besonderen Kunstfreundin,
und Erikson hoffte, sie würde froh sein, ihm den
Gewinnst um einen ermäßigten Preis wieder ab¬
zutreten; er gedachte dann das Bild anderwärts
zu versenden zu erhöhtem Preise und so abermals
eine Summe einzunehmen, ohne der Qual und
Mühsal des Erfindens und der Ausführung eines
neuen Gegenstandes ausgesetzt zu sein. Diese
Aussicht gewährte ihm so viel Vergnügen, daß er
sich unverweilt aufmachte und mit dem Wunsche,
alle seine sauern Arbeiten noch einmal und immer
wieder verkaufen zu können, das Haus der Wittwe
aufsuchte.

15 *

ſon, welchem ſich alle Dinge, außer ſeinen Bil¬
dern, muͤhelos und koͤrnig geſtalteten; er ſchritt
auch mit ausreichenden Waidmannsſchritten, ob¬
wohl nicht ohne die noͤthige Behutſamkeit, durch
ſein Liebesverhaͤltniß und auf das Theil zu, das
er oder das Schickſal ſich erwaͤhlt.

Eine reiche und ſchoͤne Brauerswittwe hatte
bei der Verlooſung der großen Gemaͤldeausſtellung
ein Bildchen von ihm gewonnen, welches ihm
theuer bezahlt worden war. Die Dame ſtand
nicht im Rufe einer beſonderen Kunſtfreundin,
und Erikſon hoffte, ſie wuͤrde froh ſein, ihm den
Gewinnſt um einen ermaͤßigten Preis wieder ab¬
zutreten; er gedachte dann das Bild anderwaͤrts
zu verſenden zu erhoͤhtem Preiſe und ſo abermals
eine Summe einzunehmen, ohne der Qual und
Muͤhſal des Erfindens und der Ausfuͤhrung eines
neuen Gegenſtandes ausgeſetzt zu ſein. Dieſe
Ausſicht gewaͤhrte ihm ſo viel Vergnuͤgen, daß er
ſich unverweilt aufmachte und mit dem Wunſche,
alle ſeine ſauern Arbeiten noch einmal und immer
wieder verkaufen zu koͤnnen, das Haus der Wittwe
aufſuchte.

15 *
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[227/0237] ſon, welchem ſich alle Dinge, außer ſeinen Bil¬ dern, muͤhelos und koͤrnig geſtalteten; er ſchritt auch mit ausreichenden Waidmannsſchritten, ob¬ wohl nicht ohne die noͤthige Behutſamkeit, durch ſein Liebesverhaͤltniß und auf das Theil zu, das er oder das Schickſal ſich erwaͤhlt. Eine reiche und ſchoͤne Brauerswittwe hatte bei der Verlooſung der großen Gemaͤldeausſtellung ein Bildchen von ihm gewonnen, welches ihm theuer bezahlt worden war. Die Dame ſtand nicht im Rufe einer beſonderen Kunſtfreundin, und Erikſon hoffte, ſie wuͤrde froh ſein, ihm den Gewinnſt um einen ermaͤßigten Preis wieder ab¬ zutreten; er gedachte dann das Bild anderwaͤrts zu verſenden zu erhoͤhtem Preiſe und ſo abermals eine Summe einzunehmen, ohne der Qual und Muͤhſal des Erfindens und der Ausfuͤhrung eines neuen Gegenſtandes ausgeſetzt zu ſein. Dieſe Ausſicht gewaͤhrte ihm ſo viel Vergnuͤgen, daß er ſich unverweilt aufmachte und mit dem Wunſche, alle ſeine ſauern Arbeiten noch einmal und immer wieder verkaufen zu koͤnnen, das Haus der Wittwe aufſuchte. 15 *

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/237>, abgerufen am 26.11.2024.