wirkliche kleine Bübchen; aber der kleine Berg¬ geist, welcher vorn auf dem Wagen stand, ein strahlendes Grubenlicht auf dem Köpfchen, den Hammer in der Hand, war ein kaum drei Span¬ nen hoher, ausgewachsener Künstler, aber dennoch ebenmäßig fein gebaut, mit männlich schönem Gesichtchen, wundervollen blauen Augen und blon¬ dem Zwickelbart; das kleine Wesen, einem Zau¬ bermährchen gleichend, war nichts weniger als eine bloße Seltsamkeit, vielmehr ein wohlbewu߬ ter und rühmlicher Maler.
Hinter dem Bergkönig auf demselben Wagen schlug der Prägemeister aus Silber und blankem Kupfer (statt des Goldes) kleine Denkmünzen auf das Fest; ein Drache speiete sie in ein klingendes Becken und sie diesem entnehmend, warfen zwei Pagen "Gold" und "Silber", die schimmern¬ den Münzen, unter das schauende Volk.
Ganz zuletzt und einsam schlich der Narr Gülichisch her, traurig und achselzuckend den ge¬ leerten Beutel schüttelnd, umkehrend und rings umher zeigend. Es war aber noch nicht ernst gemeint mit diesem Bedauern; denn dem nach¬
wirkliche kleine Buͤbchen; aber der kleine Berg¬ geiſt, welcher vorn auf dem Wagen ſtand, ein ſtrahlendes Grubenlicht auf dem Koͤpfchen, den Hammer in der Hand, war ein kaum drei Span¬ nen hoher, ausgewachſener Kuͤnſtler, aber dennoch ebenmaͤßig fein gebaut, mit maͤnnlich ſchoͤnem Geſichtchen, wundervollen blauen Augen und blon¬ dem Zwickelbart; das kleine Weſen, einem Zau¬ bermaͤhrchen gleichend, war nichts weniger als eine bloße Seltſamkeit, vielmehr ein wohlbewu߬ ter und ruͤhmlicher Maler.
Hinter dem Bergkoͤnig auf demſelben Wagen ſchlug der Praͤgemeiſter aus Silber und blankem Kupfer (ſtatt des Goldes) kleine Denkmuͤnzen auf das Feſt; ein Drache ſpeiete ſie in ein klingendes Becken und ſie dieſem entnehmend, warfen zwei Pagen »Gold« und »Silber«, die ſchimmern¬ den Muͤnzen, unter das ſchauende Volk.
Ganz zuletzt und einſam ſchlich der Narr Guͤlichiſch her, traurig und achſelzuckend den ge¬ leerten Beutel ſchuͤttelnd, umkehrend und rings umher zeigend. Es war aber noch nicht ernſt gemeint mit dieſem Bedauern; denn dem nach¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0289"n="279"/>
wirkliche kleine Buͤbchen; aber der kleine Berg¬<lb/>
geiſt, welcher vorn auf dem Wagen ſtand, ein<lb/>ſtrahlendes Grubenlicht auf dem Koͤpfchen, den<lb/>
Hammer in der Hand, war ein kaum drei Span¬<lb/>
nen hoher, ausgewachſener Kuͤnſtler, aber dennoch<lb/>
ebenmaͤßig fein gebaut, mit maͤnnlich ſchoͤnem<lb/>
Geſichtchen, wundervollen blauen Augen und blon¬<lb/>
dem Zwickelbart; das kleine Weſen, einem Zau¬<lb/>
bermaͤhrchen gleichend, war nichts weniger als<lb/>
eine bloße Seltſamkeit, vielmehr ein wohlbewu߬<lb/>
ter und ruͤhmlicher Maler.</p><lb/><p>Hinter dem Bergkoͤnig auf demſelben Wagen<lb/>ſchlug der Praͤgemeiſter aus Silber und blankem<lb/>
Kupfer (ſtatt des Goldes) kleine Denkmuͤnzen auf<lb/>
das Feſt; ein Drache ſpeiete ſie in ein klingendes<lb/>
Becken und ſie dieſem entnehmend, warfen zwei<lb/>
Pagen »<hirendition="#g">Gold</hi>« und »<hirendition="#g">Silber</hi>«, die ſchimmern¬<lb/>
den Muͤnzen, unter das ſchauende Volk.</p><lb/><p>Ganz zuletzt und einſam ſchlich der Narr<lb/>
Guͤlichiſch her, traurig und achſelzuckend den ge¬<lb/>
leerten Beutel ſchuͤttelnd, umkehrend und rings<lb/>
umher zeigend. Es war aber noch nicht ernſt<lb/>
gemeint mit dieſem Bedauern; denn dem nach¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[279/0289]
wirkliche kleine Buͤbchen; aber der kleine Berg¬
geiſt, welcher vorn auf dem Wagen ſtand, ein
ſtrahlendes Grubenlicht auf dem Koͤpfchen, den
Hammer in der Hand, war ein kaum drei Span¬
nen hoher, ausgewachſener Kuͤnſtler, aber dennoch
ebenmaͤßig fein gebaut, mit maͤnnlich ſchoͤnem
Geſichtchen, wundervollen blauen Augen und blon¬
dem Zwickelbart; das kleine Weſen, einem Zau¬
bermaͤhrchen gleichend, war nichts weniger als
eine bloße Seltſamkeit, vielmehr ein wohlbewu߬
ter und ruͤhmlicher Maler.
Hinter dem Bergkoͤnig auf demſelben Wagen
ſchlug der Praͤgemeiſter aus Silber und blankem
Kupfer (ſtatt des Goldes) kleine Denkmuͤnzen auf
das Feſt; ein Drache ſpeiete ſie in ein klingendes
Becken und ſie dieſem entnehmend, warfen zwei
Pagen »Gold« und »Silber«, die ſchimmern¬
den Muͤnzen, unter das ſchauende Volk.
Ganz zuletzt und einſam ſchlich der Narr
Guͤlichiſch her, traurig und achſelzuckend den ge¬
leerten Beutel ſchuͤttelnd, umkehrend und rings
umher zeigend. Es war aber noch nicht ernſt
gemeint mit dieſem Bedauern; denn dem nach¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/289>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.