zu tanzen. Schon drehten sie sich rasch durch die rauschende Menge, und Jedermann lachte voll Vergnügen, als der grüngekleidete Narr mit der elfengleichen Diana dahin walzte. Sie tanz¬ ten zwei und dreimal um den Saal und begeg¬ neten jedesmal der rosigen Venus, deren Pur¬ purgewand flog und den mit ihr tanzenden Lys zeitweise halb verhüllte. Dieser grüßte das Dia¬ nenpaar froh und zufrieden, wie man Kinder grüßt, welche sich gut zu unterhalten scheinen, denn er war in dieser Sache so verblendet, daß er sich vollkommen unverpflichtet und frei glaubte, bloß weil er mit dem armen Mädchen absichtlich noch nie von Liebe gesprochen hatte. Rosalie hingegen, welche von der früheren Bewandtniß dieses Verhältnisses nichts wußte, freute sich über das zierliche Kind und verlangte dasselbe in ihrer Nähe zu haben, als Heinrich mit Anderen an einigen lustigen Spielen, die aufgeführt wurden, theilnehmen mußte.
Kunz von der Rosen führte an einem langen Seile alle vorhandenen Narren durch das Ge¬ dränge; jeder trug auf einer Tafel geschrieben
zu tanzen. Schon drehten ſie ſich raſch durch die rauſchende Menge, und Jedermann lachte voll Vergnuͤgen, als der gruͤngekleidete Narr mit der elfengleichen Diana dahin walzte. Sie tanz¬ ten zwei und dreimal um den Saal und begeg¬ neten jedesmal der roſigen Venus, deren Pur¬ purgewand flog und den mit ihr tanzenden Lys zeitweiſe halb verhuͤllte. Dieſer gruͤßte das Dia¬ nenpaar froh und zufrieden, wie man Kinder gruͤßt, welche ſich gut zu unterhalten ſcheinen, denn er war in dieſer Sache ſo verblendet, daß er ſich vollkommen unverpflichtet und frei glaubte, bloß weil er mit dem armen Maͤdchen abſichtlich noch nie von Liebe geſprochen hatte. Roſalie hingegen, welche von der fruͤheren Bewandtniß dieſes Verhaͤltniſſes nichts wußte, freute ſich uͤber das zierliche Kind und verlangte daſſelbe in ihrer Naͤhe zu haben, als Heinrich mit Anderen an einigen luſtigen Spielen, die aufgefuͤhrt wurden, theilnehmen mußte.
Kunz von der Roſen fuͤhrte an einem langen Seile alle vorhandenen Narren durch das Ge¬ draͤnge; jeder trug auf einer Tafel geſchrieben
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zu tanzen. Schon drehten ſie ſich raſch durch
die rauſchende Menge, und Jedermann lachte
voll Vergnuͤgen, als der gruͤngekleidete Narr mit
der elfengleichen Diana dahin walzte. Sie tanz¬
ten zwei und dreimal um den Saal und begeg¬
neten jedesmal der roſigen Venus, deren Pur¬
purgewand flog und den mit ihr tanzenden Lys
zeitweiſe halb verhuͤllte. Dieſer gruͤßte das Dia¬
nenpaar froh und zufrieden, wie man Kinder
gruͤßt, welche ſich gut zu unterhalten ſcheinen,
denn er war in dieſer Sache ſo verblendet, daß
er ſich vollkommen unverpflichtet und frei glaubte,
bloß weil er mit dem armen Maͤdchen abſichtlich
noch nie von Liebe geſprochen hatte. Roſalie
hingegen, welche von der fruͤheren Bewandtniß
dieſes Verhaͤltniſſes nichts wußte, freute ſich uͤber
das zierliche Kind und verlangte daſſelbe in ihrer
Naͤhe zu haben, als Heinrich mit Anderen an
einigen luſtigen Spielen, die aufgefuͤhrt wurden,
theilnehmen mußte.
Kunz von der Roſen fuͤhrte an einem langen
Seile alle vorhandenen Narren durch das Ge¬
draͤnge; jeder trug auf einer Tafel geſchrieben
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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