Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

Bild:
<< vorherige Seite

und sie hatte die fröhlichen Leute der Mummerei
eingeladen, sich auf den Mittag dort einzufinden,
bis wohin sie als bereite Wirthin ebenfalls da
sein würde. Insbesondere hatte sie viele Damen
gebeten, und diese hatten ausgemacht, da es ein¬
mal Fasching sei, in der mittelalterlichen Tracht
hinaus zu fahren; denn auch sie wünschten so
lange als möglich sich des schönen Ausnahmezu¬
standes zu erfreuen.

Erikson war nach Hause geeilt, um sich nun
gänzlich umzukleiden; mit Hülfe einer ganzen
Schneiderwerkstatt brachte er in einigen Stunden
noch ein gutes ehrbares Jägergewand zu Stande,
in welchem er hinaus eilte. Aber auch Ferdinand
war nicht müssig. Er nahm einen Wagen, kaufte
theure Stoffe ein und fuhr von Schneider zu
Schneider, jedem ein Stück in die Arbeit gebend
und dieselben zur größten Eile anspornend. In
kaum einer Stunde war die Tracht eines alt¬
orientalischen Königs fertig, von feinster weißer
Leinwand und Purpurseide. Dann fuhr er zu
einem Banquier und von da zu allen Juwelie¬
ren, den tauglichsten Schmuck aussuchend und

und ſie hatte die froͤhlichen Leute der Mummerei
eingeladen, ſich auf den Mittag dort einzufinden,
bis wohin ſie als bereite Wirthin ebenfalls da
ſein wuͤrde. Insbeſondere hatte ſie viele Damen
gebeten, und dieſe hatten ausgemacht, da es ein¬
mal Faſching ſei, in der mittelalterlichen Tracht
hinaus zu fahren; denn auch ſie wuͤnſchten ſo
lange als moͤglich ſich des ſchoͤnen Ausnahmezu¬
ſtandes zu erfreuen.

Erikſon war nach Hauſe geeilt, um ſich nun
gaͤnzlich umzukleiden; mit Huͤlfe einer ganzen
Schneiderwerkſtatt brachte er in einigen Stunden
noch ein gutes ehrbares Jaͤgergewand zu Stande,
in welchem er hinaus eilte. Aber auch Ferdinand
war nicht muͤſſig. Er nahm einen Wagen, kaufte
theure Stoffe ein und fuhr von Schneider zu
Schneider, jedem ein Stuͤck in die Arbeit gebend
und dieſelben zur groͤßten Eile anſpornend. In
kaum einer Stunde war die Tracht eines alt¬
orientaliſchen Koͤnigs fertig, von feinſter weißer
Leinwand und Purpurſeide. Dann fuhr er zu
einem Banquier und von da zu allen Juwelie¬
ren, den tauglichſten Schmuck ausſuchend und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0311" n="301"/>
und &#x017F;ie hatte die fro&#x0364;hlichen Leute der Mummerei<lb/>
eingeladen, &#x017F;ich auf den Mittag dort einzufinden,<lb/>
bis wohin &#x017F;ie als bereite Wirthin ebenfalls da<lb/>
&#x017F;ein wu&#x0364;rde. Insbe&#x017F;ondere hatte &#x017F;ie viele Damen<lb/>
gebeten, und die&#x017F;e hatten ausgemacht, da es ein¬<lb/>
mal Fa&#x017F;ching &#x017F;ei, in der mittelalterlichen Tracht<lb/>
hinaus zu fahren; denn auch &#x017F;ie wu&#x0364;n&#x017F;chten &#x017F;o<lb/>
lange als mo&#x0364;glich &#x017F;ich des &#x017F;cho&#x0364;nen Ausnahmezu¬<lb/>
&#x017F;tandes zu erfreuen.</p><lb/>
        <p>Erik&#x017F;on war nach Hau&#x017F;e geeilt, um &#x017F;ich nun<lb/>
ga&#x0364;nzlich umzukleiden; mit Hu&#x0364;lfe einer ganzen<lb/>
Schneiderwerk&#x017F;tatt brachte er in einigen Stunden<lb/>
noch ein gutes ehrbares Ja&#x0364;gergewand zu Stande,<lb/>
in welchem er hinaus eilte. Aber auch Ferdinand<lb/>
war nicht mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig. Er nahm einen Wagen, kaufte<lb/>
theure Stoffe ein und fuhr von Schneider zu<lb/>
Schneider, jedem ein Stu&#x0364;ck in die Arbeit gebend<lb/>
und die&#x017F;elben zur gro&#x0364;ßten Eile an&#x017F;pornend. In<lb/>
kaum einer Stunde war die Tracht eines alt¬<lb/>
orientali&#x017F;chen Ko&#x0364;nigs fertig, von fein&#x017F;ter weißer<lb/>
Leinwand und Purpur&#x017F;eide. Dann fuhr er zu<lb/>
einem Banquier und von da zu allen Juwelie¬<lb/>
ren, den tauglich&#x017F;ten Schmuck aus&#x017F;uchend und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0311] und ſie hatte die froͤhlichen Leute der Mummerei eingeladen, ſich auf den Mittag dort einzufinden, bis wohin ſie als bereite Wirthin ebenfalls da ſein wuͤrde. Insbeſondere hatte ſie viele Damen gebeten, und dieſe hatten ausgemacht, da es ein¬ mal Faſching ſei, in der mittelalterlichen Tracht hinaus zu fahren; denn auch ſie wuͤnſchten ſo lange als moͤglich ſich des ſchoͤnen Ausnahmezu¬ ſtandes zu erfreuen. Erikſon war nach Hauſe geeilt, um ſich nun gaͤnzlich umzukleiden; mit Huͤlfe einer ganzen Schneiderwerkſtatt brachte er in einigen Stunden noch ein gutes ehrbares Jaͤgergewand zu Stande, in welchem er hinaus eilte. Aber auch Ferdinand war nicht muͤſſig. Er nahm einen Wagen, kaufte theure Stoffe ein und fuhr von Schneider zu Schneider, jedem ein Stuͤck in die Arbeit gebend und dieſelben zur groͤßten Eile anſpornend. In kaum einer Stunde war die Tracht eines alt¬ orientaliſchen Koͤnigs fertig, von feinſter weißer Leinwand und Purpurſeide. Dann fuhr er zu einem Banquier und von da zu allen Juwelie¬ ren, den tauglichſten Schmuck ausſuchend und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/311
Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/311>, abgerufen am 22.11.2024.