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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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Arme enger zusammen und küßte ihn heißer und
heißer, bis Heinrich unwillkürlich sich regte und
sie auch in die Arme schließen wollte. Da er¬
kannte sie ihn, eilte wie wahnsinnig in's Haus
und schlug die Thür zu. Heinrich hörte, wie
sie, die Treppe hinaufgehend, sich wiederholt an
den Stufen stieß. Alles war dunkel und still in
dem romantischen Hause; die Mutter schien fest
zu schlafen, und nachdem Heinrich eine Weile
auf dem kleinen Platze, von seltsamen Empfin¬
dungen und Gedanken erfüllt, umhergegangen,
schlug er endlich den Rückweg nach dem Odeon ein.

Die Sonne ging eben auf, als er in den
Saal trat. Alle Frauen und viele ältere Männer
waren schon weggegangen; die große Menge der
Jungen aber, von höchster Lust bewegt, tummelte
sich singend durch einander und schickte sich an,
eine Reihe von Wagen zu besteigen, um unver¬
züglich, ohne auszuruhen, in's Land hineinzufah¬
ren und das Gelage in den Forsthäusern und
Waldschenken fortzusetzen, welche romantisch an
den Ufern des breiten Gebirgsstromes lagen.

Rosalie besaß in jener Gegend ein Landhaus,

Arme enger zuſammen und kuͤßte ihn heißer und
heißer, bis Heinrich unwillkuͤrlich ſich regte und
ſie auch in die Arme ſchließen wollte. Da er¬
kannte ſie ihn, eilte wie wahnſinnig in's Haus
und ſchlug die Thuͤr zu. Heinrich hoͤrte, wie
ſie, die Treppe hinaufgehend, ſich wiederholt an
den Stufen ſtieß. Alles war dunkel und ſtill in
dem romantiſchen Hauſe; die Mutter ſchien feſt
zu ſchlafen, und nachdem Heinrich eine Weile
auf dem kleinen Platze, von ſeltſamen Empfin¬
dungen und Gedanken erfuͤllt, umhergegangen,
ſchlug er endlich den Ruͤckweg nach dem Odeon ein.

Die Sonne ging eben auf, als er in den
Saal trat. Alle Frauen und viele aͤltere Maͤnner
waren ſchon weggegangen; die große Menge der
Jungen aber, von hoͤchſter Luſt bewegt, tummelte
ſich ſingend durch einander und ſchickte ſich an,
eine Reihe von Wagen zu beſteigen, um unver¬
zuͤglich, ohne auszuruhen, in's Land hineinzufah¬
ren und das Gelage in den Forſthaͤuſern und
Waldſchenken fortzuſetzen, welche romantiſch an
den Ufern des breiten Gebirgsſtromes lagen.

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[300/0310] Arme enger zuſammen und kuͤßte ihn heißer und heißer, bis Heinrich unwillkuͤrlich ſich regte und ſie auch in die Arme ſchließen wollte. Da er¬ kannte ſie ihn, eilte wie wahnſinnig in's Haus und ſchlug die Thuͤr zu. Heinrich hoͤrte, wie ſie, die Treppe hinaufgehend, ſich wiederholt an den Stufen ſtieß. Alles war dunkel und ſtill in dem romantiſchen Hauſe; die Mutter ſchien feſt zu ſchlafen, und nachdem Heinrich eine Weile auf dem kleinen Platze, von ſeltſamen Empfin¬ dungen und Gedanken erfuͤllt, umhergegangen, ſchlug er endlich den Ruͤckweg nach dem Odeon ein. Die Sonne ging eben auf, als er in den Saal trat. Alle Frauen und viele aͤltere Maͤnner waren ſchon weggegangen; die große Menge der Jungen aber, von hoͤchſter Luſt bewegt, tummelte ſich ſingend durch einander und ſchickte ſich an, eine Reihe von Wagen zu beſteigen, um unver¬ zuͤglich, ohne auszuruhen, in's Land hineinzufah¬ ren und das Gelage in den Forſthaͤuſern und Waldſchenken fortzuſetzen, welche romantiſch an den Ufern des breiten Gebirgsſtromes lagen. Roſalie beſaß in jener Gegend ein Landhaus,

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/310>, abgerufen am 21.11.2024.