ken mochte. Seither habe ich mich gewöhnt, der¬ gleichen Glücksfälle, so wie ihr Gegentheil, wenn ich nämlich ein unangenehmes Ereigniß als die Strafe für einen unmittelbar vorhergegangenen, bewußten Fehler anzusehen mich immer wieder getrieben fühle, als vollendete Thatsachen einzu¬ tragen und Gott dafür dankbar zu sein, ohne mir des Genaueren einzubilden, es sei unmittelbar und insbesondere für mich geschehen. Doch kann ich mich bei jeder Gelegenheit, wo ich mir nicht zu helfen weiß, nicht enthalten, von Neuem durch Gebet solche hübsche faits accomplis herbeizufüh¬ ren und für die Zurechtweisungen des Schicksals einen Grund in meinen Fehlern zu suchen und Gott Besserung zu geloben.
Ich wartete ungeduldig einen Tag und ging dann am darauf folgenden mit einer ganzen Last meiner bisherigen Arbeiten zu Römer. Er em¬ pfing mich freundlich zuvorkommend und besah die Sachen mit aufmerksamer Theilnahme. Da¬ bei gab er mir fortwährend guten Rath und als wir zu Ende waren, sagte er, ich müßte vor Al¬ lem die ungeschickte alte Manier, das Material
ken mochte. Seither habe ich mich gewoͤhnt, der¬ gleichen Gluͤcksfaͤlle, ſo wie ihr Gegentheil, wenn ich naͤmlich ein unangenehmes Ereigniß als die Strafe fuͤr einen unmittelbar vorhergegangenen, bewußten Fehler anzuſehen mich immer wieder getrieben fuͤhle, als vollendete Thatſachen einzu¬ tragen und Gott dafuͤr dankbar zu ſein, ohne mir des Genaueren einzubilden, es ſei unmittelbar und insbeſondere fuͤr mich geſchehen. Doch kann ich mich bei jeder Gelegenheit, wo ich mir nicht zu helfen weiß, nicht enthalten, von Neuem durch Gebet ſolche huͤbſche faits accomplis herbeizufuͤh¬ ren und fuͤr die Zurechtweiſungen des Schickſals einen Grund in meinen Fehlern zu ſuchen und Gott Beſſerung zu geloben.
Ich wartete ungeduldig einen Tag und ging dann am darauf folgenden mit einer ganzen Laſt meiner bisherigen Arbeiten zu Roͤmer. Er em¬ pfing mich freundlich zuvorkommend und beſah die Sachen mit aufmerkſamer Theilnahme. Da¬ bei gab er mir fortwaͤhrend guten Rath und als wir zu Ende waren, ſagte er, ich muͤßte vor Al¬ lem die ungeſchickte alte Manier, das Material
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ken mochte. Seither habe ich mich gewoͤhnt, der¬
gleichen Gluͤcksfaͤlle, ſo wie ihr Gegentheil, wenn
ich naͤmlich ein unangenehmes Ereigniß als die
Strafe fuͤr einen unmittelbar vorhergegangenen,
bewußten Fehler anzuſehen mich immer wieder
getrieben fuͤhle, als vollendete Thatſachen einzu¬
tragen und Gott dafuͤr dankbar zu ſein, ohne mir
des Genaueren einzubilden, es ſei unmittelbar
und insbeſondere fuͤr mich geſchehen. Doch kann
ich mich bei jeder Gelegenheit, wo ich mir nicht
zu helfen weiß, nicht enthalten, von Neuem durch
Gebet ſolche huͤbſche faits accomplis herbeizufuͤh¬
ren und fuͤr die Zurechtweiſungen des Schickſals
einen Grund in meinen Fehlern zu ſuchen und
Gott Beſſerung zu geloben.
Ich wartete ungeduldig einen Tag und ging
dann am darauf folgenden mit einer ganzen Laſt
meiner bisherigen Arbeiten zu Roͤmer. Er em¬
pfing mich freundlich zuvorkommend und beſah
die Sachen mit aufmerkſamer Theilnahme. Da¬
bei gab er mir fortwaͤhrend guten Rath und als
wir zu Ende waren, ſagte er, ich muͤßte vor Al¬
lem die ungeſchickte alte Manier, das Material
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/33>, abgerufen am 23.11.2024.
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