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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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ner harrte. Aber er fand ihn nirgends und kehrte
allein zurück.

Agnes versank in eine tiefe Erstarrung, alles
vergessend, was um sie war. Der Bergkönig und
der Winzer begannen jetzt ihren Zustand zu er¬
kennen und bewährten sich als bescheidene und
treuherzige Gesellen, welche mit herzlicher Schick¬
lichkeit ihrer schonten und zugleich mit derselben
sie aufzuwecken und zu beleben suchten.

Heinrich bot ihr an, sie nach Hause zu brin¬
gen; allein sie verweigerte es und ging nicht von
der Stelle, indem sie behauptete, Ferdinand müsse
sie nach Hause begleiten und würde gewiß noch
kommen. Sie trank nun mehrere Mal von dem
brausenden Weine, den sie in ihrem Leben noch
nie getrunken, und als derselbe seine Wärme
durch ihr Blut ergoß, wurde sie allmälig laut
und ergab sich einer selbstbetäubenden Freude. Sie
sang nun selbst mit den Gesellen und ließ eine
so wohlklingende Stimme ertönen, daß alle bezau¬
bert wurden. Sie wurde immer lustiger und
trank in kurzer Zeit einige Gläser aus.

Die drei Burschen, wenig erfahren in so be¬

ner harrte. Aber er fand ihn nirgends und kehrte
allein zuruͤck.

Agnes verſank in eine tiefe Erſtarrung, alles
vergeſſend, was um ſie war. Der Bergkoͤnig und
der Winzer begannen jetzt ihren Zuſtand zu er¬
kennen und bewaͤhrten ſich als beſcheidene und
treuherzige Geſellen, welche mit herzlicher Schick¬
lichkeit ihrer ſchonten und zugleich mit derſelben
ſie aufzuwecken und zu beleben ſuchten.

Heinrich bot ihr an, ſie nach Hauſe zu brin¬
gen; allein ſie verweigerte es und ging nicht von
der Stelle, indem ſie behauptete, Ferdinand muͤſſe
ſie nach Hauſe begleiten und wuͤrde gewiß noch
kommen. Sie trank nun mehrere Mal von dem
brauſenden Weine, den ſie in ihrem Leben noch
nie getrunken, und als derſelbe ſeine Waͤrme
durch ihr Blut ergoß, wurde ſie allmaͤlig laut
und ergab ſich einer ſelbſtbetaͤubenden Freude. Sie
ſang nun ſelbſt mit den Geſellen und ließ eine
ſo wohlklingende Stimme ertoͤnen, daß alle bezau¬
bert wurden. Sie wurde immer luſtiger und
trank in kurzer Zeit einige Glaͤſer aus.

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[340/0350] ner harrte. Aber er fand ihn nirgends und kehrte allein zuruͤck. Agnes verſank in eine tiefe Erſtarrung, alles vergeſſend, was um ſie war. Der Bergkoͤnig und der Winzer begannen jetzt ihren Zuſtand zu er¬ kennen und bewaͤhrten ſich als beſcheidene und treuherzige Geſellen, welche mit herzlicher Schick¬ lichkeit ihrer ſchonten und zugleich mit derſelben ſie aufzuwecken und zu beleben ſuchten. Heinrich bot ihr an, ſie nach Hauſe zu brin¬ gen; allein ſie verweigerte es und ging nicht von der Stelle, indem ſie behauptete, Ferdinand muͤſſe ſie nach Hauſe begleiten und wuͤrde gewiß noch kommen. Sie trank nun mehrere Mal von dem brauſenden Weine, den ſie in ihrem Leben noch nie getrunken, und als derſelbe ſeine Waͤrme durch ihr Blut ergoß, wurde ſie allmaͤlig laut und ergab ſich einer ſelbſtbetaͤubenden Freude. Sie ſang nun ſelbſt mit den Geſellen und ließ eine ſo wohlklingende Stimme ertoͤnen, daß alle bezau¬ bert wurden. Sie wurde immer luſtiger und trank in kurzer Zeit einige Glaͤſer aus. Die drei Burſchen, wenig erfahren in ſo be¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/350>, abgerufen am 21.11.2024.