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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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Gottesmacher, weil er nicht nur alle für den ka¬
tholischen Cultus nothwendigen Silbergefäße, son¬
dern auch sehr wohlgearbeitete Christusbilder in
Elfenbein verfertigte. Nebenbei war er ein
trefflicher Musikus, der mehrere Instrumente
spielte und ein Kenner der alten Kirchenmusik
sowohl, als einer Menge melancholischer Volks¬
lieder war. Diese sang er jetzt abwechselnd mit
dem Bergkönig und dem grünen Heinrich, wel¬
cher mit Agnes den kleinen Kreis vervollständigte.

Das verzweifelte Mädchen hatte sich hieher
zurückgezogen, weil sie nicht unter den anderen
Frauensleuten sein mochte, die alle glücklich waren
und sich ihres Lebens freuten. Sie saß nun
wieder stumm und still und lauschte auf die Worte
Heinrich's, welcher ihr fortwährend Hoffnung
machte und zuflüsterte, sie solle nur Geduld ha¬
ben; wenn erst diese tolle Zeit vorüber sei, so
würde sich Ferdinand schon besinnen und müsse
es, er wolle ihn dazu zwingen. Als das Geräusch
der Verlobung sich verbreitete, eilte Heinrich weg,
um Ferdinand aufzusuchen, während Agnes mit
banger Hoffnung und aufblitzender Lebenslust sei¬

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Gottesmacher, weil er nicht nur alle fuͤr den ka¬
tholiſchen Cultus nothwendigen Silbergefaͤße, ſon¬
dern auch ſehr wohlgearbeitete Chriſtusbilder in
Elfenbein verfertigte. Nebenbei war er ein
trefflicher Muſikus, der mehrere Inſtrumente
ſpielte und ein Kenner der alten Kirchenmuſik
ſowohl, als einer Menge melancholiſcher Volks¬
lieder war. Dieſe ſang er jetzt abwechſelnd mit
dem Bergkoͤnig und dem gruͤnen Heinrich, wel¬
cher mit Agnes den kleinen Kreis vervollſtaͤndigte.

Das verzweifelte Maͤdchen hatte ſich hieher
zuruͤckgezogen, weil ſie nicht unter den anderen
Frauensleuten ſein mochte, die alle gluͤcklich waren
und ſich ihres Lebens freuten. Sie ſaß nun
wieder ſtumm und ſtill und lauſchte auf die Worte
Heinrich's, welcher ihr fortwaͤhrend Hoffnung
machte und zufluͤſterte, ſie ſolle nur Geduld ha¬
ben; wenn erſt dieſe tolle Zeit voruͤber ſei, ſo
wuͤrde ſich Ferdinand ſchon beſinnen und muͤſſe
es, er wolle ihn dazu zwingen. Als das Geraͤuſch
der Verlobung ſich verbreitete, eilte Heinrich weg,
um Ferdinand aufzuſuchen, waͤhrend Agnes mit
banger Hoffnung und aufblitzender Lebensluſt ſei¬

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[339/0349] Gottesmacher, weil er nicht nur alle fuͤr den ka¬ tholiſchen Cultus nothwendigen Silbergefaͤße, ſon¬ dern auch ſehr wohlgearbeitete Chriſtusbilder in Elfenbein verfertigte. Nebenbei war er ein trefflicher Muſikus, der mehrere Inſtrumente ſpielte und ein Kenner der alten Kirchenmuſik ſowohl, als einer Menge melancholiſcher Volks¬ lieder war. Dieſe ſang er jetzt abwechſelnd mit dem Bergkoͤnig und dem gruͤnen Heinrich, wel¬ cher mit Agnes den kleinen Kreis vervollſtaͤndigte. Das verzweifelte Maͤdchen hatte ſich hieher zuruͤckgezogen, weil ſie nicht unter den anderen Frauensleuten ſein mochte, die alle gluͤcklich waren und ſich ihres Lebens freuten. Sie ſaß nun wieder ſtumm und ſtill und lauſchte auf die Worte Heinrich's, welcher ihr fortwaͤhrend Hoffnung machte und zufluͤſterte, ſie ſolle nur Geduld ha¬ ben; wenn erſt dieſe tolle Zeit voruͤber ſei, ſo wuͤrde ſich Ferdinand ſchon beſinnen und muͤſſe es, er wolle ihn dazu zwingen. Als das Geraͤuſch der Verlobung ſich verbreitete, eilte Heinrich weg, um Ferdinand aufzuſuchen, waͤhrend Agnes mit banger Hoffnung und aufblitzender Lebensluſt ſei¬ 22 *

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/349>, abgerufen am 21.11.2024.