willigkeit, welche jenes Alter den Zurechtweisungen der wahren und wohlmeinenden Autorität ent¬ gegenbringt, den Fehler bald wieder aus.
Bald fühlte ich das Bedürfniß, immer und ganz in seiner Nähe zu sein, und machte daher immer häufiger von meiner Freiheit, ihn zu be¬ suchen, Gebrauch, als er eines Tages, nachdem er mir gründlich und schon etwas strenger eine Arbeit durchgesehen, zu mir sagte: "Es würde gut für Sie sein, noch eine Zeit ganz unter der Leitung eines Lehrers zu stehen; es würde mir auch zum Vergnügen und zur Erheiterung ge¬ reichen, Ihnen meine Dienste anzubieten; da aber meine Verhältnisse leider nicht der Art sind, daß ich dies ganz ohne Entschädigung thun könnte, wenigstens wenn es nicht durchaus sein muß, so besprechen Sie sich mit Ihrer Frau Mutter, ob Sie monatlich zwei Louisd'or daran wenden wollen. Ich bleibe jedenfalls einige Zeit hier und in einem halben Jahre hoffe ich Sie so weit zu bringen, daß Sie später besser vorbereitet und selbst im Stande, einigen Erwerb zu finden, Ihre Reisen antreten könnten. Sie würden jeden
willigkeit, welche jenes Alter den Zurechtweiſungen der wahren und wohlmeinenden Autoritaͤt ent¬ gegenbringt, den Fehler bald wieder aus.
Bald fuͤhlte ich das Beduͤrfniß, immer und ganz in ſeiner Naͤhe zu ſein, und machte daher immer haͤufiger von meiner Freiheit, ihn zu be¬ ſuchen, Gebrauch, als er eines Tages, nachdem er mir gruͤndlich und ſchon etwas ſtrenger eine Arbeit durchgeſehen, zu mir ſagte: »Es wuͤrde gut fuͤr Sie ſein, noch eine Zeit ganz unter der Leitung eines Lehrers zu ſtehen; es wuͤrde mir auch zum Vergnuͤgen und zur Erheiterung ge¬ reichen, Ihnen meine Dienſte anzubieten; da aber meine Verhaͤltniſſe leider nicht der Art ſind, daß ich dies ganz ohne Entſchaͤdigung thun koͤnnte, wenigſtens wenn es nicht durchaus ſein muß, ſo beſprechen Sie ſich mit Ihrer Frau Mutter, ob Sie monatlich zwei Louisd'or daran wenden wollen. Ich bleibe jedenfalls einige Zeit hier und in einem halben Jahre hoffe ich Sie ſo weit zu bringen, daß Sie ſpaͤter beſſer vorbereitet und ſelbſt im Stande, einigen Erwerb zu finden, Ihre Reiſen antreten koͤnnten. Sie wuͤrden jeden
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0036"n="26"/>
willigkeit, welche jenes Alter den Zurechtweiſungen<lb/>
der wahren und wohlmeinenden Autoritaͤt ent¬<lb/>
gegenbringt, den Fehler bald wieder aus.</p><lb/><p>Bald fuͤhlte ich das Beduͤrfniß, immer und<lb/>
ganz in ſeiner Naͤhe zu ſein, und machte daher<lb/>
immer haͤufiger von meiner Freiheit, ihn zu be¬<lb/>ſuchen, Gebrauch, als er eines Tages, nachdem<lb/>
er mir gruͤndlich und ſchon etwas ſtrenger eine<lb/>
Arbeit durchgeſehen, zu mir ſagte: »Es wuͤrde<lb/>
gut fuͤr Sie ſein, noch eine Zeit ganz unter der<lb/>
Leitung eines Lehrers zu ſtehen; es wuͤrde mir<lb/>
auch zum Vergnuͤgen und zur Erheiterung ge¬<lb/>
reichen, Ihnen meine Dienſte anzubieten; da<lb/>
aber meine Verhaͤltniſſe leider nicht der Art ſind,<lb/>
daß ich dies ganz ohne Entſchaͤdigung thun koͤnnte,<lb/>
wenigſtens wenn es nicht durchaus ſein muß, ſo<lb/>
beſprechen Sie ſich mit Ihrer Frau Mutter, ob<lb/>
Sie monatlich zwei Louisd'or daran wenden<lb/>
wollen. Ich bleibe jedenfalls einige Zeit hier<lb/>
und in einem halben Jahre hoffe ich Sie ſo weit<lb/>
zu bringen, daß Sie ſpaͤter beſſer vorbereitet und<lb/>ſelbſt im Stande, einigen Erwerb zu finden, Ihre<lb/>
Reiſen antreten koͤnnten. Sie wuͤrden jeden<lb/></p></div></body></text></TEI>
[26/0036]
willigkeit, welche jenes Alter den Zurechtweiſungen
der wahren und wohlmeinenden Autoritaͤt ent¬
gegenbringt, den Fehler bald wieder aus.
Bald fuͤhlte ich das Beduͤrfniß, immer und
ganz in ſeiner Naͤhe zu ſein, und machte daher
immer haͤufiger von meiner Freiheit, ihn zu be¬
ſuchen, Gebrauch, als er eines Tages, nachdem
er mir gruͤndlich und ſchon etwas ſtrenger eine
Arbeit durchgeſehen, zu mir ſagte: »Es wuͤrde
gut fuͤr Sie ſein, noch eine Zeit ganz unter der
Leitung eines Lehrers zu ſtehen; es wuͤrde mir
auch zum Vergnuͤgen und zur Erheiterung ge¬
reichen, Ihnen meine Dienſte anzubieten; da
aber meine Verhaͤltniſſe leider nicht der Art ſind,
daß ich dies ganz ohne Entſchaͤdigung thun koͤnnte,
wenigſtens wenn es nicht durchaus ſein muß, ſo
beſprechen Sie ſich mit Ihrer Frau Mutter, ob
Sie monatlich zwei Louisd'or daran wenden
wollen. Ich bleibe jedenfalls einige Zeit hier
und in einem halben Jahre hoffe ich Sie ſo weit
zu bringen, daß Sie ſpaͤter beſſer vorbereitet und
ſelbſt im Stande, einigen Erwerb zu finden, Ihre
Reiſen antreten koͤnnten. Sie wuͤrden jeden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/36>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.