welche ein erster Anlauf giebt, und als ich sie ihm brachte, sagte er: "Das geht ja vortrefflich, ganz gut!" An diesem Tage lud er mich ein, da das Wetter sehr schön war, einen Spaziergang mit ihm zu machen, und auf diesem verband er das, was ich in seinem Hause bereits eingesehen, mit der lebendigen Natur, und dazwischen sprach er vertraulich über andere Dinge, Menschen und Verhältnisse, welche vorkamen, bald scharf kritisch, bald scherzend, so daß ich mit einem Male einen zuverlässigen Lehrer und einen unterhaltenden und umgänglichen Freund besaß. Ich erzählte ihm Vieles von meinen Verhältnissen und Ge¬ schichten, fast Alles, mit Ausnahme der Anna und Judith, und er faßte Alles so auf, wie ich nur wünschen konnte, vom Standpunkte eines freien und erfahrenen Menschen und als Künstler. So stellte sich schnell ein ungezwungener Um¬ gang her, bei welchem ich mich ganz konnte gehen lassen und keinen Einfall zu unterdrücken brauchte, ohne daß ich die Bescheidenheit und Ehrerbietung zu sehr verletzte, und wenn ich dies that, so glich die widerspruchslose Bereit¬
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welche ein erſter Anlauf giebt, und als ich ſie ihm brachte, ſagte er: »Das geht ja vortrefflich, ganz gut!« An dieſem Tage lud er mich ein, da das Wetter ſehr ſchoͤn war, einen Spaziergang mit ihm zu machen, und auf dieſem verband er das, was ich in ſeinem Hauſe bereits eingeſehen, mit der lebendigen Natur, und dazwiſchen ſprach er vertraulich uͤber andere Dinge, Menſchen und Verhaͤltniſſe, welche vorkamen, bald ſcharf kritiſch, bald ſcherzend, ſo daß ich mit einem Male einen zuverlaͤſſigen Lehrer und einen unterhaltenden und umgaͤnglichen Freund beſaß. Ich erzaͤhlte ihm Vieles von meinen Verhaͤltniſſen und Ge¬ ſchichten, faſt Alles, mit Ausnahme der Anna und Judith, und er faßte Alles ſo auf, wie ich nur wuͤnſchen konnte, vom Standpunkte eines freien und erfahrenen Menſchen und als Kuͤnſtler. So ſtellte ſich ſchnell ein ungezwungener Um¬ gang her, bei welchem ich mich ganz konnte gehen laſſen und keinen Einfall zu unterdruͤcken brauchte, ohne daß ich die Beſcheidenheit und Ehrerbietung zu ſehr verletzte, und wenn ich dies that, ſo glich die widerſpruchsloſe Bereit¬
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welche ein erſter Anlauf giebt, und als ich ſie
ihm brachte, ſagte er: »Das geht ja vortrefflich,
ganz gut!« An dieſem Tage lud er mich ein, da
das Wetter ſehr ſchoͤn war, einen Spaziergang
mit ihm zu machen, und auf dieſem verband er
das, was ich in ſeinem Hauſe bereits eingeſehen,
mit der lebendigen Natur, und dazwiſchen ſprach
er vertraulich uͤber andere Dinge, Menſchen und
Verhaͤltniſſe, welche vorkamen, bald ſcharf kritiſch,
bald ſcherzend, ſo daß ich mit einem Male einen
zuverlaͤſſigen Lehrer und einen unterhaltenden
und umgaͤnglichen Freund beſaß. Ich erzaͤhlte
ihm Vieles von meinen Verhaͤltniſſen und Ge¬
ſchichten, faſt Alles, mit Ausnahme der Anna
und Judith, und er faßte Alles ſo auf, wie ich
nur wuͤnſchen konnte, vom Standpunkte eines
freien und erfahrenen Menſchen und als Kuͤnſtler.
So ſtellte ſich ſchnell ein ungezwungener Um¬
gang her, bei welchem ich mich ganz konnte
gehen laſſen und keinen Einfall zu unterdruͤcken
brauchte, ohne daß ich die Beſcheidenheit und
Ehrerbietung zu ſehr verletzte, und wenn ich
dies that, ſo glich die widerſpruchsloſe Bereit¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/35>, abgerufen am 30.01.2025.
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