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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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sind nicht der erste Hexenmeister, welcher der
Natur und seinem Lehrer ein X für ein U
machen will!"

Doch rückte ich allmälig vorwärts; aber leider
muß ich gestehen, daß mehr ein äußerer Ehrgeiz
mich dazu antrieb, als eine innere Treue. Denn
es war mir hauptsächlich darum zu thun, daß
die Arbeiten, welche ich selbst nach der Natur
machte, nicht zu sehr zurückstehen möchten gegen
meine copirte Sammlung, und recht bald ein
geistiges Eigenthum von einigem Werth zu haben.
Ich gelangte auch im Laufe des Sommers in
Besitz von einem Dutzend starker und solider
Papierbogen, auf welchen sich ansehnliche Baum¬
gruppen, Steingerölle und Buschwerke ziemlich
keck und sachgemäß darstellten, die einen Vorrath
von guten Motiven enthielten, die Spuren der
Natur und einer künstlerischen Leitung zeigten
und desnahen, wenn sie auch weit entfernt waren,
etwas Meisterhaftes zu verrathen, doch als eine
erste ordentliche Grundlage zu der Mappe eines
Künstlers betrachtet werden konnten, welche man
nicht nur der Erinnerung, sondern auch der fort¬

ſind nicht der erſte Hexenmeiſter, welcher der
Natur und ſeinem Lehrer ein X fuͤr ein U
machen will!«

Doch ruͤckte ich allmaͤlig vorwaͤrts; aber leider
muß ich geſtehen, daß mehr ein aͤußerer Ehrgeiz
mich dazu antrieb, als eine innere Treue. Denn
es war mir hauptſaͤchlich darum zu thun, daß
die Arbeiten, welche ich ſelbſt nach der Natur
machte, nicht zu ſehr zuruͤckſtehen moͤchten gegen
meine copirte Sammlung, und recht bald ein
geiſtiges Eigenthum von einigem Werth zu haben.
Ich gelangte auch im Laufe des Sommers in
Beſitz von einem Dutzend ſtarker und ſolider
Papierbogen, auf welchen ſich anſehnliche Baum¬
gruppen, Steingeroͤlle und Buſchwerke ziemlich
keck und ſachgemaͤß darſtellten, die einen Vorrath
von guten Motiven enthielten, die Spuren der
Natur und einer kuͤnſtleriſchen Leitung zeigten
und desnahen, wenn ſie auch weit entfernt waren,
etwas Meiſterhaftes zu verrathen, doch als eine
erſte ordentliche Grundlage zu der Mappe eines
Kuͤnſtlers betrachtet werden konnten, welche man
nicht nur der Erinnerung, ſondern auch der fort¬

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[40/0050] ſind nicht der erſte Hexenmeiſter, welcher der Natur und ſeinem Lehrer ein X fuͤr ein U machen will!« Doch ruͤckte ich allmaͤlig vorwaͤrts; aber leider muß ich geſtehen, daß mehr ein aͤußerer Ehrgeiz mich dazu antrieb, als eine innere Treue. Denn es war mir hauptſaͤchlich darum zu thun, daß die Arbeiten, welche ich ſelbſt nach der Natur machte, nicht zu ſehr zuruͤckſtehen moͤchten gegen meine copirte Sammlung, und recht bald ein geiſtiges Eigenthum von einigem Werth zu haben. Ich gelangte auch im Laufe des Sommers in Beſitz von einem Dutzend ſtarker und ſolider Papierbogen, auf welchen ſich anſehnliche Baum¬ gruppen, Steingeroͤlle und Buſchwerke ziemlich keck und ſachgemaͤß darſtellten, die einen Vorrath von guten Motiven enthielten, die Spuren der Natur und einer kuͤnſtleriſchen Leitung zeigten und desnahen, wenn ſie auch weit entfernt waren, etwas Meiſterhaftes zu verrathen, doch als eine erſte ordentliche Grundlage zu der Mappe eines Kuͤnſtlers betrachtet werden konnten, welche man nicht nur der Erinnerung, ſondern auch der fort¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/50>, abgerufen am 03.12.2024.