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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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dauernden Nutzbarkeit wegen aufbewahren mag.
In diesen Blättern war dann noch diese oder
jene Lieblingsstelle, wo ich einen glücklichen Ton
getroffen und der Natur einen guten Blick abge¬
lauscht, ohne es zu wissen, irgend ein gutes
Grünlich-Grau oder ein deutliches Sonnenlicht
auf einem schwärzlichen Steine, womit Römer
so zufrieden war, daß er es der Brauchbarkeit
halber für sich copirte. Er konnte dies unbe¬
schadet seiner Strenge thun: denn ich durfte nur
einen Blick auf seine eigenen Studien werfen,
welche er in diesem Sommer machte, so verging
nur alle Ueberhebung, und wenn ich noch so viel
Freude an meinen Schülerwerken empfand, so
war diese Freude noch viel größer und schöner,
wenn ich Römer's glänzende und meisterhafte
Arbeiten sah. Aber düster und einsilbig legte er
sie zu seinen übrigen Sachen, als ob er sagen
wollte: Was hilft das Zeug! während ich die
meinigen mit stolzer Hoffnung aufbewahrte und
die Zeit nahe sah, wo ich eben solche Meisterwerke
mein nennen würde.

Neben den ausgeführten Studien sammelte

dauernden Nutzbarkeit wegen aufbewahren mag.
In dieſen Blaͤttern war dann noch dieſe oder
jene Lieblingsſtelle, wo ich einen gluͤcklichen Ton
getroffen und der Natur einen guten Blick abge¬
lauſcht, ohne es zu wiſſen, irgend ein gutes
Gruͤnlich-Grau oder ein deutliches Sonnenlicht
auf einem ſchwaͤrzlichen Steine, womit Roͤmer
ſo zufrieden war, daß er es der Brauchbarkeit
halber fuͤr ſich copirte. Er konnte dies unbe¬
ſchadet ſeiner Strenge thun: denn ich durfte nur
einen Blick auf ſeine eigenen Studien werfen,
welche er in dieſem Sommer machte, ſo verging
nur alle Ueberhebung, und wenn ich noch ſo viel
Freude an meinen Schuͤlerwerken empfand, ſo
war dieſe Freude noch viel groͤßer und ſchoͤner,
wenn ich Roͤmer's glaͤnzende und meiſterhafte
Arbeiten ſah. Aber duͤſter und einſilbig legte er
ſie zu ſeinen uͤbrigen Sachen, als ob er ſagen
wollte: Was hilft das Zeug! waͤhrend ich die
meinigen mit ſtolzer Hoffnung aufbewahrte und
die Zeit nahe ſah, wo ich eben ſolche Meiſterwerke
mein nennen wuͤrde.

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[41/0051] dauernden Nutzbarkeit wegen aufbewahren mag. In dieſen Blaͤttern war dann noch dieſe oder jene Lieblingsſtelle, wo ich einen gluͤcklichen Ton getroffen und der Natur einen guten Blick abge¬ lauſcht, ohne es zu wiſſen, irgend ein gutes Gruͤnlich-Grau oder ein deutliches Sonnenlicht auf einem ſchwaͤrzlichen Steine, womit Roͤmer ſo zufrieden war, daß er es der Brauchbarkeit halber fuͤr ſich copirte. Er konnte dies unbe¬ ſchadet ſeiner Strenge thun: denn ich durfte nur einen Blick auf ſeine eigenen Studien werfen, welche er in dieſem Sommer machte, ſo verging nur alle Ueberhebung, und wenn ich noch ſo viel Freude an meinen Schuͤlerwerken empfand, ſo war dieſe Freude noch viel groͤßer und ſchoͤner, wenn ich Roͤmer's glaͤnzende und meiſterhafte Arbeiten ſah. Aber duͤſter und einſilbig legte er ſie zu ſeinen uͤbrigen Sachen, als ob er ſagen wollte: Was hilft das Zeug! waͤhrend ich die meinigen mit ſtolzer Hoffnung aufbewahrte und die Zeit nahe ſah, wo ich eben ſolche Meiſterwerke mein nennen wuͤrde. Neben den ausgefuͤhrten Studien ſammelte

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/51>, abgerufen am 23.11.2024.