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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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Menge Knochen und Luftröhrenfragmente in die
Wagschale warfen, so daß es die Frau Elisabeth
Lee fast nicht mit ansehen konnte. Wenn sie
die Herrin solcher Mädchen gewesen wäre, so hät¬
ten diese ihre Verliebtheit an den Fleischbänken
theuer büßen und jedenfalls die Knorpel und
Röhren der falschen trügerischen Gesellen selbst
essen müssen. Allein es ist dafür gesorgt, daß
die Bäume nicht in den Himmel wachsen, und
diejenige, welche von allen anwesenden Frauen
vielleicht die böseste und strengste gewesen wäre,
hatte dermalen nicht mehr Macht, als über ihr
eigenes Pfündlein Fleisch, das sie mit Umsicht
und Ausdauer einkaufte. Sobald sie es im Körb¬
chen hatte, richtete sie ihren Gang nach dem Ge¬
müsemarkt am Wasser und erlabte ihre Augen an
dem Grün, an den frischen Früchten, welche aus
Gärten und Fluren hereingebracht waren. Sie
wandelte von Korb zu Korb und über die schwan¬
ken Bretter von Schiff zu Schiff, das aufge¬
häufte Wachsthum übersehend und an dessen
Schönheit und Billigkeit die Wohlfahrt des Staa¬
tes und dessen innewohnende Gerechtigkeit ermes¬

Menge Knochen und Luftroͤhrenfragmente in die
Wagſchale warfen, ſo daß es die Frau Eliſabeth
Lee faſt nicht mit anſehen konnte. Wenn ſie
die Herrin ſolcher Maͤdchen geweſen waͤre, ſo haͤt¬
ten dieſe ihre Verliebtheit an den Fleiſchbaͤnken
theuer buͤßen und jedenfalls die Knorpel und
Roͤhren der falſchen truͤgeriſchen Geſellen ſelbſt
eſſen muͤſſen. Allein es iſt dafuͤr geſorgt, daß
die Baͤume nicht in den Himmel wachſen, und
diejenige, welche von allen anweſenden Frauen
vielleicht die boͤſeſte und ſtrengſte geweſen waͤre,
hatte dermalen nicht mehr Macht, als uͤber ihr
eigenes Pfuͤndlein Fleiſch, das ſie mit Umſicht
und Ausdauer einkaufte. Sobald ſie es im Koͤrb¬
chen hatte, richtete ſie ihren Gang nach dem Ge¬
muͤſemarkt am Waſſer und erlabte ihre Augen an
dem Gruͤn, an den friſchen Fruͤchten, welche aus
Gaͤrten und Fluren hereingebracht waren. Sie
wandelte von Korb zu Korb und uͤber die ſchwan¬
ken Bretter von Schiff zu Schiff, das aufge¬
haͤufte Wachsthum uͤberſehend und an deſſen
Schoͤnheit und Billigkeit die Wohlfahrt des Staa¬
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[106/0116] Menge Knochen und Luftroͤhrenfragmente in die Wagſchale warfen, ſo daß es die Frau Eliſabeth Lee faſt nicht mit anſehen konnte. Wenn ſie die Herrin ſolcher Maͤdchen geweſen waͤre, ſo haͤt¬ ten dieſe ihre Verliebtheit an den Fleiſchbaͤnken theuer buͤßen und jedenfalls die Knorpel und Roͤhren der falſchen truͤgeriſchen Geſellen ſelbſt eſſen muͤſſen. Allein es iſt dafuͤr geſorgt, daß die Baͤume nicht in den Himmel wachſen, und diejenige, welche von allen anweſenden Frauen vielleicht die boͤſeſte und ſtrengſte geweſen waͤre, hatte dermalen nicht mehr Macht, als uͤber ihr eigenes Pfuͤndlein Fleiſch, das ſie mit Umſicht und Ausdauer einkaufte. Sobald ſie es im Koͤrb¬ chen hatte, richtete ſie ihren Gang nach dem Ge¬ muͤſemarkt am Waſſer und erlabte ihre Augen an dem Gruͤn, an den friſchen Fruͤchten, welche aus Gaͤrten und Fluren hereingebracht waren. Sie wandelte von Korb zu Korb und uͤber die ſchwan¬ ken Bretter von Schiff zu Schiff, das aufge¬ haͤufte Wachsthum uͤberſehend und an deſſen Schoͤnheit und Billigkeit die Wohlfahrt des Staa¬ tes und deſſen innewohnende Gerechtigkeit ermeſ¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/116>, abgerufen am 28.11.2024.