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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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die fremden Menschen beeinträchtige, mit Allem,
was einem angehört und also auch mit dem Gute
seiner Angehörigen einzustehen und von diesen
zuerst zu verlangen, volles Vertrauen in das
Dasein der Ihrigen zu setzen und mit denselben
zu stehen oder zu fallen.

Die Mutter erschrak heftig über seinen Brief;
statt desselben hatte sie den Sohn selber bald er¬
wartet und jetzt schien Alles wieder in Frage ge¬
stellt. Jedoch da er ja mehrere Jahre älter war,
in der Fremde lebte unter so viel gescheidten Leu¬
ten, und besonders da sie erfuhr, daß er Manches
lerne und studire und so doch noch von der
wenig empfohlenen Künstlerei abzukommen schien,
hauptsächlich aber weil in ihm der gleiche Trieb,
etwas zu werden, wie im verstorbenen Vater zu
leben schien und sie selbst ja sich nur als eine
Vermittelung zwischen diesen beiden Gliedern be¬
trachtete, zuletzt aber auch einzig und allein, weil
das Kind dessen bedürftig war und es forderte,
so traf sie unverweilt Anstalten, dem Verlangen
zu genügen. Die Ersparnisse wollten aber dies¬
mal nicht viel sagen und sie mußte, um die an¬

die fremden Menſchen beeintraͤchtige, mit Allem,
was einem angehoͤrt und alſo auch mit dem Gute
ſeiner Angehoͤrigen einzuſtehen und von dieſen
zuerſt zu verlangen, volles Vertrauen in das
Daſein der Ihrigen zu ſetzen und mit denſelben
zu ſtehen oder zu fallen.

Die Mutter erſchrak heftig uͤber ſeinen Brief;
ſtatt deſſelben hatte ſie den Sohn ſelber bald er¬
wartet und jetzt ſchien Alles wieder in Frage ge¬
ſtellt. Jedoch da er ja mehrere Jahre aͤlter war,
in der Fremde lebte unter ſo viel geſcheidten Leu¬
ten, und beſonders da ſie erfuhr, daß er Manches
lerne und ſtudire und ſo doch noch von der
wenig empfohlenen Kuͤnſtlerei abzukommen ſchien,
hauptſaͤchlich aber weil in ihm der gleiche Trieb,
etwas zu werden, wie im verſtorbenen Vater zu
leben ſchien und ſie ſelbſt ja ſich nur als eine
Vermittelung zwiſchen dieſen beiden Gliedern be¬
trachtete, zuletzt aber auch einzig und allein, weil
das Kind deſſen beduͤrftig war und es forderte,
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[151/0161] die fremden Menſchen beeintraͤchtige, mit Allem, was einem angehoͤrt und alſo auch mit dem Gute ſeiner Angehoͤrigen einzuſtehen und von dieſen zuerſt zu verlangen, volles Vertrauen in das Daſein der Ihrigen zu ſetzen und mit denſelben zu ſtehen oder zu fallen. Die Mutter erſchrak heftig uͤber ſeinen Brief; ſtatt deſſelben hatte ſie den Sohn ſelber bald er¬ wartet und jetzt ſchien Alles wieder in Frage ge¬ ſtellt. Jedoch da er ja mehrere Jahre aͤlter war, in der Fremde lebte unter ſo viel geſcheidten Leu¬ ten, und beſonders da ſie erfuhr, daß er Manches lerne und ſtudire und ſo doch noch von der wenig empfohlenen Kuͤnſtlerei abzukommen ſchien, hauptſaͤchlich aber weil in ihm der gleiche Trieb, etwas zu werden, wie im verſtorbenen Vater zu leben ſchien und ſie ſelbſt ja ſich nur als eine Vermittelung zwiſchen dieſen beiden Gliedern be¬ trachtete, zuletzt aber auch einzig und allein, weil das Kind deſſen beduͤrftig war und es forderte, ſo traf ſie unverweilt Anſtalten, dem Verlangen zu genuͤgen. Die Erſparniſſe wollten aber dies¬ mal nicht viel ſagen und ſie mußte, um die an¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/161>, abgerufen am 30.11.2024.