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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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Kaiser von Rußland unschädlich machen möge,
oder daß er den Amerikanern über die Calamität
der Sklavenfrage auf eine gute Weise hinweg¬
helfen möchte, damit die Republik und Hoffnung
der Welt nicht in Gefahr käme und dergleichen
Dinge mehr. Jetzt aber widersetzte er sich nicht mehr,
um seine Lebensnahrung zu beten; doch benahm
er sich noch höchst manierlich und anständig da¬
bei, indem er trotz seines bedenklichen Zustandes
erst bei der Bitte für die Mutter anfing, dann
einige andere edlere Punkte vorbrachte und dann
erst mit der Eßfrage hervorrückte; jedoch nicht
sowohl, um den lieben Gott hinter das Licht zu
führen, als um zwangsweise den allgemeinen An¬
stand zu wahren, auch vor sich selbst.

Jedoch betete er nicht etwa laut, sondern es
war mehr ein stilles Zusammenfassen seiner Ge¬
danken und er dachte das Gebet nur, und trotzdem
war es ihm ganz seltsam zu Muthe, sich wieder
einmal persönlich an Gott zu wenden, welchen er
zwar nicht vergessen oder aufgegeben, aber etwas auf
sich beruhen gelassen und unter ihm einstweilen alle
ewige Weltordnung und Vorsehung gedacht hatte.

Kaiſer von Rußland unſchaͤdlich machen moͤge,
oder daß er den Amerikanern uͤber die Calamitaͤt
der Sklavenfrage auf eine gute Weiſe hinweg¬
helfen moͤchte, damit die Republik und Hoffnung
der Welt nicht in Gefahr kaͤme und dergleichen
Dinge mehr. Jetzt aber widerſetzte er ſich nicht mehr,
um ſeine Lebensnahrung zu beten; doch benahm
er ſich noch hoͤchſt manierlich und anſtaͤndig da¬
bei, indem er trotz ſeines bedenklichen Zuſtandes
erſt bei der Bitte fuͤr die Mutter anfing, dann
einige andere edlere Punkte vorbrachte und dann
erſt mit der Eßfrage hervorruͤckte; jedoch nicht
ſowohl, um den lieben Gott hinter das Licht zu
fuͤhren, als um zwangsweiſe den allgemeinen An¬
ſtand zu wahren, auch vor ſich ſelbſt.

Jedoch betete er nicht etwa laut, ſondern es
war mehr ein ſtilles Zuſammenfaſſen ſeiner Ge¬
danken und er dachte das Gebet nur, und trotzdem
war es ihm ganz ſeltſam zu Muthe, ſich wieder
einmal perſoͤnlich an Gott zu wenden, welchen er
zwar nicht vergeſſen oder aufgegeben, aber etwas auf
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[159/0169] Kaiſer von Rußland unſchaͤdlich machen moͤge, oder daß er den Amerikanern uͤber die Calamitaͤt der Sklavenfrage auf eine gute Weiſe hinweg¬ helfen moͤchte, damit die Republik und Hoffnung der Welt nicht in Gefahr kaͤme und dergleichen Dinge mehr. Jetzt aber widerſetzte er ſich nicht mehr, um ſeine Lebensnahrung zu beten; doch benahm er ſich noch hoͤchſt manierlich und anſtaͤndig da¬ bei, indem er trotz ſeines bedenklichen Zuſtandes erſt bei der Bitte fuͤr die Mutter anfing, dann einige andere edlere Punkte vorbrachte und dann erſt mit der Eßfrage hervorruͤckte; jedoch nicht ſowohl, um den lieben Gott hinter das Licht zu fuͤhren, als um zwangsweiſe den allgemeinen An¬ ſtand zu wahren, auch vor ſich ſelbſt. Jedoch betete er nicht etwa laut, ſondern es war mehr ein ſtilles Zuſammenfaſſen ſeiner Ge¬ danken und er dachte das Gebet nur, und trotzdem war es ihm ganz ſeltſam zu Muthe, ſich wieder einmal perſoͤnlich an Gott zu wenden, welchen er zwar nicht vergeſſen oder aufgegeben, aber etwas auf ſich beruhen gelaſſen und unter ihm einſtweilen alle ewige Weltordnung und Vorſehung gedacht hatte.

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/169>, abgerufen am 29.11.2024.