her das Erbe eines schönen, frommen und näh¬ renden Heimwesens zu, durch den Schutz der ge¬ benedeiten Jungfrau. Ich hatte nun reichlicher zu leben und durfte, einigen künstlerischen Nei¬ gungen folgend, mit denen ich versehen bin, auf einige Jahre hierher kommen, um in dieser gut katholischen Stadt mein Handwerk durch etwas gute Bildnerei verbessern zu lernen. Die vorge¬ setzte Zeit ist nun vorüber, ich kehre nächstens an den schönen Strom zurück, wo Kirchen, Klöster und vornehme Prälaten meine Arbeiten begehren. Mein Gut liegt zwischen zwei uralten Städtchen am sonnigen Abhang, aus dem Hause tritt man in den Garten und schaut den goldenen Rhein¬ gau hinauf und hinunter, Thürme und Felsen schwimmen in bläulichem Dufte, durch welchen sich das glänzende Wasser zieht; hinter dem Hause legt sich der edle, einträgliche Wein, der mir Gut und Freude bringt, an den aufsteigenden Berg, und oben steht eine Kapelle unserer lieben Frau, die weit über die Gauen, Wälder und in die Berge hineinschaut und sich in's letzte Abendroth taucht. Dicht daneben habe ich ein kleines Lust¬
her das Erbe eines ſchoͤnen, frommen und naͤh¬ renden Heimweſens zu, durch den Schutz der ge¬ benedeiten Jungfrau. Ich hatte nun reichlicher zu leben und durfte, einigen kuͤnſtleriſchen Nei¬ gungen folgend, mit denen ich verſehen bin, auf einige Jahre hierher kommen, um in dieſer gut katholiſchen Stadt mein Handwerk durch etwas gute Bildnerei verbeſſern zu lernen. Die vorge¬ ſetzte Zeit iſt nun voruͤber, ich kehre naͤchſtens an den ſchoͤnen Strom zuruͤck, wo Kirchen, Kloͤſter und vornehme Praͤlaten meine Arbeiten begehren. Mein Gut liegt zwiſchen zwei uralten Staͤdtchen am ſonnigen Abhang, aus dem Hauſe tritt man in den Garten und ſchaut den goldenen Rhein¬ gau hinauf und hinunter, Thuͤrme und Felſen ſchwimmen in blaͤulichem Dufte, durch welchen ſich das glaͤnzende Waſſer zieht; hinter dem Hauſe legt ſich der edle, eintraͤgliche Wein, der mir Gut und Freude bringt, an den aufſteigenden Berg, und oben ſteht eine Kapelle unſerer lieben Frau, die weit uͤber die Gauen, Waͤlder und in die Berge hineinſchaut und ſich in's letzte Abendroth taucht. Dicht daneben habe ich ein kleines Luſt¬
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her das Erbe eines ſchoͤnen, frommen und naͤh¬
renden Heimweſens zu, durch den Schutz der ge¬
benedeiten Jungfrau. Ich hatte nun reichlicher
zu leben und durfte, einigen kuͤnſtleriſchen Nei¬
gungen folgend, mit denen ich verſehen bin, auf
einige Jahre hierher kommen, um in dieſer gut
katholiſchen Stadt mein Handwerk durch etwas
gute Bildnerei verbeſſern zu lernen. Die vorge¬
ſetzte Zeit iſt nun voruͤber, ich kehre naͤchſtens an
den ſchoͤnen Strom zuruͤck, wo Kirchen, Kloͤſter
und vornehme Praͤlaten meine Arbeiten begehren.
Mein Gut liegt zwiſchen zwei uralten Staͤdtchen
am ſonnigen Abhang, aus dem Hauſe tritt man
in den Garten und ſchaut den goldenen Rhein¬
gau hinauf und hinunter, Thuͤrme und Felſen
ſchwimmen in blaͤulichem Dufte, durch welchen
ſich das glaͤnzende Waſſer zieht; hinter dem Hauſe
legt ſich der edle, eintraͤgliche Wein, der mir Gut
und Freude bringt, an den aufſteigenden Berg,
und oben ſteht eine Kapelle unſerer lieben Frau,
die weit uͤber die Gauen, Waͤlder und in die
Berge hineinſchaut und ſich in's letzte Abendroth
taucht. Dicht daneben habe ich ein kleines Luſt¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/18>, abgerufen am 03.12.2024.
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