häuschen gebaut und unter demselben einen klei¬ nen Keller in den Felsen gehauen, wo stets ein Dutzend Flaschen klaren Weins liegen. Wenn ich nun einen neuen kunstreichen Kelch fertig habe, so steige ich, eh' ich ihn inwendig vergolde, hier hinauf, und nachdem ich der Jungfrau meinen Dank abgestattet für ihre Hülfe bei der Arbeit, probire und weihe ich das Gefäß in dem luftigen Häuschen, und leere es drei, auch wohl vier Mal auf das Wohl aller Heiligen und aller un¬ schuldigen frohen Leute. Ich führe dies hier an, weil ich damit meine Schwäche bekenne, daß ich nämlich bis jetzt ein bischen viel Wein getrunken habe, zwar nie so viel, daß ich nicht jenen Berg wieder allein hätte hinunter gehen können, so steil er auch ist. Meine Silberarbeit, Musik und Wein sind meine einzige Freude gewesen und meine schönsten Tage die sonnigen Kirchentage der Mutter Gottes, wenn ich zu ihrem Preise auf dem Chore der benachbarten Kirchen spielte, während unten am belaubten und bekränzten Al¬ tare meine Gefäße glänzten. Ein klingendes und singendes Weinräuschchen an heiterer Pfaffentafel,
haͤuschen gebaut und unter demſelben einen klei¬ nen Keller in den Felſen gehauen, wo ſtets ein Dutzend Flaſchen klaren Weins liegen. Wenn ich nun einen neuen kunſtreichen Kelch fertig habe, ſo ſteige ich, eh' ich ihn inwendig vergolde, hier hinauf, und nachdem ich der Jungfrau meinen Dank abgeſtattet fuͤr ihre Huͤlfe bei der Arbeit, probire und weihe ich das Gefaͤß in dem luftigen Haͤuschen, und leere es drei, auch wohl vier Mal auf das Wohl aller Heiligen und aller un¬ ſchuldigen frohen Leute. Ich fuͤhre dies hier an, weil ich damit meine Schwaͤche bekenne, daß ich naͤmlich bis jetzt ein bischen viel Wein getrunken habe, zwar nie ſo viel, daß ich nicht jenen Berg wieder allein haͤtte hinunter gehen koͤnnen, ſo ſteil er auch iſt. Meine Silberarbeit, Muſik und Wein ſind meine einzige Freude geweſen und meine ſchoͤnſten Tage die ſonnigen Kirchentage der Mutter Gottes, wenn ich zu ihrem Preiſe auf dem Chore der benachbarten Kirchen ſpielte, waͤhrend unten am belaubten und bekraͤnzten Al¬ tare meine Gefaͤße glaͤnzten. Ein klingendes und ſingendes Weinraͤuſchchen an heiterer Pfaffentafel,
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haͤuschen gebaut und unter demſelben einen klei¬
nen Keller in den Felſen gehauen, wo ſtets ein
Dutzend Flaſchen klaren Weins liegen. Wenn
ich nun einen neuen kunſtreichen Kelch fertig habe,
ſo ſteige ich, eh' ich ihn inwendig vergolde, hier
hinauf, und nachdem ich der Jungfrau meinen
Dank abgeſtattet fuͤr ihre Huͤlfe bei der Arbeit,
probire und weihe ich das Gefaͤß in dem luftigen
Haͤuschen, und leere es drei, auch wohl vier
Mal auf das Wohl aller Heiligen und aller un¬
ſchuldigen frohen Leute. Ich fuͤhre dies hier an,
weil ich damit meine Schwaͤche bekenne, daß ich
naͤmlich bis jetzt ein bischen viel Wein getrunken
habe, zwar nie ſo viel, daß ich nicht jenen Berg
wieder allein haͤtte hinunter gehen koͤnnen, ſo
ſteil er auch iſt. Meine Silberarbeit, Muſik und
Wein ſind meine einzige Freude geweſen und
meine ſchoͤnſten Tage die ſonnigen Kirchentage
der Mutter Gottes, wenn ich zu ihrem Preiſe
auf dem Chore der benachbarten Kirchen ſpielte,
waͤhrend unten am belaubten und bekraͤnzten Al¬
tare meine Gefaͤße glaͤnzten. Ein klingendes und
ſingendes Weinraͤuſchchen an heiterer Pfaffentafel,
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/19>, abgerufen am 03.12.2024.
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