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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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wüthende Gegner riß dem keuchenden Heinrich
alle seine schönen Kleider in Fetzen, und erst, als
dieser ihm einige verzweifelte Knüffe versetzte,
entschwand er ihm unter den Händen und ließ
den Ermatteten und ganz Trostlosen in der ver¬
dunkelten kalten Straße stehen, Heinrich sah
sich angstvoll mit bloßen Füßen und mit nichts
als einem zerrissenen Hemde bekleidet dastehen;
das Haus aber war das alte wirkliche Haus,
jedoch halb verfallen, mit zerbröckelndem Mauer¬
werk, erblindeten Fenstern, in denen leere oder
verdorrte Blumenscherben standen, und mit Fenster¬
läden, die im Winde klapperten und nur noch an
einer Angel hingen. Von seiner vortrefflichen
Traumeshabe war nichts mehr zu sehen, als
einige zertretene Reste auf dem kothigen Pflaster,
welche dazu von nichts Besonderem herzurühren
schienen, und in der Hand hielt er nichts, als den
seinem bösen Feinde entrungenen Stecken. Hein¬
rich trat entsetzt auf die andere Seite der Straße
und blickte kummervoll nach den öden Fenstern
empor, wo er deutlich seine Mutter, alt und grau,
hinter der dunklen Scheibe sitzen sah, in tiefem

wuͤthende Gegner riß dem keuchenden Heinrich
alle ſeine ſchoͤnen Kleider in Fetzen, und erſt, als
dieſer ihm einige verzweifelte Knuͤffe verſetzte,
entſchwand er ihm unter den Haͤnden und ließ
den Ermatteten und ganz Troſtloſen in der ver¬
dunkelten kalten Straße ſtehen, Heinrich ſah
ſich angſtvoll mit bloßen Fuͤßen und mit nichts
als einem zerriſſenen Hemde bekleidet daſtehen;
das Haus aber war das alte wirkliche Haus,
jedoch halb verfallen, mit zerbroͤckelndem Mauer¬
werk, erblindeten Fenſtern, in denen leere oder
verdorrte Blumenſcherben ſtanden, und mit Fenſter¬
laͤden, die im Winde klapperten und nur noch an
einer Angel hingen. Von ſeiner vortrefflichen
Traumeshabe war nichts mehr zu ſehen, als
einige zertretene Reſte auf dem kothigen Pflaſter,
welche dazu von nichts Beſonderem herzuruͤhren
ſchienen, und in der Hand hielt er nichts, als den
ſeinem boͤſen Feinde entrungenen Stecken. Hein¬
rich trat entſetzt auf die andere Seite der Straße
und blickte kummervoll nach den oͤden Fenſtern
empor, wo er deutlich ſeine Mutter, alt und grau,
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[260/0270] wuͤthende Gegner riß dem keuchenden Heinrich alle ſeine ſchoͤnen Kleider in Fetzen, und erſt, als dieſer ihm einige verzweifelte Knuͤffe verſetzte, entſchwand er ihm unter den Haͤnden und ließ den Ermatteten und ganz Troſtloſen in der ver¬ dunkelten kalten Straße ſtehen, Heinrich ſah ſich angſtvoll mit bloßen Fuͤßen und mit nichts als einem zerriſſenen Hemde bekleidet daſtehen; das Haus aber war das alte wirkliche Haus, jedoch halb verfallen, mit zerbroͤckelndem Mauer¬ werk, erblindeten Fenſtern, in denen leere oder verdorrte Blumenſcherben ſtanden, und mit Fenſter¬ laͤden, die im Winde klapperten und nur noch an einer Angel hingen. Von ſeiner vortrefflichen Traumeshabe war nichts mehr zu ſehen, als einige zertretene Reſte auf dem kothigen Pflaſter, welche dazu von nichts Beſonderem herzuruͤhren ſchienen, und in der Hand hielt er nichts, als den ſeinem boͤſen Feinde entrungenen Stecken. Hein¬ rich trat entſetzt auf die andere Seite der Straße und blickte kummervoll nach den oͤden Fenſtern empor, wo er deutlich ſeine Mutter, alt und grau, hinter der dunklen Scheibe ſitzen ſah, in tiefem

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/270>, abgerufen am 21.11.2024.