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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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mitten in dem düstern Unwetter, in welcher Weise
er sich in der Berufswahl getäuscht, da erst jetzt,
und noch viel eindringlicher als durch jenes bor¬
ghesische Fechterbild, das runde lebendige Men¬
schenleben sich in seiner Hand abgedruckt und
noch deutlich nachfühlte, im Gegensatz zu dem
kalten Flächenleben, dem er sich sonst ergeben.

Auf der Höhe des nahen Gehölzes fürbas
schreitend, dachte er sich den Fall, daß er den bö¬
sen Flurschützen in der Hitze eines Kampfes todt
geschlagen und in Folge dessen gefangen worden
und vor ein Gericht über Leben und Tod gestellt
sei, und er dachte sich eine feurige und siegreiche
Vertheidigungsrede aus, welche ihn nicht nur aus
dem bösen Handel zöge, sondern auch der Sache
der Menschlichkeit ein kräftiges Wort liehe und
aus dem Angeklagten einen Ankläger machen
würde. Dann von diesen gewaltsamen Gegen¬
stande zu anderen Vorstellungen übergehend, sah
er sich handelnd und redend, streitend und über¬
zeugend oder sich unbefangen überzeugen lassend,
unter den Menschen verkehren und durch das
bloße Hervorkehren eines guten Gewissens, einer

mitten in dem duͤſtern Unwetter, in welcher Weiſe
er ſich in der Berufswahl getaͤuſcht, da erſt jetzt,
und noch viel eindringlicher als durch jenes bor¬
gheſiſche Fechterbild, das runde lebendige Men¬
ſchenleben ſich in ſeiner Hand abgedruckt und
noch deutlich nachfuͤhlte, im Gegenſatz zu dem
kalten Flaͤchenleben, dem er ſich ſonſt ergeben.

Auf der Hoͤhe des nahen Gehoͤlzes fuͤrbas
ſchreitend, dachte er ſich den Fall, daß er den boͤ¬
ſen Flurſchuͤtzen in der Hitze eines Kampfes todt
geſchlagen und in Folge deſſen gefangen worden
und vor ein Gericht uͤber Leben und Tod geſtellt
ſei, und er dachte ſich eine feurige und ſiegreiche
Vertheidigungsrede aus, welche ihn nicht nur aus
dem boͤſen Handel zoͤge, ſondern auch der Sache
der Menſchlichkeit ein kraͤftiges Wort liehe und
aus dem Angeklagten einen Anklaͤger machen
wuͤrde. Dann von dieſen gewaltſamen Gegen¬
ſtande zu anderen Vorſtellungen uͤbergehend, ſah
er ſich handelnd und redend, ſtreitend und uͤber¬
zeugend oder ſich unbefangen uͤberzeugen laſſend,
unter den Menſchen verkehren und durch das
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[282/0292] mitten in dem duͤſtern Unwetter, in welcher Weiſe er ſich in der Berufswahl getaͤuſcht, da erſt jetzt, und noch viel eindringlicher als durch jenes bor¬ gheſiſche Fechterbild, das runde lebendige Men¬ ſchenleben ſich in ſeiner Hand abgedruckt und noch deutlich nachfuͤhlte, im Gegenſatz zu dem kalten Flaͤchenleben, dem er ſich ſonſt ergeben. Auf der Hoͤhe des nahen Gehoͤlzes fuͤrbas ſchreitend, dachte er ſich den Fall, daß er den boͤ¬ ſen Flurſchuͤtzen in der Hitze eines Kampfes todt geſchlagen und in Folge deſſen gefangen worden und vor ein Gericht uͤber Leben und Tod geſtellt ſei, und er dachte ſich eine feurige und ſiegreiche Vertheidigungsrede aus, welche ihn nicht nur aus dem boͤſen Handel zoͤge, ſondern auch der Sache der Menſchlichkeit ein kraͤftiges Wort liehe und aus dem Angeklagten einen Anklaͤger machen wuͤrde. Dann von dieſen gewaltſamen Gegen¬ ſtande zu anderen Vorſtellungen uͤbergehend, ſah er ſich handelnd und redend, ſtreitend und uͤber¬ zeugend oder ſich unbefangen uͤberzeugen laſſend, unter den Menſchen verkehren und durch das bloße Hervorkehren eines guten Gewiſſens, einer

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/292>, abgerufen am 22.11.2024.