mit einer düstern Leere und Schmucklosigkeit zu cokettiren. Nur ein etwa anderthalb Fuß hoher borghesischer Fechter, trefflich gearbeitet, aber viel¬ fach beschädigt und beräuchert, stand in einer Ecke auf dem Boden, und von der Fensternische herab hing zerrissen und verdorrt eine große Epheuranke. Auf der kahlen Mauer, wo der Epheu früher in die Höhe gewachsen, sah man dieselbe Ranke mit Kohle höchst sorgfältig und reinlich nachgezeichnet, nämlich nach den Umrissen des Schattens, wel¬ chen der Epheu einst in der frühen Morgensonne auf die Mauer geworfen hatte.
Aber diese Spur eines melancholischen Müßig¬ ganges war noch höchst heiter und tüchtig zu nennen im Vergleich zu einer anderen, welche in Heinrich's Werkstatt zu entdecken war, oder viel¬ mehr dem ersten Blicke auffiel. Unter den gro¬ ßen Schildereien ragte besonders ein wenigstens acht Fuß langer und entsprechend hoher Rahmen hervor, mit grauem Papiere bespannt, der auf einer mächtigen Staffelei im vollen Lichte stand. Am Fuße desselben war mit Kohle ein Vorder¬ grund angefangen und einige Föhrenstämme, mit
mit einer duͤſtern Leere und Schmuckloſigkeit zu cokettiren. Nur ein etwa anderthalb Fuß hoher borgheſiſcher Fechter, trefflich gearbeitet, aber viel¬ fach beſchaͤdigt und beraͤuchert, ſtand in einer Ecke auf dem Boden, und von der Fenſterniſche herab hing zerriſſen und verdorrt eine große Epheuranke. Auf der kahlen Mauer, wo der Epheu fruͤher in die Hoͤhe gewachſen, ſah man dieſelbe Ranke mit Kohle hoͤchſt ſorgfaͤltig und reinlich nachgezeichnet, naͤmlich nach den Umriſſen des Schattens, wel¬ chen der Epheu einſt in der fruͤhen Morgenſonne auf die Mauer geworfen hatte.
Aber dieſe Spur eines melancholiſchen Muͤßig¬ ganges war noch hoͤchſt heiter und tuͤchtig zu nennen im Vergleich zu einer anderen, welche in Heinrich's Werkſtatt zu entdecken war, oder viel¬ mehr dem erſten Blicke auffiel. Unter den gro¬ ßen Schildereien ragte beſonders ein wenigſtens acht Fuß langer und entſprechend hoher Rahmen hervor, mit grauem Papiere beſpannt, der auf einer maͤchtigen Staffelei im vollen Lichte ſtand. Am Fuße deſſelben war mit Kohle ein Vorder¬ grund angefangen und einige Foͤhrenſtaͤmme, mit
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mit einer duͤſtern Leere und Schmuckloſigkeit zu
cokettiren. Nur ein etwa anderthalb Fuß hoher
borgheſiſcher Fechter, trefflich gearbeitet, aber viel¬
fach beſchaͤdigt und beraͤuchert, ſtand in einer Ecke
auf dem Boden, und von der Fenſterniſche herab
hing zerriſſen und verdorrt eine große Epheuranke.
Auf der kahlen Mauer, wo der Epheu fruͤher in
die Hoͤhe gewachſen, ſah man dieſelbe Ranke mit
Kohle hoͤchſt ſorgfaͤltig und reinlich nachgezeichnet,
naͤmlich nach den Umriſſen des Schattens, wel¬
chen der Epheu einſt in der fruͤhen Morgenſonne
auf die Mauer geworfen hatte.
Aber dieſe Spur eines melancholiſchen Muͤßig¬
ganges war noch hoͤchſt heiter und tuͤchtig zu
nennen im Vergleich zu einer anderen, welche in
Heinrich's Werkſtatt zu entdecken war, oder viel¬
mehr dem erſten Blicke auffiel. Unter den gro¬
ßen Schildereien ragte beſonders ein wenigſtens
acht Fuß langer und entſprechend hoher Rahmen
hervor, mit grauem Papiere beſpannt, der auf
einer maͤchtigen Staffelei im vollen Lichte ſtand.
Am Fuße deſſelben war mit Kohle ein Vorder¬
grund angefangen und einige Foͤhrenſtaͤmme, mit
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/31>, abgerufen am 03.12.2024.
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