schließt und selbst den Unterlegenen sicher und beruhigt macht, während ihr ewig jugendlicher Reiz ihn zu neuem Ringen mit ihr lockt und so sein geistiges Leben erhält und nährt. Sie ist immer liebenswürdig und wünschbar, und selbst wenn sie irrt, hilft die gemeine Verant¬ wortlichkeit den Schaden ertragen. Wenn sie den Irrthum erkennt, so ist das Erwachen aus demselben ein frischer Maimorgen und gleicht dem Schönsten und Anmuthigsten, was es giebt. Sie läßt es sich nicht einfallen, sich stark zu schämen, ja die allgemein verbreitete Heiterkeit läßt den begangenen Fehltritt kaum ungeschehen wünschen, da er ihre Erfahrung bereichert, diese Freude hervorgerufen hat und durch sein schwin¬ dendes Dunkel das Licht erst recht hell und fröh¬ lich erscheinen läßt.
"Sie ist die reizende Aufgabe, an welcher sich ihr Einzelner messen kann, und indem er dies thut, wird er erst zum ganzen Mann und es tritt eine wundersame Wechselwirkung ein zwischen dem Ganzen und seinem lebendigen Theile. Mit großen Augen beschaut sich erst die Menge den
ſchließt und ſelbſt den Unterlegenen ſicher und beruhigt macht, waͤhrend ihr ewig jugendlicher Reiz ihn zu neuem Ringen mit ihr lockt und ſo ſein geiſtiges Leben erhaͤlt und naͤhrt. Sie iſt immer liebenswuͤrdig und wuͤnſchbar, und ſelbſt wenn ſie irrt, hilft die gemeine Verant¬ wortlichkeit den Schaden ertragen. Wenn ſie den Irrthum erkennt, ſo iſt das Erwachen aus demſelben ein friſcher Maimorgen und gleicht dem Schoͤnſten und Anmuthigſten, was es giebt. Sie laͤßt es ſich nicht einfallen, ſich ſtark zu ſchaͤmen, ja die allgemein verbreitete Heiterkeit laͤßt den begangenen Fehltritt kaum ungeſchehen wuͤnſchen, da er ihre Erfahrung bereichert, dieſe Freude hervorgerufen hat und durch ſein ſchwin¬ dendes Dunkel das Licht erſt recht hell und froͤh¬ lich erſcheinen laͤßt.
»Sie iſt die reizende Aufgabe, an welcher ſich ihr Einzelner meſſen kann, und indem er dies thut, wird er erſt zum ganzen Mann und es tritt eine wunderſame Wechſelwirkung ein zwiſchen dem Ganzen und ſeinem lebendigen Theile. Mit großen Augen beſchaut ſich erſt die Menge den
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ſchließt und ſelbſt den Unterlegenen ſicher und
beruhigt macht, waͤhrend ihr ewig jugendlicher
Reiz ihn zu neuem Ringen mit ihr lockt und
ſo ſein geiſtiges Leben erhaͤlt und naͤhrt. Sie
iſt immer liebenswuͤrdig und wuͤnſchbar, und
ſelbſt wenn ſie irrt, hilft die gemeine Verant¬
wortlichkeit den Schaden ertragen. Wenn ſie
den Irrthum erkennt, ſo iſt das Erwachen aus
demſelben ein friſcher Maimorgen und gleicht
dem Schoͤnſten und Anmuthigſten, was es giebt.
Sie laͤßt es ſich nicht einfallen, ſich ſtark zu
ſchaͤmen, ja die allgemein verbreitete Heiterkeit
laͤßt den begangenen Fehltritt kaum ungeſchehen
wuͤnſchen, da er ihre Erfahrung bereichert, dieſe
Freude hervorgerufen hat und durch ſein ſchwin¬
dendes Dunkel das Licht erſt recht hell und froͤh¬
lich erſcheinen laͤßt.
»Sie iſt die reizende Aufgabe, an welcher ſich
ihr Einzelner meſſen kann, und indem er dies
thut, wird er erſt zum ganzen Mann und es
tritt eine wunderſame Wechſelwirkung ein zwiſchen
dem Ganzen und ſeinem lebendigen Theile. Mit
großen Augen beſchaut ſich erſt die Menge den
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/476>, abgerufen am 04.12.2024.
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