das Unmögliche möglich zu machen, sondern sie legte ihn gleichgültig hin und nahm davon das Wenige, was sie brauchte, aber ohne zu rechnen. Uebrigens bemühten sich jetzt die Leute um sie, halfen ihr, wo sie konnten, und verrichteten ihr alle Dienste, welche sie sonst Anderen so bereit¬ willig geleistet. Sie ließ es geschehen und küm¬ merte sich nichts darum, sondern brütete unver¬ wandt über dem Zweifel, ob sie Unrecht gethan, Alles an die Ausbildung und gemächliche Selbst¬ bestimmung ihres Sohnes zu setzen, und dies Brüten wurde einzig unterbrochen von der zeh¬ renden Sehnsucht, das Kind nur ein einziges Mal noch zu sehen. Sie setzte zuletzt eine be¬ stimmte Hoffnung auf den Frühling, und als dieser verging und der Sommer anbrach, ohne daß er kam, starb sie.
Auf Heinrich's Frage, ob sie ihn angeklagt, verneinten das die Nachbarsleute, sondern sie habe ihn immer vertheidigt, wenn Jemand auf sein Verhalten angespielt; jedoch habe sie dabei ge¬ weint, und auf eine Weise, daß ihre Thränen unwillkürlichen Vorwurfs genug schienen gegen
das Unmoͤgliche moͤglich zu machen, ſondern ſie legte ihn gleichguͤltig hin und nahm davon das Wenige, was ſie brauchte, aber ohne zu rechnen. Uebrigens bemuͤhten ſich jetzt die Leute um ſie, halfen ihr, wo ſie konnten, und verrichteten ihr alle Dienſte, welche ſie ſonſt Anderen ſo bereit¬ willig geleiſtet. Sie ließ es geſchehen und kuͤm¬ merte ſich nichts darum, ſondern bruͤtete unver¬ wandt uͤber dem Zweifel, ob ſie Unrecht gethan, Alles an die Ausbildung und gemaͤchliche Selbſt¬ beſtimmung ihres Sohnes zu ſetzen, und dies Bruͤten wurde einzig unterbrochen von der zeh¬ renden Sehnſucht, das Kind nur ein einziges Mal noch zu ſehen. Sie ſetzte zuletzt eine be¬ ſtimmte Hoffnung auf den Fruͤhling, und als dieſer verging und der Sommer anbrach, ohne daß er kam, ſtarb ſie.
Auf Heinrich's Frage, ob ſie ihn angeklagt, verneinten das die Nachbarsleute, ſondern ſie habe ihn immer vertheidigt, wenn Jemand auf ſein Verhalten angeſpielt; jedoch habe ſie dabei ge¬ weint, und auf eine Weiſe, daß ihre Thraͤnen unwillkuͤrlichen Vorwurfs genug ſchienen gegen
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das Unmoͤgliche moͤglich zu machen, ſondern ſie
legte ihn gleichguͤltig hin und nahm davon das
Wenige, was ſie brauchte, aber ohne zu rechnen.
Uebrigens bemuͤhten ſich jetzt die Leute um ſie,
halfen ihr, wo ſie konnten, und verrichteten ihr
alle Dienſte, welche ſie ſonſt Anderen ſo bereit¬
willig geleiſtet. Sie ließ es geſchehen und kuͤm¬
merte ſich nichts darum, ſondern bruͤtete unver¬
wandt uͤber dem Zweifel, ob ſie Unrecht gethan,
Alles an die Ausbildung und gemaͤchliche Selbſt¬
beſtimmung ihres Sohnes zu ſetzen, und dies
Bruͤten wurde einzig unterbrochen von der zeh¬
renden Sehnſucht, das Kind nur ein einziges
Mal noch zu ſehen. Sie ſetzte zuletzt eine be¬
ſtimmte Hoffnung auf den Fruͤhling, und als
dieſer verging und der Sommer anbrach, ohne
daß er kam, ſtarb ſie.
Auf Heinrich's Frage, ob ſie ihn angeklagt,
verneinten das die Nachbarsleute, ſondern ſie habe
ihn immer vertheidigt, wenn Jemand auf ſein
Verhalten angeſpielt; jedoch habe ſie dabei ge¬
weint, und auf eine Weiſe, daß ihre Thraͤnen
unwillkuͤrlichen Vorwurfs genug ſchienen gegen
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/483>, abgerufen am 04.12.2024.
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