Keller, Gottfried: Sieben Legenden. Stuttgart, 1872.Wenn die Frauen den Ehrgeiz der Schönheit, Die Sucht, den Mann zu spielen, kommt sogar Ein solches Beispiel gab auch das feine Römer¬ Sie war die Tochter eines angesehenen Römers, Wenn die Frauen den Ehrgeiz der Schönheit, Die Sucht, den Mann zu ſpielen, kommt ſogar Ein ſolches Beiſpiel gab auch das feine Römer¬ Sie war die Tochter eines angeſehenen Römers, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0017"/> <p><hi rendition="#in">W</hi>enn die Frauen den Ehrgeiz der Schönheit,<lb/> Anmuth und Weiblichkeit hintanſetzen, um ſich in an¬<lb/> dern Dingen hervor zu thun, ſo endet die Sache<lb/> oftmals damit, daß ſie ſich in Männerkleider werfen<lb/> und ſo dahintrollen.</p><lb/> <p>Die Sucht, den Mann zu ſpielen, kommt ſogar<lb/> ſchon in der frommen Legendenwelt der erſten Chriſten¬<lb/> zeit zum Vorſchein und mehr als eine Heilige jener<lb/> Tage war von dem Verlangen getrieben, ſich vom<lb/> Herkommen des Hauſes und der Geſellſchaft zu be¬<lb/> freien.</p><lb/> <p>Ein ſolches Beiſpiel gab auch das feine Römer¬<lb/> mädchen Eugenia, freilich mit dem nicht ungewöhn¬<lb/> lichen Endreſultat, daß ſie, in große Verlegenheit ge¬<lb/> rathen durch ihre männlichen Liebhabereien, ſchließlich<lb/> doch die Hilfsquellen ihres natürlichen Geſchlechtes<lb/> anrufen mußte, um ſich zu retten.</p><lb/> <p>Sie war die Tochter eines angeſehenen Römers,<lb/> der mit ſeiner Familie in Alexandria lebte, wo es<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0017]
Wenn die Frauen den Ehrgeiz der Schönheit,
Anmuth und Weiblichkeit hintanſetzen, um ſich in an¬
dern Dingen hervor zu thun, ſo endet die Sache
oftmals damit, daß ſie ſich in Männerkleider werfen
und ſo dahintrollen.
Die Sucht, den Mann zu ſpielen, kommt ſogar
ſchon in der frommen Legendenwelt der erſten Chriſten¬
zeit zum Vorſchein und mehr als eine Heilige jener
Tage war von dem Verlangen getrieben, ſich vom
Herkommen des Hauſes und der Geſellſchaft zu be¬
freien.
Ein ſolches Beiſpiel gab auch das feine Römer¬
mädchen Eugenia, freilich mit dem nicht ungewöhn¬
lichen Endreſultat, daß ſie, in große Verlegenheit ge¬
rathen durch ihre männlichen Liebhabereien, ſchließlich
doch die Hilfsquellen ihres natürlichen Geſchlechtes
anrufen mußte, um ſich zu retten.
Sie war die Tochter eines angeſehenen Römers,
der mit ſeiner Familie in Alexandria lebte, wo es
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