von Philosophen und Gelehrten aller Art wimmelte. Demgemäß wurde Eugenia sehr sorgfältig erzogen und unterrichtet, und dies schlug ihr so wohl an, daß sie, sobald sie nur ein wenig in die Höhe schoß, alle Schulen der Philosophen, Scholiasten und Rhetoren besuchte, wie ein Student, wobei sie stets eine Leibwache von zwei niedlichen Knaben ihres Alters bei sich hatte. Dies waren die Söhne von zwei Freigelassenen ihres Vaters, welche zur Gesellschaft mit ihr erzogen waren und an all ihren Studien theilnehmen mußten.
Mittlerweile ward sie das schönste Mädchen, das zu finden war, und ihre Jugendgenossen, welche selt¬ samer Weise beide Hyazinthus hießen, wuchsen des¬ gleichen zu zwei zierlichen Jünglingsblumen, und wo die liebliche Rose Eugenia zu sehen war, da sah man allezeit ihr zur Linken und zur Rechten auch die bei¬ den Hyazinthen säuseln oder anmuthig hinter ihr her¬ gehen, indessen die Herrin rückwärts mit ihnen dis¬ putirte.
Und es gab nie zwei wohlgezogenere Genossen eines Blaustrümpfchens; denn nie waren sie anderer Meinung als Eugenia, und stets blieben sie in ihrem Wissen um einen Zoll hinter ihr zurück, so daß sie stets Recht behielt und nie befürchten mußte, etwas Ungeschickteres zu sagen, als ihre Gespielen.
Alle Bücherwürmer von Alexandrien machten
von Philoſophen und Gelehrten aller Art wimmelte. Demgemäß wurde Eugenia ſehr ſorgfältig erzogen und unterrichtet, und dies ſchlug ihr ſo wohl an, daß ſie, ſobald ſie nur ein wenig in die Höhe ſchoß, alle Schulen der Philoſophen, Scholiaſten und Rhetoren beſuchte, wie ein Student, wobei ſie ſtets eine Leibwache von zwei niedlichen Knaben ihres Alters bei ſich hatte. Dies waren die Söhne von zwei Freigelaſſenen ihres Vaters, welche zur Geſellſchaft mit ihr erzogen waren und an all ihren Studien theilnehmen mußten.
Mittlerweile ward ſie das ſchönſte Mädchen, das zu finden war, und ihre Jugendgenoſſen, welche ſelt¬ ſamer Weiſe beide Hyazinthus hießen, wuchſen des¬ gleichen zu zwei zierlichen Jünglingsblumen, und wo die liebliche Roſe Eugenia zu ſehen war, da ſah man allezeit ihr zur Linken und zur Rechten auch die bei¬ den Hyazinthen ſäuſeln oder anmuthig hinter ihr her¬ gehen, indeſſen die Herrin rückwärts mit ihnen dis¬ putirte.
Und es gab nie zwei wohlgezogenere Genoſſen eines Blauſtrümpfchens; denn nie waren ſie anderer Meinung als Eugenia, und ſtets blieben ſie in ihrem Wiſſen um einen Zoll hinter ihr zurück, ſo daß ſie ſtets Recht behielt und nie befürchten mußte, etwas Ungeſchickteres zu ſagen, als ihre Geſpielen.
Alle Bücherwürmer von Alexandrien machten
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[4/0018]
von Philoſophen und Gelehrten aller Art wimmelte.
Demgemäß wurde Eugenia ſehr ſorgfältig erzogen
und unterrichtet, und dies ſchlug ihr ſo wohl an, daß
ſie, ſobald ſie nur ein wenig in die Höhe ſchoß, alle
Schulen der Philoſophen, Scholiaſten und Rhetoren
beſuchte, wie ein Student, wobei ſie ſtets eine Leibwache
von zwei niedlichen Knaben ihres Alters bei ſich hatte.
Dies waren die Söhne von zwei Freigelaſſenen ihres
Vaters, welche zur Geſellſchaft mit ihr erzogen waren
und an all ihren Studien theilnehmen mußten.
Mittlerweile ward ſie das ſchönſte Mädchen, das
zu finden war, und ihre Jugendgenoſſen, welche ſelt¬
ſamer Weiſe beide Hyazinthus hießen, wuchſen des¬
gleichen zu zwei zierlichen Jünglingsblumen, und wo
die liebliche Roſe Eugenia zu ſehen war, da ſah man
allezeit ihr zur Linken und zur Rechten auch die bei¬
den Hyazinthen ſäuſeln oder anmuthig hinter ihr her¬
gehen, indeſſen die Herrin rückwärts mit ihnen dis¬
putirte.
Und es gab nie zwei wohlgezogenere Genoſſen
eines Blauſtrümpfchens; denn nie waren ſie anderer
Meinung als Eugenia, und ſtets blieben ſie in ihrem
Wiſſen um einen Zoll hinter ihr zurück, ſo daß ſie
ſtets Recht behielt und nie befürchten mußte, etwas
Ungeſchickteres zu ſagen, als ihre Geſpielen.
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Keller, Gottfried: Sieben Legenden. Stuttgart, 1872, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_legenden_1872/18>, abgerufen am 16.07.2024.
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