Keller, Gottfried: Sieben Legenden. Stuttgart, 1872.wurden. Aquilinus, der die obrigkeitliche Bewilligung Die siebenzig Mönche des Klosters, als diese In der Nacht aber, als Mitternacht vorüber war, wurden. Aquilinus, der die obrigkeitliche Bewilligung Die ſiebenzig Mönche des Kloſters, als dieſe In der Nacht aber, als Mitternacht vorüber war, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027" n="13"/> wurden. Aquilinus, der die obrigkeitliche Bewilligung<lb/> ertheilen mußte, that es unter der Bedingung, daß<lb/> das Bild der Entrückten ähnlich gemacht würde; das<lb/> war leicht zu bewerkſtelligen, da es eine ganze Menge<lb/> Büſten und Bildchen von ihr gab, und ſo wurde<lb/> ihre Marmorſtatue in der Vorhalle des Minerva¬<lb/> tempels aufgeſtellt und durfte ſich ſehen laſſen vor<lb/> den Göttern und Menſchen, da es unbeſchadet der<lb/> ſprechenden Aehnlichkeit ein Idealwerk war in Kopf,<lb/> Haltung und Gewändern.</p><lb/> <p>Die ſiebenzig Mönche des Kloſters, als dieſe<lb/> Neuigkeit dort verhandelt wurde, ärgerten ſich höch¬<lb/> lich über den Trumpf, der von heidniſcher Seite aus¬<lb/> geſpielt worden, über die Errichtung eines neuen<lb/> Götzenbildes und die freche Anbetung eines ſterblichen<lb/> Weibes. Am heftigſten ſchalten ſie über das Weib<lb/> ſelber als über eine Landläuferin und betrügeriſche<lb/> Gauklerin, und ſie machten während des Mittags¬<lb/> mahles einen ganz ungewöhnlichen Lärm. Die Hya¬<lb/> zinthen, welche zwei gutmüthige Pfäfflein geworden<lb/> und das Geheimniß des Abtes in der Bruſt begraben<lb/> hielten, ſahen dieſen bedeutungsvoll an; aber er winkte<lb/> ihnen zu ſchweigen und ließ das Schelten und Toben<lb/> über ſich ergehen als Strafe für ſeinen heidniſchen<lb/> Sündengeiſt.</p><lb/> <p>In der Nacht aber, als Mitternacht vorüber war,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0027]
wurden. Aquilinus, der die obrigkeitliche Bewilligung
ertheilen mußte, that es unter der Bedingung, daß
das Bild der Entrückten ähnlich gemacht würde; das
war leicht zu bewerkſtelligen, da es eine ganze Menge
Büſten und Bildchen von ihr gab, und ſo wurde
ihre Marmorſtatue in der Vorhalle des Minerva¬
tempels aufgeſtellt und durfte ſich ſehen laſſen vor
den Göttern und Menſchen, da es unbeſchadet der
ſprechenden Aehnlichkeit ein Idealwerk war in Kopf,
Haltung und Gewändern.
Die ſiebenzig Mönche des Kloſters, als dieſe
Neuigkeit dort verhandelt wurde, ärgerten ſich höch¬
lich über den Trumpf, der von heidniſcher Seite aus¬
geſpielt worden, über die Errichtung eines neuen
Götzenbildes und die freche Anbetung eines ſterblichen
Weibes. Am heftigſten ſchalten ſie über das Weib
ſelber als über eine Landläuferin und betrügeriſche
Gauklerin, und ſie machten während des Mittags¬
mahles einen ganz ungewöhnlichen Lärm. Die Hya¬
zinthen, welche zwei gutmüthige Pfäfflein geworden
und das Geheimniß des Abtes in der Bruſt begraben
hielten, ſahen dieſen bedeutungsvoll an; aber er winkte
ihnen zu ſchweigen und ließ das Schelten und Toben
über ſich ergehen als Strafe für ſeinen heidniſchen
Sündengeiſt.
In der Nacht aber, als Mitternacht vorüber war,
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