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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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derung begriffen waren und wie zwei Hasen im
Zickzack umhersprangen. "Seht mich nur an",
fuhr er fort, "Eure Väter kennen mich wohl
und jedermann in diesem Dorfe weiß wer ich
bin, wenn er nur meine Nase ansieht. Da ha¬
ben sie vor Jahren ausgeschrieben, daß ein Stück
Geld für den Erben dieses Ackers bereit liege;
ich habe mich zwanzig Mal gemeldet, aber ich
habe keinen Taufschein und keinen Heimathschein
und meine Freunde, die Heimathlosen, die meine
Geburt gesehen, haben kein gültiges Zeugniß,
und so ist die Frist längst verlaufen und ich bin
um den blutigen Pfennig gekommen mit dem ich
hätte auswandern können! Ich habe Eure Vä¬
ter angefleht, daß sie mir bezeugen möchten, sie
müßten mich nach ihrem Gewissen für den rech¬
ten Erben halten; aber sie haben mich von ihren
Höfen gejagt und nun sind sie selbst zum Teufel
gegangen! Item, das ist der Welt Lauf, mir
kann's recht sein, ich will Euch doch geigen,
wenn Ihr tanzen wollt!" Damit sprang er
auf der andern Seite von den Steinen hinun¬
ter und machte sich dem Dorfe zu, wo gegen
Abend der Erntesegen eingebracht wurde und die

derung begriffen waren und wie zwei Haſen im
Zickzack umherſprangen. »Seht mich nur an«,
fuhr er fort, »Eure Väter kennen mich wohl
und jedermann in dieſem Dorfe weiß wer ich
bin, wenn er nur meine Naſe anſieht. Da ha¬
ben ſie vor Jahren ausgeſchrieben, daß ein Stück
Geld für den Erben dieſes Ackers bereit liege;
ich habe mich zwanzig Mal gemeldet, aber ich
habe keinen Taufſchein und keinen Heimathſchein
und meine Freunde, die Heimathloſen, die meine
Geburt geſehen, haben kein gültiges Zeugniß,
und ſo iſt die Friſt längſt verlaufen und ich bin
um den blutigen Pfennig gekommen mit dem ich
hätte auswandern können! Ich habe Eure Vä¬
ter angefleht, daß ſie mir bezeugen möchten, ſie
müßten mich nach ihrem Gewiſſen für den rech¬
ten Erben halten; aber ſie haben mich von ihren
Höfen gejagt und nun ſind ſie ſelbſt zum Teufel
gegangen! Item, das iſt der Welt Lauf, mir
kann's recht ſein, ich will Euch doch geigen,
wenn Ihr tanzen wollt!« Damit ſprang er
auf der andern Seite von den Steinen hinun¬
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[277/0289] derung begriffen waren und wie zwei Haſen im Zickzack umherſprangen. »Seht mich nur an«, fuhr er fort, »Eure Väter kennen mich wohl und jedermann in dieſem Dorfe weiß wer ich bin, wenn er nur meine Naſe anſieht. Da ha¬ ben ſie vor Jahren ausgeſchrieben, daß ein Stück Geld für den Erben dieſes Ackers bereit liege; ich habe mich zwanzig Mal gemeldet, aber ich habe keinen Taufſchein und keinen Heimathſchein und meine Freunde, die Heimathloſen, die meine Geburt geſehen, haben kein gültiges Zeugniß, und ſo iſt die Friſt längſt verlaufen und ich bin um den blutigen Pfennig gekommen mit dem ich hätte auswandern können! Ich habe Eure Vä¬ ter angefleht, daß ſie mir bezeugen möchten, ſie müßten mich nach ihrem Gewiſſen für den rech¬ ten Erben halten; aber ſie haben mich von ihren Höfen gejagt und nun ſind ſie ſelbſt zum Teufel gegangen! Item, das iſt der Welt Lauf, mir kann's recht ſein, ich will Euch doch geigen, wenn Ihr tanzen wollt!« Damit ſprang er auf der andern Seite von den Steinen hinun¬ ter und machte ſich dem Dorfe zu, wo gegen Abend der Ernteſegen eingebracht wurde und die

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/289>, abgerufen am 27.11.2024.