keine Schuhe aufzubringen!" Sali stand rathlos und verblüfft. "Keine Schuhe! sagte er, da mußt Du halt in diesen kommen!" "Nein, nein, in denen kann ich nicht tanzen!" "Nun, so müssen wir welche kaufen?" "Wo, mit was?" "Ei, in Seldwyl da giebt es Schuh¬ läden genug! Geld werde ich in minder als zwei Stunden haben." "Aber ich kann doch nicht mit Dir in Seldwyl herumgehen, und dann wird das Geld nicht langen, auch noch Schuhe zu kaufen!" "Es muß! und ich will die Schuhe kaufen und morgen mitbringen!" "O Du Närr¬ chen, sie werden ja nicht passen, die Du kaufst!" "So gieb mir einen alten Schuh mit, oder halt, noch besser, ich will Dir das Maß nehmen, das wird doch kein Hexenwerk sein!" "Das Maß nehmen? Wahrhaftig, daran hab' ich nicht ge¬ dacht! Komm, komm, ich will Dir ein Schnürchen suchen!" Sie setzte sich wieder auf den Heerd, zog den Rock etwas zurück und streifte den Schuh vom Fuße, der noch von der gestrigen Reise her mit einem weißen Strumpfe bekleidet war. Sali kniete nieder und nahm so gut er es verstand, das Maß, indem er den zierlichen
keine Schuhe aufzubringen!« Sali ſtand rathlos und verblüfft. »Keine Schuhe! ſagte er, da mußt Du halt in dieſen kommen!« »Nein, nein, in denen kann ich nicht tanzen!« »Nun, ſo müſſen wir welche kaufen?» »Wo, mit was?« »Ei, in Seldwyl da giebt es Schuh¬ läden genug! Geld werde ich in minder als zwei Stunden haben.« »Aber ich kann doch nicht mit Dir in Seldwyl herumgehen, und dann wird das Geld nicht langen, auch noch Schuhe zu kaufen!« »Es muß! und ich will die Schuhe kaufen und morgen mitbringen!« »O Du Närr¬ chen, ſie werden ja nicht paſſen, die Du kaufſt!« »So gieb mir einen alten Schuh mit, oder halt, noch beſſer, ich will Dir das Maß nehmen, das wird doch kein Hexenwerk ſein!« »Das Maß nehmen? Wahrhaftig, daran hab' ich nicht ge¬ dacht! Komm, komm, ich will Dir ein Schnürchen ſuchen!« Sie ſetzte ſich wieder auf den Heerd, zog den Rock etwas zurück und ſtreifte den Schuh vom Fuße, der noch von der geſtrigen Reiſe her mit einem weißen Strumpfe bekleidet war. Sali kniete nieder und nahm ſo gut er es verſtand, das Maß, indem er den zierlichen
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keine Schuhe aufzubringen!« Sali ſtand rathlos
und verblüfft. »Keine Schuhe! ſagte er, da
mußt Du halt in dieſen kommen!« »Nein,
nein, in denen kann ich nicht tanzen!« »Nun,
ſo müſſen wir welche kaufen?» »Wo, mit
was?« »Ei, in Seldwyl da giebt es Schuh¬
läden genug! Geld werde ich in minder als zwei
Stunden haben.« »Aber ich kann doch nicht
mit Dir in Seldwyl herumgehen, und dann
wird das Geld nicht langen, auch noch Schuhe
zu kaufen!« »Es muß! und ich will die Schuhe
kaufen und morgen mitbringen!« »O Du Närr¬
chen, ſie werden ja nicht paſſen, die Du kaufſt!«
»So gieb mir einen alten Schuh mit, oder halt,
noch beſſer, ich will Dir das Maß nehmen, das
wird doch kein Hexenwerk ſein!« »Das Maß
nehmen? Wahrhaftig, daran hab' ich nicht ge¬
dacht! Komm, komm, ich will Dir ein Schnürchen
ſuchen!« Sie ſetzte ſich wieder auf den Heerd,
zog den Rock etwas zurück und ſtreifte den
Schuh vom Fuße, der noch von der geſtrigen
Reiſe her mit einem weißen Strumpfe bekleidet
war. Sali kniete nieder und nahm ſo gut er
es verſtand, das Maß, indem er den zierlichen
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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/312>, abgerufen am 22.11.2024.
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