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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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vollziehend, ohne den Befehl eines Willens. Sa¬
lis Herz klopfte bald wie mit Hämmern, bald
stand es still, er athmete schwer und sagte leise:
Es giebt Eines für uns, Vrenchen, wir halten
Hochzeit zu dieser Stunde und gehen dann aus
der Welt -- dort ist das tiefe Wasser -- dort
scheidet uns Niemand mehr und wir sind zusam¬
men gewesen -- ob kurz oder lang, das kann
uns dann gleich sein. --

Vrenchen sagte sogleich: "Sali -- was Du
da sagst, habe ich schon lang bei mir gedacht
und ausgemacht, nämlich daß wir sterben könn¬
ten und dann Alles vorbei wäre -- so schwör'
mir es, daß Du es mit mir thun willst!"

"Es ist schon so gut wie gethan, es nimmt
Dich Niemand mehr aus meiner Hand, als der
Tod!" rief Sali außer sich. Vrenchen aber
athmete hoch auf, Thränen der Freude entström¬
ten seinen Augen; es raffte sich auf und sprang
leicht wie ein Vogel über das Feld gegen den
Fluß hinunter. Sali eilte ihm nach; denn er
glaubte, es wolle ihm entfliehen, und Vrenchen
glaubte er wolle es zurückhalten, so sprangen
sie einander nach und Vrenchen lachte wie ein

Keller, die Leute von Seldwyla. 23

vollziehend, ohne den Befehl eines Willens. Sa¬
lis Herz klopfte bald wie mit Hämmern, bald
ſtand es ſtill, er athmete ſchwer und ſagte leiſe:
Es giebt Eines für uns, Vrenchen, wir halten
Hochzeit zu dieſer Stunde und gehen dann aus
der Welt — dort iſt das tiefe Waſſer — dort
ſcheidet uns Niemand mehr und wir ſind zuſam¬
men geweſen — ob kurz oder lang, das kann
uns dann gleich ſein. —

Vrenchen ſagte ſogleich: »Sali — was Du
da ſagſt, habe ich ſchon lang bei mir gedacht
und ausgemacht, nämlich daß wir ſterben könn¬
ten und dann Alles vorbei wäre — ſo ſchwör'
mir es, daß Du es mit mir thun willſt!«

»Es iſt ſchon ſo gut wie gethan, es nimmt
Dich Niemand mehr aus meiner Hand, als der
Tod!« rief Sali außer ſich. Vrenchen aber
athmete hoch auf, Thränen der Freude entſtröm¬
ten ſeinen Augen; es raffte ſich auf und ſprang
leicht wie ein Vogel über das Feld gegen den
Fluß hinunter. Sali eilte ihm nach; denn er
glaubte, es wolle ihm entfliehen, und Vrenchen
glaubte er wolle es zurückhalten, ſo ſprangen
ſie einander nach und Vrenchen lachte wie ein

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[353/0365] vollziehend, ohne den Befehl eines Willens. Sa¬ lis Herz klopfte bald wie mit Hämmern, bald ſtand es ſtill, er athmete ſchwer und ſagte leiſe: Es giebt Eines für uns, Vrenchen, wir halten Hochzeit zu dieſer Stunde und gehen dann aus der Welt — dort iſt das tiefe Waſſer — dort ſcheidet uns Niemand mehr und wir ſind zuſam¬ men geweſen — ob kurz oder lang, das kann uns dann gleich ſein. — Vrenchen ſagte ſogleich: »Sali — was Du da ſagſt, habe ich ſchon lang bei mir gedacht und ausgemacht, nämlich daß wir ſterben könn¬ ten und dann Alles vorbei wäre — ſo ſchwör' mir es, daß Du es mit mir thun willſt!« »Es iſt ſchon ſo gut wie gethan, es nimmt Dich Niemand mehr aus meiner Hand, als der Tod!« rief Sali außer ſich. Vrenchen aber athmete hoch auf, Thränen der Freude entſtröm¬ ten ſeinen Augen; es raffte ſich auf und ſprang leicht wie ein Vogel über das Feld gegen den Fluß hinunter. Sali eilte ihm nach; denn er glaubte, es wolle ihm entfliehen, und Vrenchen glaubte er wolle es zurückhalten, ſo ſprangen ſie einander nach und Vrenchen lachte wie ein Keller, die Leute von Seldwyla. 23

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/365>, abgerufen am 27.11.2024.