berg, Augsburg und Frankfurt, Basel, Bern und Genf, alles schöne Städte, so wie das schöne Zürich, und weiterhin noch eine Menge, mit deren Aufzählung ich nicht fertig würde. Denn Alles hat seine Grenzen, nur nicht die Erfindungsgabe der Menschen, welche sich all¬ wärts ausbreiten und alles unternehmen, was ihnen nützlich scheint. Wenn sie gerecht sind, so wird es ihnen gelingen, aber der Ungerechte ver¬ gehet wie das Gras der Felder und wie ein Rauch. Viele sind erwählt, aber wenige sind berufen. Aus allen diesen Gründen, und in noch manch' anderer Hinsicht, die uns die Pflicht und die Tugend unseres reinen Gewissens auferlegen, wollen wir uns dem Schicksalsrufe unterziehen. Darum gehet und bereitet euch zur Wanderschaft, aber als gerechte und sanftmüthige Männer, die ihren Werth in sich tragen, wo sie auch hinge¬ hen, und deren Stab überall Wurzel schlägt, welche, was sie auch ergreifen mögen, sich sagen können: ich habe das bessere Theil erwählt!"
Die Kammmacher wollten aber von Allem nichts hören, sondern bestürmten die kluge Züs, daß sie Einen von ihnen auserwählen und da¬
berg, Augsburg und Frankfurt, Baſel, Bern und Genf, alles ſchöne Städte, ſo wie das ſchöne Zürich, und weiterhin noch eine Menge, mit deren Aufzählung ich nicht fertig würde. Denn Alles hat ſeine Grenzen, nur nicht die Erfindungsgabe der Menſchen, welche ſich all¬ wärts ausbreiten und alles unternehmen, was ihnen nützlich ſcheint. Wenn ſie gerecht ſind, ſo wird es ihnen gelingen, aber der Ungerechte ver¬ gehet wie das Gras der Felder und wie ein Rauch. Viele ſind erwählt, aber wenige ſind berufen. Aus allen dieſen Gründen, und in noch manch' anderer Hinſicht, die uns die Pflicht und die Tugend unſeres reinen Gewiſſens auferlegen, wollen wir uns dem Schickſalsrufe unterziehen. Darum gehet und bereitet euch zur Wanderſchaft, aber als gerechte und ſanftmüthige Männer, die ihren Werth in ſich tragen, wo ſie auch hinge¬ hen, und deren Stab überall Wurzel ſchlägt, welche, was ſie auch ergreifen mögen, ſich ſagen können: ich habe das beſſere Theil erwählt!«
Die Kammmacher wollten aber von Allem nichts hören, ſondern beſtürmten die kluge Züs, daß ſie Einen von ihnen auserwählen und da¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0420"n="408"/>
berg, Augsburg und Frankfurt, Baſel, Bern<lb/>
und Genf, alles ſchöne Städte, ſo wie das<lb/>ſchöne Zürich, und weiterhin noch eine Menge,<lb/>
mit deren Aufzählung ich nicht fertig würde.<lb/>
Denn Alles hat ſeine Grenzen, nur nicht die<lb/>
Erfindungsgabe der Menſchen, welche ſich all¬<lb/>
wärts ausbreiten und alles unternehmen, was<lb/>
ihnen nützlich ſcheint. Wenn ſie gerecht ſind, ſo<lb/>
wird es ihnen gelingen, aber der Ungerechte ver¬<lb/>
gehet wie das Gras der Felder und wie ein<lb/>
Rauch. Viele ſind erwählt, aber wenige ſind<lb/>
berufen. Aus allen dieſen Gründen, und in noch<lb/>
manch' anderer Hinſicht, die uns die Pflicht und<lb/>
die Tugend unſeres reinen Gewiſſens auferlegen,<lb/>
wollen wir uns dem Schickſalsrufe unterziehen.<lb/>
Darum gehet und bereitet euch zur Wanderſchaft,<lb/>
aber als gerechte und ſanftmüthige Männer, die<lb/>
ihren Werth in ſich tragen, wo ſie auch hinge¬<lb/>
hen, und deren Stab überall Wurzel ſchlägt,<lb/>
welche, was ſie auch ergreifen mögen, ſich ſagen<lb/>
können: ich habe das beſſere Theil erwählt!«</p><lb/><p>Die Kammmacher wollten aber von Allem<lb/>
nichts hören, ſondern beſtürmten die kluge Züs,<lb/>
daß ſie Einen von ihnen auserwählen und da¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[408/0420]
berg, Augsburg und Frankfurt, Baſel, Bern
und Genf, alles ſchöne Städte, ſo wie das
ſchöne Zürich, und weiterhin noch eine Menge,
mit deren Aufzählung ich nicht fertig würde.
Denn Alles hat ſeine Grenzen, nur nicht die
Erfindungsgabe der Menſchen, welche ſich all¬
wärts ausbreiten und alles unternehmen, was
ihnen nützlich ſcheint. Wenn ſie gerecht ſind, ſo
wird es ihnen gelingen, aber der Ungerechte ver¬
gehet wie das Gras der Felder und wie ein
Rauch. Viele ſind erwählt, aber wenige ſind
berufen. Aus allen dieſen Gründen, und in noch
manch' anderer Hinſicht, die uns die Pflicht und
die Tugend unſeres reinen Gewiſſens auferlegen,
wollen wir uns dem Schickſalsrufe unterziehen.
Darum gehet und bereitet euch zur Wanderſchaft,
aber als gerechte und ſanftmüthige Männer, die
ihren Werth in ſich tragen, wo ſie auch hinge¬
hen, und deren Stab überall Wurzel ſchlägt,
welche, was ſie auch ergreifen mögen, ſich ſagen
können: ich habe das beſſere Theil erwählt!«
Die Kammmacher wollten aber von Allem
nichts hören, ſondern beſtürmten die kluge Züs,
daß ſie Einen von ihnen auserwählen und da¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/420>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.