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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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nützlich ist, wenn er auf rechtliche Weise er¬
wachsen!" "Ei du Schwätzer! rief Pineiß er¬
bos't, willst Du mich belehren? Zeig' her, wie
weit bist Du denn eigentlich gediehen, Du Müs¬
siggänger? Vielleicht kann man Dich doch bald
abthun!" Er griff dem Kätzchen an den Bauch;
allein dieses fühlte sich dadurch unangenehm ge¬
kitzelt und hieb dem Hexenmeister einen scharfen
Kratz über die Hand. Diesen betrachtete Pi¬
neiß aufmerksam, dann sprach er: "Stehen wir
so miteinander, du Bestie? Wohlan, so erkläre
ich Dich hiermit feierlich, kraft des Vertrages,
für fett genug! Ich begnüge mich mit dem Er¬
gebniß und werde mich desselben zu versichern
wissen! In fünf Tagen ist der Mond voll, und
bis dahin magst Du Dich noch Deines Lebens
erfreuen, wie es geschrieben steht, und nicht eine
Minute länger!" Damit kehrte er ihm den
Rücken und überließ ihn seinen Gedanken.

Diese waren jetzt sehr bedenklich und düster;
so war denn die Stunde doch nahe, wo der
gute Spiegel seine Haut lassen sollte? Und war
mit aller Klugheit gar nichts mehr zu machen?
Seufzend stieg er auf das hohe Dach, dessen

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nützlich iſt, wenn er auf rechtliche Weiſe er¬
wachſen!« »Ei du Schwätzer! rief Pineiß er¬
boſ't, willſt Du mich belehren? Zeig' her, wie
weit biſt Du denn eigentlich gediehen, Du Müſ¬
ſiggänger? Vielleicht kann man Dich doch bald
abthun!« Er griff dem Kätzchen an den Bauch;
allein dieſes fühlte ſich dadurch unangenehm ge¬
kitzelt und hieb dem Hexenmeiſter einen ſcharfen
Kratz über die Hand. Dieſen betrachtete Pi¬
neiß aufmerkſam, dann ſprach er: »Stehen wir
ſo miteinander, du Beſtie? Wohlan, ſo erkläre
ich Dich hiermit feierlich, kraft des Vertrages,
für fett genug! Ich begnüge mich mit dem Er¬
gebniß und werde mich deſſelben zu verſichern
wiſſen! In fünf Tagen iſt der Mond voll, und
bis dahin magſt Du Dich noch Deines Lebens
erfreuen, wie es geſchrieben ſteht, und nicht eine
Minute länger!« Damit kehrte er ihm den
Rücken und überließ ihn ſeinen Gedanken.

Dieſe waren jetzt ſehr bedenklich und düſter;
ſo war denn die Stunde doch nahe, wo der
gute Spiegel ſeine Haut laſſen ſollte? Und war
mit aller Klugheit gar nichts mehr zu machen?
Seufzend ſtieg er auf das hohe Dach, deſſen

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[467/0479] nützlich iſt, wenn er auf rechtliche Weiſe er¬ wachſen!« »Ei du Schwätzer! rief Pineiß er¬ boſ't, willſt Du mich belehren? Zeig' her, wie weit biſt Du denn eigentlich gediehen, Du Müſ¬ ſiggänger? Vielleicht kann man Dich doch bald abthun!« Er griff dem Kätzchen an den Bauch; allein dieſes fühlte ſich dadurch unangenehm ge¬ kitzelt und hieb dem Hexenmeiſter einen ſcharfen Kratz über die Hand. Dieſen betrachtete Pi¬ neiß aufmerkſam, dann ſprach er: »Stehen wir ſo miteinander, du Beſtie? Wohlan, ſo erkläre ich Dich hiermit feierlich, kraft des Vertrages, für fett genug! Ich begnüge mich mit dem Er¬ gebniß und werde mich deſſelben zu verſichern wiſſen! In fünf Tagen iſt der Mond voll, und bis dahin magſt Du Dich noch Deines Lebens erfreuen, wie es geſchrieben ſteht, und nicht eine Minute länger!« Damit kehrte er ihm den Rücken und überließ ihn ſeinen Gedanken. Dieſe waren jetzt ſehr bedenklich und düſter; ſo war denn die Stunde doch nahe, wo der gute Spiegel ſeine Haut laſſen ſollte? Und war mit aller Klugheit gar nichts mehr zu machen? Seufzend ſtieg er auf das hohe Dach, deſſen 30 *

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/479>, abgerufen am 22.11.2024.