Unbeweglichkeit zur Schau tragend, von welcher manche große Frau des Occidents hätte lernen können. Ihrem Wagen folgten zwei andere Wagen mit Hofdamen und Sklavinnen und diesen zu Fuß eine Leibwache mit hun¬ dertjährigen guten Stahlwaffen, Halebarden und Flam¬ bergen, die unverkennbar einst im Abendlande geschmiedet worden. Den Schluß bildeten ein Dutzend Fetischträger nebst Hof- und Feld-Regenmachern, deren beschwörerische und drohende Gebärden und Sprünge die portugiesischen Soldaten belustigten. Besonders gegen eine Anzahl Je¬ suiten, welche herbeigekommen waren, das Schauspiel mit anzusehen, richteten die schwarzen Hexenmeister ihre Verwünschungen, da sie dieselben als ihre Hauptfeinde und Brotneider ansahen; die Jesuiten aber widmeten ihnen die wissenschaftliche Aufmerksamkeit gebildeter Männer und lernten den thörichten Heiden ruhig ab, was zu lernen war.
Im Innern des Lagers wurde die Fürstin erst recht mit Trommeln- und Trompetenlärm empfangen und ein¬ geladen, vom Wagen zu steigen. Sauber gekleidete, aber keineswegs hohe Officiere führten sie in eine leicht er¬ baute lange Zelthalle, die durch Tapeten in verschiedene Räume abgetheilt war. Im ersten Raume befand sich eine Versammlung von Würdenträgern und oberen Offi¬ cieren, welche die nöthigen Erkennungen mit der Fürstin austauschten und die einleitenden Gespräche unterhielten, bis sie zu ihrer Verwunderung vernahm, daß der Höchst¬
Keller, Sinngedicht. 20
Unbeweglichkeit zur Schau tragend, von welcher manche große Frau des Occidents hätte lernen können. Ihrem Wagen folgten zwei andere Wagen mit Hofdamen und Sklavinnen und dieſen zu Fuß eine Leibwache mit hun¬ dertjährigen guten Stahlwaffen, Halebarden und Flam¬ bergen, die unverkennbar einſt im Abendlande geſchmiedet worden. Den Schluß bildeten ein Dutzend Fetiſchträger nebſt Hof- und Feld-Regenmachern, deren beſchwöreriſche und drohende Gebärden und Sprünge die portugieſiſchen Soldaten beluſtigten. Beſonders gegen eine Anzahl Je¬ ſuiten, welche herbeigekommen waren, das Schauſpiel mit anzuſehen, richteten die ſchwarzen Hexenmeiſter ihre Verwünſchungen, da ſie dieſelben als ihre Hauptfeinde und Brotneider anſahen; die Jeſuiten aber widmeten ihnen die wiſſenſchaftliche Aufmerkſamkeit gebildeter Männer und lernten den thörichten Heiden ruhig ab, was zu lernen war.
Im Innern des Lagers wurde die Fürſtin erſt recht mit Trommeln- und Trompetenlärm empfangen und ein¬ geladen, vom Wagen zu ſteigen. Sauber gekleidete, aber keineswegs hohe Officiere führten ſie in eine leicht er¬ baute lange Zelthalle, die durch Tapeten in verſchiedene Räume abgetheilt war. Im erſten Raume befand ſich eine Verſammlung von Würdenträgern und oberen Offi¬ cieren, welche die nöthigen Erkennungen mit der Fürſtin austauſchten und die einleitenden Geſpräche unterhielten, bis ſie zu ihrer Verwunderung vernahm, daß der Höchſt¬
Keller, Sinngedicht. 20
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Unbeweglichkeit zur Schau tragend, von welcher manche
große Frau des Occidents hätte lernen können. Ihrem
Wagen folgten zwei andere Wagen mit Hofdamen und
Sklavinnen und dieſen zu Fuß eine Leibwache mit hun¬
dertjährigen guten Stahlwaffen, Halebarden und Flam¬
bergen, die unverkennbar einſt im Abendlande geſchmiedet
worden. Den Schluß bildeten ein Dutzend Fetiſchträger
nebſt Hof- und Feld-Regenmachern, deren beſchwöreriſche
und drohende Gebärden und Sprünge die portugieſiſchen
Soldaten beluſtigten. Beſonders gegen eine Anzahl Je¬
ſuiten, welche herbeigekommen waren, das Schauſpiel
mit anzuſehen, richteten die ſchwarzen Hexenmeiſter ihre
Verwünſchungen, da ſie dieſelben als ihre Hauptfeinde
und Brotneider anſahen; die Jeſuiten aber widmeten
ihnen die wiſſenſchaftliche Aufmerkſamkeit gebildeter
Männer und lernten den thörichten Heiden ruhig ab, was
zu lernen war.
Im Innern des Lagers wurde die Fürſtin erſt recht
mit Trommeln- und Trompetenlärm empfangen und ein¬
geladen, vom Wagen zu ſteigen. Sauber gekleidete, aber
keineswegs hohe Officiere führten ſie in eine leicht er¬
baute lange Zelthalle, die durch Tapeten in verſchiedene
Räume abgetheilt war. Im erſten Raume befand ſich
eine Verſammlung von Würdenträgern und oberen Offi¬
cieren, welche die nöthigen Erkennungen mit der Fürſtin
austauſchten und die einleitenden Geſpräche unterhielten,
bis ſie zu ihrer Verwunderung vernahm, daß der Höchſt¬
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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/315>, abgerufen am 22.11.2024.
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