Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abtheilung.
beyziehenden Luft. Nun wird dieser stärkere Grad
dadurch erreicht, daß das Loch, durch welches die
Luft durchziehen muß, enger geworden ist. Jndem
also die Luft sich durch eine engere Oeffnung durch-
drängt, reibt sie die Ränder dieser Oeffnung viel
stärker, und zwar in einem solchen Grade, daß sie
davon zittern.

§. 45.

Wir können uns von dem Steigen und Fal-
len der Stimme keinen besseren Begriff machen,
als wenn wir das Trompeten- oder Waldhornbla-
sen zum Beyspiele nehmen. Hier stellt der Mund
die vollkommene Stimmritze vor, das Mundstück
der Trompete ist der Luftröhrenkopf, die Lippen
sind die zwey Stimmhäutchen; diese geben den Laut
an, die übrige Struktur des Jnstruments dienet,
so wie der Mund bey der Stimme, den Schall zu
schärfen, zu runden, und, wenn ich mich so aus-
drücken darf, zu artikuliren. Je höher wir den Ton
haben wollen, je mehr drücken wir die Lippen zu-
sammen, und jemehr Gewalt wenden wir zugleich

an,

III. Abtheilung.
beyziehenden Luft. Nun wird dieſer ſtaͤrkere Grad
dadurch erreicht, daß das Loch, durch welches die
Luft durchziehen muß, enger geworden iſt. Jndem
alſo die Luft ſich durch eine engere Oeffnung durch-
draͤngt, reibt ſie die Raͤnder dieſer Oeffnung viel
ſtaͤrker, und zwar in einem ſolchen Grade, daß ſie
davon zittern.

§. 45.

Wir koͤnnen uns von dem Steigen und Fal-
len der Stimme keinen beſſeren Begriff machen,
als wenn wir das Trompeten- oder Waldhornbla-
ſen zum Beyſpiele nehmen. Hier ſtellt der Mund
die vollkommene Stimmritze vor, das Mundſtuͤck
der Trompete iſt der Luftroͤhrenkopf, die Lippen
ſind die zwey Stimmhaͤutchen; dieſe geben den Laut
an, die uͤbrige Struktur des Jnſtruments dienet,
ſo wie der Mund bey der Stimme, den Schall zu
ſchaͤrfen, zu runden, und, wenn ich mich ſo aus-
druͤcken darf, zu artikuliren. Je hoͤher wir den Ton
haben wollen, je mehr druͤcken wir die Lippen zu-
ſammen, und jemehr Gewalt wenden wir zugleich

an,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0116" n="84"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi>. Abtheilung.</hi></fw><lb/>
beyziehenden Luft. Nun wird die&#x017F;er &#x017F;ta&#x0364;rkere Grad<lb/>
dadurch erreicht, daß das Loch, durch welches die<lb/>
Luft durchziehen muß, enger geworden i&#x017F;t. Jndem<lb/>
al&#x017F;o die Luft &#x017F;ich durch eine engere Oeffnung durch-<lb/>
dra&#x0364;ngt, reibt &#x017F;ie die Ra&#x0364;nder die&#x017F;er Oeffnung viel<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rker, und zwar in einem &#x017F;olchen Grade, daß &#x017F;ie<lb/>
davon zittern.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 45.</head><lb/>
            <p>Wir ko&#x0364;nnen uns von dem Steigen und Fal-<lb/>
len der Stimme keinen be&#x017F;&#x017F;eren Begriff machen,<lb/>
als wenn wir das Trompeten- oder Waldhornbla-<lb/>
&#x017F;en zum Bey&#x017F;piele nehmen. Hier &#x017F;tellt der Mund<lb/>
die vollkommene Stimmritze vor, das Mund&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
der Trompete i&#x017F;t der Luftro&#x0364;hrenkopf, die Lippen<lb/>
&#x017F;ind die zwey Stimmha&#x0364;utchen; die&#x017F;e geben den Laut<lb/>
an, die u&#x0364;brige Struktur des Jn&#x017F;truments dienet,<lb/>
&#x017F;o wie der Mund bey der Stimme, den Schall zu<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;rfen, zu runden, und, wenn ich mich &#x017F;o aus-<lb/>
dru&#x0364;cken darf, zu artikuliren. Je ho&#x0364;her wir den Ton<lb/>
haben wollen, je mehr dru&#x0364;cken wir die Lippen zu-<lb/>
&#x017F;ammen, und jemehr Gewalt wenden wir zugleich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">an,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0116] III. Abtheilung. beyziehenden Luft. Nun wird dieſer ſtaͤrkere Grad dadurch erreicht, daß das Loch, durch welches die Luft durchziehen muß, enger geworden iſt. Jndem alſo die Luft ſich durch eine engere Oeffnung durch- draͤngt, reibt ſie die Raͤnder dieſer Oeffnung viel ſtaͤrker, und zwar in einem ſolchen Grade, daß ſie davon zittern. §. 45. Wir koͤnnen uns von dem Steigen und Fal- len der Stimme keinen beſſeren Begriff machen, als wenn wir das Trompeten- oder Waldhornbla- ſen zum Beyſpiele nehmen. Hier ſtellt der Mund die vollkommene Stimmritze vor, das Mundſtuͤck der Trompete iſt der Luftroͤhrenkopf, die Lippen ſind die zwey Stimmhaͤutchen; dieſe geben den Laut an, die uͤbrige Struktur des Jnſtruments dienet, ſo wie der Mund bey der Stimme, den Schall zu ſchaͤrfen, zu runden, und, wenn ich mich ſo aus- druͤcken darf, zu artikuliren. Je hoͤher wir den Ton haben wollen, je mehr druͤcken wir die Lippen zu- ſammen, und jemehr Gewalt wenden wir zugleich an,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/116
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/116>, abgerufen am 23.11.2024.