drückt, und im Auf- und Absteigen gehindert, oder die Stimmhäutchen werden bey Verschleimungen durch die fremden Körper, die sich an dieselben an- legen, beschwert, und können nicht mit der gehö- rigen Schnelligkeit zittern. Die Stimme wird da- durch rauh und unangenehm, so wie bey der Vio- line die Saite, an die man einen leichten Körper anlegt, ganz widerwärtig schnarret. Bey der Spra- che heißt es heiser sprechen.
§. 57.
Wenn man unter dem Athemholen die Stimm- ritze nicht weit genug offen hält, das ist, wenn man sie nur so viel erweitert wie beym Singen oder Sprechen, so gibt sie auch während dem Einsaugen der Luft eine Stimme. Denn die Ränder der Stimmhäutchen werden durch die Vorbeyziehende Luft eben so gerieben, eben so zum Zittern ge- bracht, sie mag von innen heraus, oder von aussen hinein ziehen, so, wie der Geigenbogen beym hin- auf- oder hinabstreifen die Saite immer gleich zum tönen bringt. Jch habe unter dem gemeinen Haufen
manches
G 4
Von den Werkzeugen der Sprache.
druͤckt, und im Auf- und Abſteigen gehindert, oder die Stimmhaͤutchen werden bey Verſchleimungen durch die fremden Koͤrper, die ſich an dieſelben an- legen, beſchwert, und koͤnnen nicht mit der gehoͤ- rigen Schnelligkeit zittern. Die Stimme wird da- durch rauh und unangenehm, ſo wie bey der Vio- line die Saite, an die man einen leichten Koͤrper anlegt, ganz widerwaͤrtig ſchnarret. Bey der Spra- che heißt es heiſer ſprechen.
§. 57.
Wenn man unter dem Athemholen die Stimm- ritze nicht weit genug offen haͤlt, das iſt, wenn man ſie nur ſo viel erweitert wie beym Singen oder Sprechen, ſo gibt ſie auch waͤhrend dem Einſaugen der Luft eine Stimme. Denn die Raͤnder der Stimmhaͤutchen werden durch die Vorbeyziehende Luft eben ſo gerieben, eben ſo zum Zittern ge- bracht, ſie mag von innen heraus, oder von auſſen hinein ziehen, ſo, wie der Geigenbogen beym hin- auf- oder hinabſtreifen die Saite immer gleich zum toͤnen bringt. Jch habe unter dem gemeinen Haufen
manches
G 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0135"n="103"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von den Werkzeugen der Sprache</hi>.</fw><lb/>
druͤckt, und im Auf- und Abſteigen gehindert, oder<lb/>
die Stimmhaͤutchen werden bey Verſchleimungen<lb/>
durch die fremden Koͤrper, die ſich an dieſelben an-<lb/>
legen, beſchwert, und koͤnnen nicht mit der gehoͤ-<lb/>
rigen Schnelligkeit zittern. Die Stimme wird da-<lb/>
durch rauh und unangenehm, ſo wie bey der Vio-<lb/>
line die Saite, an die man einen leichten Koͤrper<lb/>
anlegt, ganz widerwaͤrtig ſchnarret. Bey der Spra-<lb/>
che heißt es <hirendition="#b">heiſer ſprechen</hi>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 57.</head><lb/><p>Wenn man unter dem Athemholen die Stimm-<lb/>
ritze nicht weit genug offen haͤlt, das iſt, wenn<lb/>
man ſie nur ſo viel erweitert wie beym Singen oder<lb/>
Sprechen, ſo gibt ſie auch waͤhrend dem Einſaugen<lb/>
der Luft eine Stimme. Denn die Raͤnder der<lb/>
Stimmhaͤutchen werden durch die Vorbeyziehende<lb/>
Luft eben ſo gerieben, eben ſo zum Zittern ge-<lb/>
bracht, ſie mag von innen heraus, oder von auſſen<lb/>
hinein ziehen, ſo, wie der Geigenbogen beym hin-<lb/>
auf- oder hinabſtreifen die Saite immer gleich zum<lb/>
toͤnen bringt. Jch habe unter dem gemeinen Haufen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">manches</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[103/0135]
Von den Werkzeugen der Sprache.
druͤckt, und im Auf- und Abſteigen gehindert, oder
die Stimmhaͤutchen werden bey Verſchleimungen
durch die fremden Koͤrper, die ſich an dieſelben an-
legen, beſchwert, und koͤnnen nicht mit der gehoͤ-
rigen Schnelligkeit zittern. Die Stimme wird da-
durch rauh und unangenehm, ſo wie bey der Vio-
line die Saite, an die man einen leichten Koͤrper
anlegt, ganz widerwaͤrtig ſchnarret. Bey der Spra-
che heißt es heiſer ſprechen.
§. 57.
Wenn man unter dem Athemholen die Stimm-
ritze nicht weit genug offen haͤlt, das iſt, wenn
man ſie nur ſo viel erweitert wie beym Singen oder
Sprechen, ſo gibt ſie auch waͤhrend dem Einſaugen
der Luft eine Stimme. Denn die Raͤnder der
Stimmhaͤutchen werden durch die Vorbeyziehende
Luft eben ſo gerieben, eben ſo zum Zittern ge-
bracht, ſie mag von innen heraus, oder von auſſen
hinein ziehen, ſo, wie der Geigenbogen beym hin-
auf- oder hinabſtreifen die Saite immer gleich zum
toͤnen bringt. Jch habe unter dem gemeinen Haufen
manches
G 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/135>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.