Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite


Von den Werkzeugen der Sprache.
nur so viel, daß sich die Luft mit Geräusch durch-
drängen muß, und dieses ist wieder kein förmliches
Schnarchen, sondern Schnauben oder Röcheln.

§. 64.

Das Räuspern hat mit dem Schnarchen
viel Aehnlichkeit, und der Unterschied liegt nur da-
rinn, daß jenes wachend, vorsätzlich, und mit mehr
Gewalt, dieses aber im Schlaf und schwächer ge-
schieht. Es hebt sich nemlich bey geschlossener Nase
der hintere Theil der Zunge so hoch, daß er den
weichen Gaumen etwas berühret, wenn sodann die
Luft mit Gewalt darein gestossen wird, so zittert
der weiche Gaumen und macht das bekannte Ge-
räusch. Die Natur thut dieses, um sich von dem
Schleim, oder anderen Unrath, der sich an die
Wände des Schlundes, an das Gaumensegel, oder
den Luftröhrenkopf anlegt, und den Wohlklang der
Stimme verhindert, zu befreyen. Die Gewalt, mit
der die Luft ausgestossen wird, reißt alle fremde
Körper mit sich fort. Daher kömmt es, daß je-
mand, der eine Zeitlang geschwiegen hat, wenn er

wieder
H 2


Von den Werkzeugen der Sprache.
nur ſo viel, daß ſich die Luft mit Geraͤuſch durch-
draͤngen muß, und dieſes iſt wieder kein foͤrmliches
Schnarchen, ſondern Schnauben oder Roͤcheln.

§. 64.

Das Raͤuspern hat mit dem Schnarchen
viel Aehnlichkeit, und der Unterſchied liegt nur da-
rinn, daß jenes wachend, vorſaͤtzlich, und mit mehr
Gewalt, dieſes aber im Schlaf und ſchwaͤcher ge-
ſchieht. Es hebt ſich nemlich bey geſchloſſener Naſe
der hintere Theil der Zunge ſo hoch, daß er den
weichen Gaumen etwas beruͤhret, wenn ſodann die
Luft mit Gewalt darein geſtoſſen wird, ſo zittert
der weiche Gaumen und macht das bekannte Ge-
raͤuſch. Die Natur thut dieſes, um ſich von dem
Schleim, oder anderen Unrath, der ſich an die
Waͤnde des Schlundes, an das Gaumenſegel, oder
den Luftroͤhrenkopf anlegt, und den Wohlklang der
Stimme verhindert, zu befreyen. Die Gewalt, mit
der die Luft ausgeſtoſſen wird, reißt alle fremde
Koͤrper mit ſich fort. Daher koͤmmt es, daß je-
mand, der eine Zeitlang geſchwiegen hat, wenn er

wieder
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0151" n="115"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Werkzeugen der Sprache</hi>.</fw><lb/>
nur &#x017F;o viel, daß &#x017F;ich die Luft mit Gera&#x0364;u&#x017F;ch durch-<lb/>
dra&#x0364;ngen muß, und die&#x017F;es i&#x017F;t wieder kein fo&#x0364;rmliches<lb/>
Schnarchen, &#x017F;ondern Schnauben oder Ro&#x0364;cheln.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 64.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Das Ra&#x0364;uspern</hi> hat mit dem Schnarchen<lb/>
viel Aehnlichkeit, und der Unter&#x017F;chied liegt nur da-<lb/>
rinn, daß jenes wachend, vor&#x017F;a&#x0364;tzlich, und mit mehr<lb/>
Gewalt, die&#x017F;es aber im Schlaf und &#x017F;chwa&#x0364;cher ge-<lb/>
&#x017F;chieht. Es hebt &#x017F;ich nemlich bey ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ener Na&#x017F;e<lb/>
der hintere Theil der Zunge &#x017F;o hoch, daß er den<lb/>
weichen Gaumen etwas beru&#x0364;hret, wenn &#x017F;odann die<lb/>
Luft mit Gewalt darein ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en wird, &#x017F;o zittert<lb/>
der weiche Gaumen und macht das bekannte Ge-<lb/>
ra&#x0364;u&#x017F;ch. Die Natur thut die&#x017F;es, um &#x017F;ich von dem<lb/>
Schleim, oder anderen Unrath, der &#x017F;ich an die<lb/>
Wa&#x0364;nde des Schlundes, an das Gaumen&#x017F;egel, oder<lb/>
den Luftro&#x0364;hrenkopf anlegt, und den Wohlklang der<lb/>
Stimme verhindert, zu befreyen. Die Gewalt, mit<lb/>
der die Luft ausge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en wird, reißt alle fremde<lb/>
Ko&#x0364;rper mit &#x017F;ich fort. Daher ko&#x0364;mmt es, daß je-<lb/>
mand, der eine Zeitlang ge&#x017F;chwiegen hat, wenn er<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">wieder</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0151] Von den Werkzeugen der Sprache. nur ſo viel, daß ſich die Luft mit Geraͤuſch durch- draͤngen muß, und dieſes iſt wieder kein foͤrmliches Schnarchen, ſondern Schnauben oder Roͤcheln. §. 64. Das Raͤuspern hat mit dem Schnarchen viel Aehnlichkeit, und der Unterſchied liegt nur da- rinn, daß jenes wachend, vorſaͤtzlich, und mit mehr Gewalt, dieſes aber im Schlaf und ſchwaͤcher ge- ſchieht. Es hebt ſich nemlich bey geſchloſſener Naſe der hintere Theil der Zunge ſo hoch, daß er den weichen Gaumen etwas beruͤhret, wenn ſodann die Luft mit Gewalt darein geſtoſſen wird, ſo zittert der weiche Gaumen und macht das bekannte Ge- raͤuſch. Die Natur thut dieſes, um ſich von dem Schleim, oder anderen Unrath, der ſich an die Waͤnde des Schlundes, an das Gaumenſegel, oder den Luftroͤhrenkopf anlegt, und den Wohlklang der Stimme verhindert, zu befreyen. Die Gewalt, mit der die Luft ausgeſtoſſen wird, reißt alle fremde Koͤrper mit ſich fort. Daher koͤmmt es, daß je- mand, der eine Zeitlang geſchwiegen hat, wenn er wieder H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/151
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/151>, abgerufen am 23.11.2024.