Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Lauten oder Buchstaben.
prot statt Braun Bier, Butterbrod, oder
sie machen ein W daraus, und sagen awer Haa-
wer
statt aber Haaber. Manche werfen das B
ganz weg, und sagen gestorm statt gestorben,
ham
statt haben u. s. f. Sie sind an diese Feh-
ler so gewohnt, daß sie ihnen auch in allen frem-
den Sprachen, die sie in einem gewissen Alter ler-
nen, anhängen, und daher schon allein wird ihre
Aussprache für Ausländer so auffallend, so kraftlos
und abgeschmackt.

Einem, der nie ein B ausgesprochen hat, es
zu lernen, ist gewiß keine gar leichte Sache. Doch
wer sich die Mühe geben will, ihm alles das, was
oben von diesem Buchstaben gesagt ist worden, faß-
lich zu machen, dem wird es endlich doch gelingen.
Nur rath' ich bey solchen Worten anzufangen, in
denen vor dem B ein M vorgehet z. B. Umbra, am-
bulo, Tumba
franz. sombre humble. Denn hier
vertritt das M, welches mit geschlossenem Munde
hervorgebracht wird, den oben beschriebenen stumpfen
Laut, der immer vor dem B hergehn muß, und da-

durch
Q 4

Von den Lauten oder Buchſtaben.
prot ſtatt Braun Bier, Butterbrod, oder
ſie machen ein W daraus, und ſagen awer Haa-
wer
ſtatt aber Haaber. Manche werfen das B
ganz weg, und ſagen geſtorm ſtatt geſtorben,
ham
ſtatt haben u. ſ. f. Sie ſind an dieſe Feh-
ler ſo gewohnt, daß ſie ihnen auch in allen frem-
den Sprachen, die ſie in einem gewiſſen Alter ler-
nen, anhaͤngen, und daher ſchon allein wird ihre
Ausſprache fuͤr Auslaͤnder ſo auffallend, ſo kraftlos
und abgeſchmackt.

Einem, der nie ein B ausgeſprochen hat, es
zu lernen, iſt gewiß keine gar leichte Sache. Doch
wer ſich die Muͤhe geben will, ihm alles das, was
oben von dieſem Buchſtaben geſagt iſt worden, faß-
lich zu machen, dem wird es endlich doch gelingen.
Nur rath' ich bey ſolchen Worten anzufangen, in
denen vor dem B ein M vorgehet z. B. Umbra, am-
bulo, Tumba
franz. ſombre humble. Denn hier
vertritt das M, welches mit geſchloſſenem Munde
hervorgebracht wird, den oben beſchriebenen ſtumpfen
Laut, der immer vor dem B hergehn muß, und da-

durch
Q 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0297" n="247"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Lauten oder Buch&#x017F;taben</hi>.</fw><lb/><hi rendition="#b">prot</hi> &#x017F;tatt <hi rendition="#b">Braun Bier, Butterbrod,</hi> oder<lb/>
&#x017F;ie machen ein W daraus, und &#x017F;agen <hi rendition="#b">awer Haa-<lb/>
wer</hi> &#x017F;tatt <hi rendition="#b">aber Haaber</hi>. Manche werfen das <hi rendition="#aq">B</hi><lb/>
ganz weg, und &#x017F;agen <hi rendition="#b">ge&#x017F;torm</hi> &#x017F;tatt <hi rendition="#b">ge&#x017F;torben,<lb/>
ham</hi> &#x017F;tatt <hi rendition="#b">haben</hi> u. &#x017F;. f. Sie &#x017F;ind an die&#x017F;e Feh-<lb/>
ler &#x017F;o gewohnt, daß &#x017F;ie ihnen auch in allen frem-<lb/>
den Sprachen, die &#x017F;ie in einem gewi&#x017F;&#x017F;en Alter ler-<lb/>
nen, anha&#x0364;ngen, und daher &#x017F;chon allein wird ihre<lb/>
Aus&#x017F;prache fu&#x0364;r Ausla&#x0364;nder &#x017F;o auffallend, &#x017F;o kraftlos<lb/>
und abge&#x017F;chmackt.</p><lb/>
              <p>Einem, der nie ein <hi rendition="#aq">B</hi> ausge&#x017F;prochen hat, es<lb/>
zu lernen, i&#x017F;t gewiß keine gar leichte Sache. Doch<lb/>
wer &#x017F;ich die Mu&#x0364;he geben will, ihm alles das, was<lb/>
oben von die&#x017F;em Buch&#x017F;taben ge&#x017F;agt i&#x017F;t worden, faß-<lb/>
lich zu machen, dem wird es endlich doch gelingen.<lb/>
Nur rath' ich bey &#x017F;olchen Worten anzufangen, in<lb/>
denen vor dem <hi rendition="#aq">B</hi> ein <hi rendition="#aq">M</hi> vorgehet z. B. <hi rendition="#aq">Umbra, am-<lb/>
bulo, Tumba</hi> franz. <hi rendition="#aq">&#x017F;ombre humble</hi>. Denn hier<lb/>
vertritt das <hi rendition="#aq">M</hi>, welches mit ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enem Munde<lb/>
hervorgebracht wird, den oben be&#x017F;chriebenen &#x017F;tumpfen<lb/>
Laut, der immer vor dem <hi rendition="#aq">B</hi> hergehn muß, und da-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0297] Von den Lauten oder Buchſtaben. prot ſtatt Braun Bier, Butterbrod, oder ſie machen ein W daraus, und ſagen awer Haa- wer ſtatt aber Haaber. Manche werfen das B ganz weg, und ſagen geſtorm ſtatt geſtorben, ham ſtatt haben u. ſ. f. Sie ſind an dieſe Feh- ler ſo gewohnt, daß ſie ihnen auch in allen frem- den Sprachen, die ſie in einem gewiſſen Alter ler- nen, anhaͤngen, und daher ſchon allein wird ihre Ausſprache fuͤr Auslaͤnder ſo auffallend, ſo kraftlos und abgeſchmackt. Einem, der nie ein B ausgeſprochen hat, es zu lernen, iſt gewiß keine gar leichte Sache. Doch wer ſich die Muͤhe geben will, ihm alles das, was oben von dieſem Buchſtaben geſagt iſt worden, faß- lich zu machen, dem wird es endlich doch gelingen. Nur rath' ich bey ſolchen Worten anzufangen, in denen vor dem B ein M vorgehet z. B. Umbra, am- bulo, Tumba franz. ſombre humble. Denn hier vertritt das M, welches mit geſchloſſenem Munde hervorgebracht wird, den oben beſchriebenen ſtumpfen Laut, der immer vor dem B hergehn muß, und da- durch Q 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/297
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/297>, abgerufen am 23.11.2024.