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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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I. Abtheilung.
§. 4.

Hat nicht auch der Haushahn seine Sprache?
wann er den kommenden Morgen verkündigt, und
seine Gattinnen aus dem Schlaf weckt, wann er
ein Korn findet, und sie dazu herbeylockt, wann ein
großer Vogel über den Hof fliegt, den er im ersten
Schrecken für einen Geyer hält, wenn man ihm
eine Henne wegfangen will, u. s. f. hat er nicht da
bey einem jeden dieser Umstände sein eigenes, im-
mer verschiedenes Geschrey. Der Tauber girrt ganz
verschieden, wann er sich mit seinem Nebenbuhler
schlägt, als wann er buhlend um seine Geliebte
herumstreift; wann er seine Täubinn auf das Nest
ruft, ist seine Stimme ganz von der unterschieden,
die er dann anwendet, wann sie zu ihm kömmt,
und ihn von dem langweiligen Brüthen ablöset.
So geben die Tauben auch einen besondern Laut
von sich, wenn sie sich vor etwas fürchten, oder
erschreckt werden.

§. 5.

Ausser den Zeichen die sich die Thiere wechsel-
weise durch die Stimme geben, haben sie so, wie

die
I. Abtheilung.
§. 4.

Hat nicht auch der Haushahn ſeine Sprache?
wann er den kommenden Morgen verkuͤndigt, und
ſeine Gattinnen aus dem Schlaf weckt, wann er
ein Korn findet, und ſie dazu herbeylockt, wann ein
großer Vogel uͤber den Hof fliegt, den er im erſten
Schrecken fuͤr einen Geyer haͤlt, wenn man ihm
eine Henne wegfangen will, u. ſ. f. hat er nicht da
bey einem jeden dieſer Umſtaͤnde ſein eigenes, im-
mer verſchiedenes Geſchrey. Der Tauber girrt ganz
verſchieden, wann er ſich mit ſeinem Nebenbuhler
ſchlaͤgt, als wann er buhlend um ſeine Geliebte
herumſtreift; wann er ſeine Taͤubinn auf das Neſt
ruft, iſt ſeine Stimme ganz von der unterſchieden,
die er dann anwendet, wann ſie zu ihm koͤmmt,
und ihn von dem langweiligen Bruͤthen abloͤſet.
So geben die Tauben auch einen beſondern Laut
von ſich, wenn ſie ſich vor etwas fuͤrchten, oder
erſchreckt werden.

§. 5.

Auſſer den Zeichen die ſich die Thiere wechſel-
weiſe durch die Stimme geben, haben ſie ſo, wie

die
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[10/0038] I. Abtheilung. §. 4. Hat nicht auch der Haushahn ſeine Sprache? wann er den kommenden Morgen verkuͤndigt, und ſeine Gattinnen aus dem Schlaf weckt, wann er ein Korn findet, und ſie dazu herbeylockt, wann ein großer Vogel uͤber den Hof fliegt, den er im erſten Schrecken fuͤr einen Geyer haͤlt, wenn man ihm eine Henne wegfangen will, u. ſ. f. hat er nicht da bey einem jeden dieſer Umſtaͤnde ſein eigenes, im- mer verſchiedenes Geſchrey. Der Tauber girrt ganz verſchieden, wann er ſich mit ſeinem Nebenbuhler ſchlaͤgt, als wann er buhlend um ſeine Geliebte herumſtreift; wann er ſeine Taͤubinn auf das Neſt ruft, iſt ſeine Stimme ganz von der unterſchieden, die er dann anwendet, wann ſie zu ihm koͤmmt, und ihn von dem langweiligen Bruͤthen abloͤſet. So geben die Tauben auch einen beſondern Laut von ſich, wenn ſie ſich vor etwas fuͤrchten, oder erſchreckt werden. §. 5. Auſſer den Zeichen die ſich die Thiere wechſel- weiſe durch die Stimme geben, haben ſie ſo, wie die

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/38>, abgerufen am 23.11.2024.