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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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I. Abtheilung.
entgegen, krümmt sich bald auf die eine bald auf
die andere Seite, so verstehen wir ihn so gut,
daß wir uns gar nicht scheuen ihn zu streicheln,
und zu liebkosen, weil er uns durch Geberden
schon gesagt hat, daß er sich als Freund nähert.
Der abgestutzte Schwanz des Vorstehhundes ist ein
wahrer Kompaß für den Jäger. So, wie der
Sucher auf die Fährte des Federwildes stößt, so
weis es der Jäger auch schon. Kömmt er dem
Hasen, oder dem Rebhune schon ganz nahe, so
steht er mit einem still, wädelt nun nicht mehr,
sondern macht nur zu Zeiten eine kleine Bewegung
mit dem Stutzschwanz, zuweilen hält er wohl auch
einen Fuß aufgehoben, um dadurch zu verstehen zu
geben: "Jch bin dem Dinge schon so nahe, daß,
"wenn ich noch die geringste Bewegung mache,
"wenn ich nur noch diesen Fuß niedersetze, ich in
"Gefahr bin es zu verscheuchen." Wenn der
Hahn mit steif niedergesenkten Flügeln nach der ei-
nen Seite sich der Henne zudreht. -- Wenn der
Tauber wider seine Gewohnheit mit beyden Füssen
zugleich gegen seine Täubinn hinhüpft, und im Hü-
pfen mit dem Schweif auf dem Boden hinstreift,

wenn

I. Abtheilung.
entgegen, kruͤmmt ſich bald auf die eine bald auf
die andere Seite, ſo verſtehen wir ihn ſo gut,
daß wir uns gar nicht ſcheuen ihn zu ſtreicheln,
und zu liebkoſen, weil er uns durch Geberden
ſchon geſagt hat, daß er ſich als Freund naͤhert.
Der abgeſtutzte Schwanz des Vorſtehhundes iſt ein
wahrer Kompaß fuͤr den Jaͤger. So, wie der
Sucher auf die Faͤhrte des Federwildes ſtoͤßt, ſo
weis es der Jaͤger auch ſchon. Koͤmmt er dem
Haſen, oder dem Rebhune ſchon ganz nahe, ſo
ſteht er mit einem ſtill, waͤdelt nun nicht mehr,
ſondern macht nur zu Zeiten eine kleine Bewegung
mit dem Stutzſchwanz, zuweilen haͤlt er wohl auch
einen Fuß aufgehoben, um dadurch zu verſtehen zu
geben: „Jch bin dem Dinge ſchon ſo nahe, daß,
„wenn ich noch die geringſte Bewegung mache,
„wenn ich nur noch dieſen Fuß niederſetze, ich in
„Gefahr bin es zu verſcheuchen.“ Wenn der
Hahn mit ſteif niedergeſenkten Fluͤgeln nach der ei-
nen Seite ſich der Henne zudreht. — Wenn der
Tauber wider ſeine Gewohnheit mit beyden Fuͤſſen
zugleich gegen ſeine Taͤubinn hinhuͤpft, und im Huͤ-
pfen mit dem Schweif auf dem Boden hinſtreift,

wenn
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[12/0040] I. Abtheilung. entgegen, kruͤmmt ſich bald auf die eine bald auf die andere Seite, ſo verſtehen wir ihn ſo gut, daß wir uns gar nicht ſcheuen ihn zu ſtreicheln, und zu liebkoſen, weil er uns durch Geberden ſchon geſagt hat, daß er ſich als Freund naͤhert. Der abgeſtutzte Schwanz des Vorſtehhundes iſt ein wahrer Kompaß fuͤr den Jaͤger. So, wie der Sucher auf die Faͤhrte des Federwildes ſtoͤßt, ſo weis es der Jaͤger auch ſchon. Koͤmmt er dem Haſen, oder dem Rebhune ſchon ganz nahe, ſo ſteht er mit einem ſtill, waͤdelt nun nicht mehr, ſondern macht nur zu Zeiten eine kleine Bewegung mit dem Stutzſchwanz, zuweilen haͤlt er wohl auch einen Fuß aufgehoben, um dadurch zu verſtehen zu geben: „Jch bin dem Dinge ſchon ſo nahe, daß, „wenn ich noch die geringſte Bewegung mache, „wenn ich nur noch dieſen Fuß niederſetze, ich in „Gefahr bin es zu verſcheuchen.“ Wenn der Hahn mit ſteif niedergeſenkten Fluͤgeln nach der ei- nen Seite ſich der Henne zudreht. — Wenn der Tauber wider ſeine Gewohnheit mit beyden Fuͤſſen zugleich gegen ſeine Taͤubinn hinhuͤpft, und im Huͤ- pfen mit dem Schweif auf dem Boden hinſtreift, wenn

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/40>, abgerufen am 23.11.2024.