Seine Lage ist ganz die nämliche wie beym Sch, und er unterscheidet sich von diesem nur da- durch, daß beym Sch nur die Luft oder der Wind allein, bey dem J aber auch die Stimme mitwir- ket. Wer diesen Laut vollkommen gut erreichen will, darf nur ein Sch lang ausdehnen, und endlich die Stimme mitlauten lassen, so wird der Wind mit der Stimme vereiniget ihm das wahre J geben. Das J ist also ein SCH, bey dem die Stimme mittönet. Das ist seine ganze definition.
Die deutsche Sprache hat diesen Laut nicht. Die Jtaliener haben ihn in gia oggi giorno und vielen anderen Wörtern, wo sie ihn immer mit ei- nem G schreiben, und in der Aussprache ein d vor- ausgehn lassen, wie wenn es dja oddji djorno hieße.
Die Engelländer haben ihn so wie die Franzo- sen, unter beyden Gestalten, bald als g bald als j, aber sie schicken in der Aussprache auch immer ein d voraus, wie in german gently join judge, wel- ches sie aussprechen djerman djently djoin djudje Die Ursache davon läßt sich wieder von der Natur,
und
IV. Abtheilung.
Seine Lage iſt ganz die naͤmliche wie beym Sch, und er unterſcheidet ſich von dieſem nur da- durch, daß beym Sch nur die Luft oder der Wind allein, bey dem J aber auch die Stimme mitwir- ket. Wer dieſen Laut vollkommen gut erreichen will, darf nur ein Sch lang ausdehnen, und endlich die Stimme mitlauten laſſen, ſo wird der Wind mit der Stimme vereiniget ihm das wahre J geben. Das J iſt alſo ein SCH, bey dem die Stimme mittoͤnet. Das iſt ſeine ganze definition.
Die deutſche Sprache hat dieſen Laut nicht. Die Jtaliener haben ihn in gia oggi giorno und vielen anderen Woͤrtern, wo ſie ihn immer mit ei- nem G ſchreiben, und in der Ausſprache ein d vor- ausgehn laſſen, wie wenn es dja oddji djorno hieße.
Die Engellaͤnder haben ihn ſo wie die Franzo- ſen, unter beyden Geſtalten, bald als g bald als j, aber ſie ſchicken in der Ausſprache auch immer ein d voraus, wie in german gently join judge, wel- ches ſie ausſprechen djerman djently djoin djudje Die Urſache davon laͤßt ſich wieder von der Natur,
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IV. Abtheilung.
Seine Lage iſt ganz die naͤmliche wie beym
Sch, und er unterſcheidet ſich von dieſem nur da-
durch, daß beym Sch nur die Luft oder der Wind
allein, bey dem J aber auch die Stimme mitwir-
ket. Wer dieſen Laut vollkommen gut erreichen will,
darf nur ein Sch lang ausdehnen, und endlich die
Stimme mitlauten laſſen, ſo wird der Wind mit der
Stimme vereiniget ihm das wahre J geben. Das
J iſt alſo ein SCH, bey dem die Stimme
mittoͤnet. Das iſt ſeine ganze definition.
Die deutſche Sprache hat dieſen Laut nicht.
Die Jtaliener haben ihn in gia oggi giorno und
vielen anderen Woͤrtern, wo ſie ihn immer mit ei-
nem G ſchreiben, und in der Ausſprache ein d vor-
ausgehn laſſen, wie wenn es dja oddji djorno hieße.
Die Engellaͤnder haben ihn ſo wie die Franzo-
ſen, unter beyden Geſtalten, bald als g bald als j,
aber ſie ſchicken in der Ausſprache auch immer ein
d voraus, wie in german gently join judge, wel-
ches ſie ausſprechen djerman djently djoin djudje
Die Urſache davon laͤßt ſich wieder von der Natur,
und
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/408>, abgerufen am 23.11.2024.
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