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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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Von der Sprachmaschine.
gemacht hat. Wer Entdeckungen machen will, hat
nicht immer so kaltes Geblüt, um Wochen und
Monate abzuwarten. Jch drang noch weiter in ihn,
allein, alles, wozu ich meinen Mann durch Ge-
schenke und gute Worte bringen konnte, war, daß
er mir ein kleines aus Rohr gemachtes Schnarr-
pfeifchen, das in die Röhre, worauf man spielt, hin-
eingestecket wird, und das er eben noch im Vor-
rath hatte, überließ.

Mit dieser Eroberung eilte ich nun in die Stadt
zurück, und fieng noch denselben Abend meine Ver-
suche damit an. Jch nahm aus der Küche einen ge-
meinen ledernen Blasebalg, steckte das Pfeifchen in
dessen eisene Röhre, und machte es durch das Zu-
sammendrücken des Blasebalges schreien, drauf steckte
ich das eisene Rohr samt dem Pfeifchen in eine
Querflöte, von der ich zuvor den Stöpsel abgenom-
men hatte. Da aber das eisene Rohr nicht den
ganzen Raum der Flöthe anfüllte, so umwickelte ich
es mit Tüchern, und verband es wohl gar mit ei-
ner nassen Ochsenblase, damit ja keine Luft auf die
Seite gehen konnte.

Nun

Von der Sprachmaſchine.
gemacht hat. Wer Entdeckungen machen will, hat
nicht immer ſo kaltes Gebluͤt, um Wochen und
Monate abzuwarten. Jch drang noch weiter in ihn,
allein, alles, wozu ich meinen Mann durch Ge-
ſchenke und gute Worte bringen konnte, war, daß
er mir ein kleines aus Rohr gemachtes Schnarr-
pfeifchen, das in die Roͤhre, worauf man ſpielt, hin-
eingeſtecket wird, und das er eben noch im Vor-
rath hatte, uͤberließ.

Mit dieſer Eroberung eilte ich nun in die Stadt
zuruͤck, und fieng noch denſelben Abend meine Ver-
ſuche damit an. Jch nahm aus der Kuͤche einen ge-
meinen ledernen Blaſebalg, ſteckte das Pfeifchen in
deſſen eiſene Roͤhre, und machte es durch das Zu-
ſammendruͤcken des Blaſebalges ſchreien, drauf ſteckte
ich das eiſene Rohr ſamt dem Pfeifchen in eine
Querfloͤte, von der ich zuvor den Stoͤpſel abgenom-
men hatte. Da aber das eiſene Rohr nicht den
ganzen Raum der Floͤthe anfuͤllte, ſo umwickelte ich
es mit Tuͤchern, und verband es wohl gar mit ei-
ner naſſen Ochſenblaſe, damit ja keine Luft auf die
Seite gehen konnte.

Nun
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[393/0455] Von der Sprachmaſchine. gemacht hat. Wer Entdeckungen machen will, hat nicht immer ſo kaltes Gebluͤt, um Wochen und Monate abzuwarten. Jch drang noch weiter in ihn, allein, alles, wozu ich meinen Mann durch Ge- ſchenke und gute Worte bringen konnte, war, daß er mir ein kleines aus Rohr gemachtes Schnarr- pfeifchen, das in die Roͤhre, worauf man ſpielt, hin- eingeſtecket wird, und das er eben noch im Vor- rath hatte, uͤberließ. Mit dieſer Eroberung eilte ich nun in die Stadt zuruͤck, und fieng noch denſelben Abend meine Ver- ſuche damit an. Jch nahm aus der Kuͤche einen ge- meinen ledernen Blaſebalg, ſteckte das Pfeifchen in deſſen eiſene Roͤhre, und machte es durch das Zu- ſammendruͤcken des Blaſebalges ſchreien, drauf ſteckte ich das eiſene Rohr ſamt dem Pfeifchen in eine Querfloͤte, von der ich zuvor den Stoͤpſel abgenom- men hatte. Da aber das eiſene Rohr nicht den ganzen Raum der Floͤthe anfuͤllte, ſo umwickelte ich es mit Tuͤchern, und verband es wohl gar mit ei- ner naſſen Ochſenblaſe, damit ja keine Luft auf die Seite gehen konnte. Nun

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/455>, abgerufen am 23.11.2024.