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Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629.

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künstliche Wercken.
führet werden müssen. Gemeldter Pyramis hat außwendig
auff allen 4. Seiten Stuffen von der Erden biß zum Ober-
sten/ daß man hinauff steigen kan/ seynd aber sehr schmal/ der-
halben etwas fährlichen hinauff zusteigen. Im Mittel der
Höhe desselben/ ist auff der Seiten gegen Niedergang der
Sonnen eine Thür/ dadurch man in die jnnern Gemächer
vnd Kammern kommen kan/ deren etliche mit schönen polier-
ten Marmor bekleidet/ vnd in einer ein marmorsteinern Sarg.
Dieses Pyramidis gedencket auch Sebastianus Serlius.l. 3. Architect
von den alten
Gebäwden.
Refer Pancir.
ex vet. Aut.

Einen solchen Obeliscum oder Pyramidem hat auch
bawenlassen/ Raemses oder Ramises/ König in Egypten/
vnd war einer vberaus grossen Höhe/ aus einem Stück
Stein/ vnd ist von 20000. Menschen auffgerichtet worden.
Da man mit dem heben oder auffrichten ist vmbgangen/ be-
fürchtet sich der König/ es möchte dieses Werck wegen der sehr
schweren Last/ Schaden nemen. Damit nun die Werck- vnd
Bawleute desto mehren vnd sorglichen Fleiß anwendeten/ ließ
er seinen leiblichen Sohn/ an die Spitze/ welche zu oberst kom-
men solte/ anbinden/ vnd also zugleich mit auffheben/ damit
des Steins wegen des Sohns verschonet würde (quo majusPanciroll.
ex Plinio.

periculum curaeartificum denunciaret, filium suum al-
ligavit cacumini, ut salus ejus apud molientes prodes-
set lapidi; quaadmonitione laborantium diligentiam
excitavit, qui inte grum illum elevarunt.
) Vnd hat man
mehr Mühe in Auffrichtung desselben haben müssen/ als vor
her Arbeit geschehen jhn auß zumachen. Dieses Obelisci hat
der Persische König Cambyses/ in Verherung des Egypten-
Landes verschonen lassen/ motus reveren tia operis, das ist
vmb des herrlichen Wercks vnd Gedächtniß willen. Son-
sten an einem andern grossen Obelisco, auch aus einem

Stein
N iij

kuͤnſtliche Wercken.
fuͤhret werden muͤſſen. Gemeldter Pyramis hat außwendig
auff allen 4. Seiten Stuffen von der Erden biß zum Ober-
ſten/ daß man hinauff ſteigen kan/ ſeynd aber ſehr ſchmal/ der-
halben etwas faͤhrlichen hinauff zuſteigen. Im Mittel der
Hoͤhe deſſelben/ iſt auff der Seiten gegen Niedergang der
Sonnen eine Thuͤr/ dadurch man in die jnnern Gemaͤcher
vnd Kammern kommen kan/ deren etliche mit ſchoͤnen polier-
ten Marmor bekleidet/ vnd in einer ein marmorſteineꝛn Sarg.
Dieſes Pyramidis gedencket auch Sebaſtianus Serlius.l. 3. Architect
von den alten
Gebaͤwden.
Refer Pancir.
ex vet. Aut.

Einen ſolchen Obeliſcum oder Pyramidem hat auch
bawenlaſſen/ Raemſes oder Ramiſes/ Koͤnig in Egypten/
vnd war einer vberaus groſſen Hoͤhe/ aus einem Stuͤck
Stein/ vnd iſt von 20000. Menſchen auffgerichtet worden.
Da man mit dem heben oder auffrichten iſt vmbgangen/ be-
fuͤrchtet ſich der Koͤnig/ es moͤchte dieſes Werck wegen der ſehr
ſchweren Laſt/ Schaden nemen. Damit nun die Werck- vnd
Bawleute deſto mehren vnd ſorglichen Fleiß anwendeten/ ließ
er ſeinen leiblichen Sohn/ an die Spitze/ welche zu oberſt kom-
men ſolte/ anbinden/ vnd alſo zugleich mit auffheben/ damit
des Steins wegen des Sohns verſchonet wuͤrde (quô majusPanciroll.
ex Plinio.

periculum curæartificum denunciaret, filium ſuum al-
ligavit cacumini, ut ſalus ejus apud molientes prodeſ-
ſet lapidi; qúâadmonitione laborantium diligentiam
excitavit, qui inte grum illum elevarunt.
) Vnd hat man
mehr Muͤhe in Auffrichtung deſſelben haben muͤſſen/ als vor
her Arbeit geſchehen jhn auß zumachen. Dieſes Obeliſci hat
der Perſiſche Koͤnig Cambyſes/ in Verherung des Egypten-
Landes verſchonen laſſen/ motus reveren tiâ operis, das iſt
vmb des herrlichen Wercks vnd Gedaͤchtniß willen. Son-
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[101/0113] kuͤnſtliche Wercken. fuͤhret werden muͤſſen. Gemeldter Pyramis hat außwendig auff allen 4. Seiten Stuffen von der Erden biß zum Ober- ſten/ daß man hinauff ſteigen kan/ ſeynd aber ſehr ſchmal/ der- halben etwas faͤhrlichen hinauff zuſteigen. Im Mittel der Hoͤhe deſſelben/ iſt auff der Seiten gegen Niedergang der Sonnen eine Thuͤr/ dadurch man in die jnnern Gemaͤcher vnd Kammern kommen kan/ deren etliche mit ſchoͤnen polier- ten Marmor bekleidet/ vnd in einer ein marmorſteineꝛn Sarg. Dieſes Pyramidis gedencket auch Sebaſtianus Serlius. l. 3. Architect von den alten Gebaͤwden. Refer Pancir. ex vet. Aut. Einen ſolchen Obeliſcum oder Pyramidem hat auch bawenlaſſen/ Raemſes oder Ramiſes/ Koͤnig in Egypten/ vnd war einer vberaus groſſen Hoͤhe/ aus einem Stuͤck Stein/ vnd iſt von 20000. Menſchen auffgerichtet worden. Da man mit dem heben oder auffrichten iſt vmbgangen/ be- fuͤrchtet ſich der Koͤnig/ es moͤchte dieſes Werck wegen der ſehr ſchweren Laſt/ Schaden nemen. Damit nun die Werck- vnd Bawleute deſto mehren vnd ſorglichen Fleiß anwendeten/ ließ er ſeinen leiblichen Sohn/ an die Spitze/ welche zu oberſt kom- men ſolte/ anbinden/ vnd alſo zugleich mit auffheben/ damit des Steins wegen des Sohns verſchonet wuͤrde (quô majus periculum curæartificum denunciaret, filium ſuum al- ligavit cacumini, ut ſalus ejus apud molientes prodeſ- ſet lapidi; qúâadmonitione laborantium diligentiam excitavit, qui inte grum illum elevarunt.) Vnd hat man mehr Muͤhe in Auffrichtung deſſelben haben muͤſſen/ als vor her Arbeit geſchehen jhn auß zumachen. Dieſes Obeliſci hat der Perſiſche Koͤnig Cambyſes/ in Verherung des Egypten- Landes verſchonen laſſen/ motus reveren tiâ operis, das iſt vmb des herrlichen Wercks vnd Gedaͤchtniß willen. Son- ſten an einem andern groſſen Obeliſco, auch aus einem Stein Panciroll. ex Plinio. N iij

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Zitationshilfe: Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629/113>, abgerufen am 16.05.2024.