Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629.

Bild:
<< vorherige Seite

Von fürnembsten
an er aber sehr thörlich/ vnd hierinnen vnrecht thut/ daß er
dem Heydnischen Plinio nachsagt: Audax vita, & scelerum
plena, aliquid serere voluit, quod ventos procellasq; re-
ciperet: lta enim tam parvo semine nascitur, quod or-
bem terrarum ultro citroq; portat.
Denn die H. Schrifft
(wie bißhero vermeldet) schilt die Schiffarth vnd deren Zuge-
hörung nicht/ sondern erinnert viel mehr/ daß man vermittelst
derselben nicht alleine die Nahrung von ferne suchen/ sondern
Psal. 107.auch fürnehmlich einen grossen Theil der Wunder GOttes
durch Schifffarthen erkenen lernen/ vnd Gott den Schöpffer
desto mehr zu loben Vrsach haben sol/ daß er das Leinen Ge-
wand zu machen Mittel geschaffen vnd gezeiget/ deß auff so
mancherley Wege vnd Nothdurfft zu gebrauchen/ wie denn
etliche recht sagen: Lini necessitas prope modum ut panis,
Vnd muß Pplydorus selbst seinem eigen Bekäntnis nach/ es
für ein miracul halten/ das man durch Hülff des Schiff se-
gelns/ weit von einander entlegenen Länder/ ja einen Theil der
Welt an den andern gleichsam binden vnd hengen/ vnd offt in
kurtzer Zeit mit grossem Vortheil vnd Nutzen von einem Land
ins ander fahren kan: Ja durch solche Behelff geschicht es/
was von Venedig vnd andern dergleichen Orten gesagt wird:
Mirabile dictu, quod in hac urbe nihil ferme gignitur,
in ea tamen omnium rerum incredibilis exuberet copia
.
Mdatth Quad.
in Comp.
Cosmogr.
Das ist: An solchen Orten/ da offtmals das wenigste wechst
vnd herfür kömpt/ hat man durch die Schiffarten vnd solche
Zufuhren gleichwol allerdinge Menge vnd Vberfluß.

Die Gefehrligkeit aber des Lebens betreffend/ ist nicht
ohne/ daß auff den Seefarten selbige groß: Weil aber derglei-
chen auch auff trockenem Lande/ vnd allenthalben dem Men-
schen zu befürchten/ als ists auch nicht sonderlich zu schewen/
sintemal Paulus der Apostel bezeuget/ 2. Cor. 11. daß er nicht

allein

Von fuͤrnembſten
an er aber ſehr thoͤrlich/ vnd hierinnen vnrecht thut/ daß er
dem Heydniſchen Plinio nachſagt: Audax vita, & ſcelerum
plena, aliquid ſerere voluit, quod ventos procellasq́; re-
ciperet: lta enim tam parvo ſemine naſcitur, quod or-
bem terrarum ultrò citroq́; portat.
Denn die H. Schrifft
(wie bißhero vermeldet) ſchilt die Schiffarth vnd deren Zuge-
hoͤrung nicht/ ſondern erinnert viel mehr/ daß man vermittelſt
derſelben nicht alleine die Nahrung von ferne ſuchen/ ſondern
Pſal. 107.auch fuͤrnehmlich einen groſſen Theil der Wunder GOttes
durch Schifffarthen erkenen lernen/ vnd Gott den Schoͤpffer
deſto mehr zu loben Vrſach haben ſol/ daß er das Leinen Ge-
wand zu machen Mittel geſchaffen vnd gezeiget/ deß auff ſo
mancherley Wege vnd Nothdurfft zu gebrauchen/ wie denn
etliche recht ſagen: Lini neceſſitas prope modum ut panis,
Vnd muß Pplydorus ſelbſt ſeinem eigen Bekaͤntnis nach/ es
fuͤr ein miracul halten/ das man durch Huͤlff des Schiff ſe-
gelns/ weit von einander entlegenen Laͤnder/ ja einen Theil der
Welt an den andern gleichſam binden vnd hengen/ vnd offt in
kurtzer Zeit mit groſſem Vortheil vnd Nutzen von einem Land
ins ander fahren kan: Ja durch ſolche Behelff geſchicht es/
was von Venedig vnd andern deꝛgleichen Orten geſagt wird:
Mirabile dictu, quòd in hac urbe nihil fermè gignitur,
in ea tamẽ omnium rerum incredibilis exuberet copia
.
Mdatth Quad.
in Comp.
Coſmogr.
Das iſt: An ſolchen Orten/ da offtmals das wenigſte wechſt
vnd herfuͤr koͤmpt/ hat man durch die Schiffarten vnd ſolche
Zufuhren gleichwol allerdinge Menge vnd Vberfluß.

Die Gefehrligkeit aber des Lebens betreffend/ iſt nicht
ohne/ daß auff den Seefarten ſelbige groß: Weil aber derglei-
chen auch auff trockenem Lande/ vnd allenthalben dem Men-
ſchen zu befuͤrchten/ als iſts auch nicht ſonderlich zu ſchewen/
ſintemal Paulus der Apoſtel bezeuget/ 2. Cor. 11. daß er nicht

allein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0084" n="72"/><fw place="top" type="header">Von fu&#x0364;rnemb&#x017F;ten</fw><lb/>
an er aber &#x017F;ehr tho&#x0364;rlich/ vnd hierinnen vnrecht thut/ daß er<lb/>
dem Heydni&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Plinio</hi> nach&#x017F;agt: <hi rendition="#aq">Audax vita, &amp; &#x017F;celerum<lb/>
plena, aliquid &#x017F;erere voluit, quod ventos procellasq&#x0301;; re-<lb/>
ciperet<hi rendition="#i">:</hi> lta enim tam parvo &#x017F;emine na&#x017F;citur, quod or-<lb/>
bem terrarum ultrò citroq&#x0301;; portat.</hi> Denn die H. Schrifft<lb/>
(wie bißhero vermeldet) &#x017F;chilt die Schiffarth vnd deren Zuge-<lb/>
ho&#x0364;rung nicht/ &#x017F;ondern erinnert viel mehr/ daß man vermittel&#x017F;t<lb/>
der&#x017F;elben nicht alleine die Nahrung von ferne &#x017F;uchen/ &#x017F;ondern<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">P&#x017F;al. 107.</hi></note>auch fu&#x0364;rnehmlich einen gro&#x017F;&#x017F;en Theil der Wunder GOttes<lb/>
durch Schifffarthen erkenen lernen/ vnd Gott den Scho&#x0364;pffer<lb/>
de&#x017F;to mehr zu loben Vr&#x017F;ach haben &#x017F;ol/ daß er das Leinen Ge-<lb/>
wand zu machen Mittel ge&#x017F;chaffen vnd gezeiget/ deß auff &#x017F;o<lb/>
mancherley Wege vnd Nothdurfft zu gebrauchen/ wie denn<lb/>
etliche recht &#x017F;agen: <hi rendition="#aq">Lini nece&#x017F;&#x017F;itas prope modum ut panis,</hi><lb/>
Vnd muß <hi rendition="#aq">Pplydorus</hi> &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;einem eigen Beka&#x0364;ntnis nach/ es<lb/>
fu&#x0364;r ein <hi rendition="#aq">miracul</hi> halten/ das man durch Hu&#x0364;lff des Schiff &#x017F;e-<lb/>
gelns/ weit von einander entlegenen La&#x0364;nder/ ja einen Theil der<lb/>
Welt an den andern gleich&#x017F;am binden vnd hengen/ vnd offt in<lb/>
kurtzer Zeit mit gro&#x017F;&#x017F;em Vortheil vnd Nutzen von einem Land<lb/>
ins ander fahren kan: Ja durch &#x017F;olche Behelff ge&#x017F;chicht es/<lb/>
was von Venedig vnd andern de&#xA75B;gleichen Orten ge&#x017F;agt wird:<lb/><hi rendition="#aq">Mirabile dictu, quòd in hac urbe nihil fermè gignitur,<lb/>
in ea tame&#x0303; omnium rerum incredibilis exuberet copia</hi>.<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Mdatth Quad.<lb/>
in Comp.<lb/>
Co&#x017F;mogr.</hi></note>Das i&#x017F;t: An &#x017F;olchen Orten/ da offtmals das wenig&#x017F;te wech&#x017F;t<lb/>
vnd herfu&#x0364;r ko&#x0364;mpt/ hat man durch die Schiffarten vnd &#x017F;olche<lb/>
Zufuhren gleichwol allerdinge Menge vnd Vberfluß.</p><lb/>
          <p>Die Gefehrligkeit aber des Lebens betreffend/ i&#x017F;t nicht<lb/>
ohne/ daß auff den Seefarten &#x017F;elbige groß: Weil aber derglei-<lb/>
chen auch auff trockenem Lande/ vnd allenthalben dem Men-<lb/>
&#x017F;chen zu befu&#x0364;rchten/ als i&#x017F;ts auch nicht &#x017F;onderlich zu &#x017F;chewen/<lb/>
&#x017F;intemal Paulus der Apo&#x017F;tel bezeuget/ 2. Cor. 11. daß er nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">allein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0084] Von fuͤrnembſten an er aber ſehr thoͤrlich/ vnd hierinnen vnrecht thut/ daß er dem Heydniſchen Plinio nachſagt: Audax vita, & ſcelerum plena, aliquid ſerere voluit, quod ventos procellasq́; re- ciperet: lta enim tam parvo ſemine naſcitur, quod or- bem terrarum ultrò citroq́; portat. Denn die H. Schrifft (wie bißhero vermeldet) ſchilt die Schiffarth vnd deren Zuge- hoͤrung nicht/ ſondern erinnert viel mehr/ daß man vermittelſt derſelben nicht alleine die Nahrung von ferne ſuchen/ ſondern auch fuͤrnehmlich einen groſſen Theil der Wunder GOttes durch Schifffarthen erkenen lernen/ vnd Gott den Schoͤpffer deſto mehr zu loben Vrſach haben ſol/ daß er das Leinen Ge- wand zu machen Mittel geſchaffen vnd gezeiget/ deß auff ſo mancherley Wege vnd Nothdurfft zu gebrauchen/ wie denn etliche recht ſagen: Lini neceſſitas prope modum ut panis, Vnd muß Pplydorus ſelbſt ſeinem eigen Bekaͤntnis nach/ es fuͤr ein miracul halten/ das man durch Huͤlff des Schiff ſe- gelns/ weit von einander entlegenen Laͤnder/ ja einen Theil der Welt an den andern gleichſam binden vnd hengen/ vnd offt in kurtzer Zeit mit groſſem Vortheil vnd Nutzen von einem Land ins ander fahren kan: Ja durch ſolche Behelff geſchicht es/ was von Venedig vnd andern deꝛgleichen Orten geſagt wird: Mirabile dictu, quòd in hac urbe nihil fermè gignitur, in ea tamẽ omnium rerum incredibilis exuberet copia. Das iſt: An ſolchen Orten/ da offtmals das wenigſte wechſt vnd herfuͤr koͤmpt/ hat man durch die Schiffarten vnd ſolche Zufuhren gleichwol allerdinge Menge vnd Vberfluß. Pſal. 107. Mdatth Quad. in Comp. Coſmogr. Die Gefehrligkeit aber des Lebens betreffend/ iſt nicht ohne/ daß auff den Seefarten ſelbige groß: Weil aber derglei- chen auch auff trockenem Lande/ vnd allenthalben dem Men- ſchen zu befuͤrchten/ als iſts auch nicht ſonderlich zu ſchewen/ ſintemal Paulus der Apoſtel bezeuget/ 2. Cor. 11. daß er nicht allein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629/84
Zitationshilfe: Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629/84>, abgerufen am 24.11.2024.