Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609.D. Rößlin. Keppler/ weil er der Alchimia vnerfahren/ hat in physicis nichts vollkommen praestirn vnd leisten könden. Keppler. Mein Meteorologia bleibt noch biß dato vnverworffen vnd vnwiderlegt; sonsten ist es war/ das sie kein volkommene physica nit ist/ aber doch ein stuck darvon. Solt ich mich aber ex professo nach einer volkommenen physica strecken/ bekenn ich gern/ das ichs ohne die Alchimiam nit glücklich wurde anfahen können: müste noth halben Libavium Quercetanum Roeslinum vnd ander Chymicos für mich nehmen/ vnd mich deß spruchs halten Omnes probate, et qui boni sunt, eos tenete. D. Röslin. Kepplerum laß ich für einen Astronomum bleiben/ will mich auch jhme zur straff vnterworffen haben/ wann ichs mit vnserm Cometen, das er in orbe Veneris sey/ nit recht getroffen hab. Keppler. Jch solte dem Herrn Doctori für das lob gedanckt haben/ so hat es auch einen fehl: Nemblich das ich kein gut Gesicht habe/ wie Braheus dasselbig entlich auch geklaget/ vnd das ich nit gelegenheit habe frembde Augen zu dingen: daher erfolgt/ das ich den Cometen nit nach wunsch observiert, doch so vil mit dem Gesicht zuwegen gebracht/ das ich zuerweisen gehabt/ Er gewißlich vber dem Mond gestanden sey. Nachmals hab ich auß der vernunfft/ auß Geometria, vnd auß meinem letzen fundamento von beweglicheit der Erden so vil zu wegen gebracht/ das ich verhoffe/ den mangel am Gesicht stattlich ersetzet vnd erwisen zu haben/ das der Comet nit weit von der sphaera Telluris, doch zimblich weit vber dem Mond/ vnd in septentrione, vmb den 15. grad deß Widers (damalen die Erd gewest im anfang des Widers Id est, Sol in principio Librae dann es gehet letz zu) seinem rechtlinischen schuß einen anfang gemacht/ vnd der Comet vnd die Erd anfängklich oblique gegen einander geschossen/ also daß der Comet der sphaera Lunae genahet/ aber fürüber durch sphaeram Veneris, vnd neben der sphaera Mercurij dahin geschossen/ täglich je lenger je stercker/ biß er entlich wider in sphaeram Veneris, vnd vermuthlich auch Telluris, kommen/ doch alles in einem geraden schuß/ nach dem 18. grad deß Scorpions gerichtet/ gegen der Ecliptica abwertz. D. Rößlin. Keppler/ weil er der Alchimia vnerfahren/ hat in physicis nichts vollkommen praestirn vnd leisten könden. Keppler. Mein Meteorologia bleibt noch biß dato vnverworffen vnd vnwiderlegt; sonsten ist es war/ das sie kein volkommene physica nit ist/ aber doch ein stuck darvon. Solt ich mich aber ex professo nach einer volkommenen physica strecken/ bekenn ich gern/ das ichs ohne die Alchimiam nit glücklich wurde anfahen können: müste noth halben Libavium Quercetanum Roeslinum vnd ander Chymicos für mich nehmen/ vnd mich deß spruchs halten Omnes probate, et qui boni sunt, eos tenete. D. Röslin. Kepplerum laß ich für einen Astronomum bleiben/ will mich auch jhme zur straff vnterworffen haben/ wann ichs mit vnserm Cometen, das er in orbe Veneris sey/ nit recht getroffen hab. Keppler. Jch solte dem Herrn Doctori für das lob gedanckt haben/ so hat es auch einen fehl: Nemblich das ich kein gut Gesicht habe/ wie Braheus dasselbig entlich auch geklaget/ vnd das ich nit gelegenheit habe frembde Augen zu dingen: daher erfolgt/ das ich den Cometen nit nach wunsch observiert, doch so vil mit dem Gesicht zuwegen gebracht/ das ich zuerweisen gehabt/ Er gewißlich vber dem Mond gestanden sey. Nachmals hab ich auß der vernunfft/ auß Geometria, vnd auß meinem letzen fundamento von beweglicheit der Erden so vil zu wegen gebracht/ das ich verhoffe/ den mangel am Gesicht stattlich ersetzet vnd erwisen zu haben/ das der Comet nit weit von der sphaera Telluris, doch zimblich weit vber dem Mond/ vnd in septentrione, vmb den 15. grad deß Widers (damalen die Erd gewest im anfang des Widers Id est, Sol in principio Librae dann es gehet letz zu) seinem rechtlinischen schuß einen anfang gemacht/ vnd der Comet vnd die Erd anfängklich obliquè gegen einander geschossen/ also daß der Comet der sphaera Lunae genahet/ aber fürüber durch sphaeram Veneris, vnd neben der sphaera Mercurij dahin geschossen/ täglich je lenger je stercker/ biß er entlich wider in sphaeram Veneris, vnd vermuthlich auch Telluris, kommen/ doch alles in einem geraden schuß/ nach dem 18. grad deß Scorpions gerichtet/ gegen der Ecliptica abwertz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0021" n="[19]"/> <p>D. Rößlin. Keppler/ weil er der <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Alchimia</foreign></hi> vnerfahren/ hat in <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">physicis</foreign></hi> nichts vollkommen <hi rendition="#aq">praestirn</hi> vnd leisten könden. </p> <p>Keppler. Mein <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Meteorologia</foreign></hi> bleibt noch biß <hi rendition="#aq">dato</hi> vnverworffen vnd vnwiderlegt; sonsten ist es war/ das sie kein volkommene <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">physica</foreign></hi> nit ist/ aber doch ein stuck darvon. Solt ich mich aber <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">ex professo</foreign></hi> nach einer volkommenen <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">physica</foreign></hi> strecken/ bekenn ich gern/ das ichs ohne die <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Alchimiam</foreign></hi> nit glücklich wurde anfahen können: müste noth halben <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Libavium Quercetanum Roeslinum</foreign></hi> vnd ander <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Chymicos</foreign></hi> für mich nehmen/ vnd mich deß spruchs halten <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Omnes probate, et qui boni sunt, eos tenete</foreign></hi>. </p> <p>D. Röslin. <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Kepplerum</foreign></hi> laß ich für einen <hi rendition="#aq">Astronomum</hi> bleiben/ will mich auch jhme zur straff vnterworffen haben/ wann ichs mit vnserm <hi rendition="#aq">Cometen</hi>, das er <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">in orbe Veneris</foreign></hi>sey/ nit recht getroffen hab. </p> <p>Keppler. Jch solte dem Herrn <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Doctori</foreign></hi> für das lob gedanckt haben/ so hat es auch einen fehl: Nemblich das ich kein gut Gesicht habe/ wie <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Braheus</foreign></hi> dasselbig entlich auch geklaget/ vnd das ich nit gelegenheit habe frembde Augen zu dingen: daher erfolgt/ das ich den <hi rendition="#aq">Cometen</hi> nit nach wunsch <hi rendition="#aq">observiert</hi>, doch so vil mit dem Gesicht zuwegen gebracht/ das ich zuerweisen gehabt/ Er gewißlich vber dem Mond gestanden sey. Nachmals hab ich auß der vernunfft/ auß <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Geometria</foreign></hi>, vnd auß meinem letzen <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">fundamento</foreign></hi> von beweglicheit der Erden so vil zu wegen gebracht/ das ich verhoffe/ den mangel am Gesicht stattlich ersetzet vnd erwisen zu haben/ das der <hi rendition="#aq">Comet</hi> nit weit von der <hi rendition="#aq">sphaera Telluris</hi>, doch zimblich weit vber dem Mond/ vnd in <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat"> septentrione,</foreign></hi> vmb den 15. grad deß Widers (damalen die Erd gewest im anfang des Widers <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Id est, Sol in principio Librae</foreign></hi> dann es gehet letz zu) seinem rechtlinischen schuß einen anfang gemacht/ vnd der <hi rendition="#aq">Comet</hi> vnd die Erd anfängklich <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">obliquè</foreign></hi> gegen einander geschossen/ also daß der <hi rendition="#aq">Comet</hi> der <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">sphaera Lunae</foreign></hi> genahet/ aber fürüber durch <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">sphaeram Veneris</foreign></hi>, vnd neben der <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">sphaera Mercurij</foreign></hi> dahin geschossen/ täglich je lenger je stercker/ biß er entlich wider in <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">sphaeram Veneris</foreign></hi>, vnd vermuthlich auch <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Telluris</foreign></hi>, kommen/ doch alles in einem geraden schuß/ nach dem 18. grad deß Scorpions gerichtet/ gegen der <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Ecliptica</foreign></hi> abwertz. </p> </div> </body> </text> </TEI> [[19]/0021]
D. Rößlin. Keppler/ weil er der Alchimia vnerfahren/ hat in physicis nichts vollkommen praestirn vnd leisten könden.
Keppler. Mein Meteorologia bleibt noch biß dato vnverworffen vnd vnwiderlegt; sonsten ist es war/ das sie kein volkommene physica nit ist/ aber doch ein stuck darvon. Solt ich mich aber ex professo nach einer volkommenen physica strecken/ bekenn ich gern/ das ichs ohne die Alchimiam nit glücklich wurde anfahen können: müste noth halben Libavium Quercetanum Roeslinum vnd ander Chymicos für mich nehmen/ vnd mich deß spruchs halten Omnes probate, et qui boni sunt, eos tenete.
D. Röslin. Kepplerum laß ich für einen Astronomum bleiben/ will mich auch jhme zur straff vnterworffen haben/ wann ichs mit vnserm Cometen, das er in orbe Veneris sey/ nit recht getroffen hab.
Keppler. Jch solte dem Herrn Doctori für das lob gedanckt haben/ so hat es auch einen fehl: Nemblich das ich kein gut Gesicht habe/ wie Braheus dasselbig entlich auch geklaget/ vnd das ich nit gelegenheit habe frembde Augen zu dingen: daher erfolgt/ das ich den Cometen nit nach wunsch observiert, doch so vil mit dem Gesicht zuwegen gebracht/ das ich zuerweisen gehabt/ Er gewißlich vber dem Mond gestanden sey. Nachmals hab ich auß der vernunfft/ auß Geometria, vnd auß meinem letzen fundamento von beweglicheit der Erden so vil zu wegen gebracht/ das ich verhoffe/ den mangel am Gesicht stattlich ersetzet vnd erwisen zu haben/ das der Comet nit weit von der sphaera Telluris, doch zimblich weit vber dem Mond/ vnd in septentrione, vmb den 15. grad deß Widers (damalen die Erd gewest im anfang des Widers Id est, Sol in principio Librae dann es gehet letz zu) seinem rechtlinischen schuß einen anfang gemacht/ vnd der Comet vnd die Erd anfängklich obliquè gegen einander geschossen/ also daß der Comet der sphaera Lunae genahet/ aber fürüber durch sphaeram Veneris, vnd neben der sphaera Mercurij dahin geschossen/ täglich je lenger je stercker/ biß er entlich wider in sphaeram Veneris, vnd vermuthlich auch Telluris, kommen/ doch alles in einem geraden schuß/ nach dem 18. grad deß Scorpions gerichtet/ gegen der Ecliptica abwertz.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-25T20:48:33Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Irmtraud Neumeier: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-25T20:48:33Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-25T20:48:33Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-25T20:48:33Z)
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-12-10T13:26:34Z)
Weitere Informationen:Reste a corriger : figures astrologiques (p. 104), grec (pp. 114, 117, 134, 135) Bleibt noch zu korrigieren : astrologische Figuren (Seite 104 KGW), griechisch (Seite 114, 117, 134, 135). Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Die Transkription beruht auf dem Abdruck des Textes in Max Caspar und Franz Hammer (Hg.): Johannes Kepler, Gesammelte Werke. München 1941 (= Kleinere Schriften 1601/1611, Bd. 4), S. 103–144.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |