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Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609.

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Jst also diser gantze locus, wellicher D. Rößlinum anghet/ nicht anders/ dann ein occupationis figura, wider andere meine Widerparthen/ dessen Jnhalts: Ob wol nit ohn/ das die astrologische beweiß kindisch lautten/ seyen sie doch nit alle zuverwerffen/ vrsach: dann es lauffe etwas Göttliches mit vnder. Dise Thesis ist in Hypothesi vnnd exemplo D. Rößlini (weil er darzu vrsach gegeben/ Jtem weil wir keinen fürnehmern vnd gelehrtern Astrologum gehabt/ der es werth gewest were) beyder orten tractirt worden.

D. Röslin. Keppler halt ich/ meint die Aristotelicos philosophos, das Gott jre künstliche spitzfindigkeit zuschanden mache/ damit sie auffgeblasen/ sich für die rechte Meister außgeben.

Keppler. Jst fähl an disem Ort. Dann ich so vil sagen wöllen: Vnd was soll ich vil schreiben? Wann ich in meim Buch de stella, vnnd andere mit mir (verstehe meine gegenparthen im disputirn) vns lang vnd vill allerhand spitzfindigkeiten befleissen/ dise Wunderzeichen meisterlich vnd nach der kunst außzulegen/ vnd vns selber gar wol drinnen gefallen: so verfählen wir doch zu letzt/ vnnd werden vnsere so subtile außlegungen doch nit war: hingegen last es Gott andere treffen/ wie folgt.

D. Röslin. Keppler sagt/ Got erwehle jme entweder Sinnverruckte oder offentliche Simpeln. Jch halt aber nit/ das mich Kepplerus vnder dise wölle gezehlt haben.

Keppler. Nein bey Leib nit. Sondern/ ich argumentir wider mein Gegenpart a simili. Sie verwundern sich das ein kindische argumentation D. Rößlini etwas künfftiges errathen/ vnnd hie ein Göttliche vorsehung mit einlauffen solle: Sie wollen sich aber erinnern/ wie viel grosse wichtige sachen Gott gar durch sinnverruckte vnnd purlauttere Simpeln warnungsweise verkündigen lasse: kan diß sein/ wie viel mehr jenes.

D. Röslin. Keppler wil mich ohn zweiffel gezehlt haben vnder die/ von wellichen er sagt/ das sie mit vngereimeten/ vnnd vor Menschlicher vernunfft Närrischen folgereien vmbgehen/ vnd denen nachhengen vnd glauben geben.

Jst also diser gantze locus, wellicher D. Rößlinum anghet/ nicht anders/ dann ein occupationis figura, wider andere meine Widerparthen/ dessen Jnhalts: Ob wol nit ohn/ das die astrologische beweiß kindisch lautten/ seyen sie doch nit alle zuverwerffen/ vrsach: dann es lauffe etwas Göttliches mit vnder. Dise Thesis ist in Hypothesi vnnd exemplo D. Rößlini (weil er darzu vrsach gegeben/ Jtem weil wir keinen fürnehmern vnd gelehrtern Astrologum gehabt/ der es werth gewest were) beyder orten tractirt worden.

D. Röslin. Keppler halt ich/ meint die Aristotelicos philosophos, das Gott jre künstliche spitzfindigkeit zuschanden mache/ damit sie auffgeblasen/ sich für die rechte Meister außgeben.

Keppler. Jst fähl an disem Ort. Dann ich so vil sagen wöllen: Vnd was soll ich vil schreiben? Wann ich in meim Buch de stella, vnnd andere mit mir (verstehe meine gegenparthen im disputirn) vns lang vnd vill allerhand spitzfindigkeiten befleissen/ dise Wunderzeichen meisterlich vnd nach der kunst außzulegen/ vnd vns selber gar wol drinnen gefallen: so verfählen wir doch zu letzt/ vnnd werden vnsere so subtile außlegungen doch nit war: hingegen last es Gott andere treffen/ wie folgt.

D. Röslin. Keppler sagt/ Got erwehle jme entweder Sinnverruckte oder offentliche Simpeln. Jch halt aber nit/ das mich Kepplerus vnder dise wölle gezehlt haben.

Keppler. Nein bey Leib nit. Sondern/ ich argumentir wider mein Gegenpart a simili. Sie verwundern sich das ein kindische argumentation D. Rößlini etwas künfftiges errathen/ vnnd hie ein Göttliche vorsehung mit einlauffen solle: Sie wollen sich aber erinnern/ wie viel grosse wichtige sachen Gott gar durch sinnverruckte vnnd purlauttere Simpeln warnungsweise verkündigen lasse: kan diß sein/ wie viel mehr jenes.

D. Röslin. Keppler wil mich ohn zweiffel gezehlt haben vnder die/ von wellichen er sagt/ das sie mit vngereimeten/ vnnd vor Menschlicher vernunfft Närrischen folgereien vmbgehen/ vnd denen nachhengen vnd glauben geben.

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[[42]/0044] Jst also diser gantze locus, wellicher D. Rößlinum anghet/ nicht anders/ dann ein occupationis figura, wider andere meine Widerparthen/ dessen Jnhalts: Ob wol nit ohn/ das die astrologische beweiß kindisch lautten/ seyen sie doch nit alle zuverwerffen/ vrsach: dann es lauffe etwas Göttliches mit vnder. Dise Thesis ist in Hypothesi vnnd exemplo D. Rößlini (weil er darzu vrsach gegeben/ Jtem weil wir keinen fürnehmern vnd gelehrtern Astrologum gehabt/ der es werth gewest were) beyder orten tractirt worden. D. Röslin. Keppler halt ich/ meint die Aristotelicos philosophos, das Gott jre künstliche spitzfindigkeit zuschanden mache/ damit sie auffgeblasen/ sich für die rechte Meister außgeben. Keppler. Jst fähl an disem Ort. Dann ich so vil sagen wöllen: Vnd was soll ich vil schreiben? Wann ich in meim Buch de stella, vnnd andere mit mir (verstehe meine gegenparthen im disputirn) vns lang vnd vill allerhand spitzfindigkeiten befleissen/ dise Wunderzeichen meisterlich vnd nach der kunst außzulegen/ vnd vns selber gar wol drinnen gefallen: so verfählen wir doch zu letzt/ vnnd werden vnsere so subtile außlegungen doch nit war: hingegen last es Gott andere treffen/ wie folgt. D. Röslin. Keppler sagt/ Got erwehle jme entweder Sinnverruckte oder offentliche Simpeln. Jch halt aber nit/ das mich Kepplerus vnder dise wölle gezehlt haben. Keppler. Nein bey Leib nit. Sondern/ ich argumentir wider mein Gegenpart a simili. Sie verwundern sich das ein kindische argumentation D. Rößlini etwas künfftiges errathen/ vnnd hie ein Göttliche vorsehung mit einlauffen solle: Sie wollen sich aber erinnern/ wie viel grosse wichtige sachen Gott gar durch sinnverruckte vnnd purlauttere Simpeln warnungsweise verkündigen lasse: kan diß sein/ wie viel mehr jenes. D. Röslin. Keppler wil mich ohn zweiffel gezehlt haben vnder die/ von wellichen er sagt/ das sie mit vngereimeten/ vnnd vor Menschlicher vernunfft Närrischen folgereien vmbgehen/ vnd denen nachhengen vnd glauben geben.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Irmtraud Neumeier: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-25T20:48:33Z)
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-12-10T13:26:34Z)

Weitere Informationen:

Reste a corriger : figures astrologiques (p. 104), grec (pp. 114, 117, 134, 135)

Bleibt noch zu korrigieren : astrologische Figuren (Seite 104 KGW), griechisch (Seite 114, 117, 134, 135).

Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Die Transkription beruht auf dem Abdruck des Textes in Max Caspar und Franz Hammer (Hg.): Johannes Kepler, Gesammelte Werke. München 1941 (= Kleinere Schriften 1601/1611, Bd. 4), S. 103–144.

  • fremdsprachliches Material: gekennzeichnet
  • Zeilenfall: aufgehoben
  • Silbentrennung: aufgehoben



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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609, S. [42]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_antwort_1609/44>, abgerufen am 23.11.2024.