Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.da ist superficies aeris hoch/ vnd biß in alle Höhe erhitzet/ vnd darzu dämpffig: vnd das das ärgste/ so erstirbet die Hitz allgemach/ weil die Sonne beginnet abzulassen/ vnd die Hitz sich nur allein in der Matery auffhält/ daß es also in der Lufft vnd Erden/ als gleich wie in eines Menschen Leib/ der da erstorben/ eine Fäule vervrsachet: daher auch letztlich die stinckende Nebel kommen. Vnd halte ich also den Hundtsstern/ sonderlich propter rationes Gemeini, gantz vnd gar für entschüldigt: Dann es wirdt vmb diese zeit in anno tropico diese Gelegenheit bleiben hie bey vns/ wann schon der Hundtsstern in einen andern Monat hinauß wandert/ dann es widerfährt denen in Jndia eben dieses im Februario vnd Martio/ weil sie in der andern Zona wohnen/ vnd rationes oppositas haben. Dahero jhnen/ wie Costa schreibt/ die Fasten viel schwerer zu halten/ als hie zu landt. Sey also hiermit D. Feselii fürgeben von den Hundtstägen bestättiget/ hingegen muß er sich auch nicht wegern folgende Puncten anzunemmen. LXXXIII. Erstlich/ wann Sonn vnd Mond/ so auch die vnbewegliche Stern deß Luffts vnd anderer Elementen anerschaffene Qualiteten bewegen/ wie er bekennet: so soll er mir zugeben/ daß ein Medicus eben so ein gut auffsehen auff die Planeten habe: Dann sie bewegen es auff offtangedeutete Maaß/ die nidere Welt eben so starck als die Sonn allein nicht so langsam: Deßhalben sie desto mehr zu consuliren vnd zu betrachten/ weil jhre wirckung bald fürüber gehet/ der Sonnen langsamkeit aber von dem Patienten nit außgedauwret werden mag. Zum andern verwundere ich mich sehr/ warvmb D. Feselius auch den Aphorismum Hippocratis vngewiß mache/ daß die Mägen zu Winter vnd Frülingszeit am hitzigsten. Wann ein anderer dieses wider einen Medicum sagete/ was würde solcher jhme nicht zur Antwort geben/ so es doch hie D. Feselius Medicus selber sagt/ nur daß er die Astrologos auch der Vngewißheit beschuldigen köndte. Niiijv
da ist superficies aeris hoch/ vnd biß in alle Höhe erhitzet/ vnd darzu dämpffig: vnd das das ärgste/ so erstirbet die Hitz allgemach/ weil die Sonne beginnet abzulassen/ vnd die Hitz sich nur allein in der Matery auffhält/ daß es also in der Lufft vnd Erden/ als gleich wie in eines Menschen Leib/ der da erstorben/ eine Fäule vervrsachet: daher auch letztlich die stinckende Nebel kommen. Vnd halte ich also den Hundtsstern/ sonderlich propter rationes Gemîni, gantz vnd gar für entschüldigt: Dann es wirdt vmb diese zeit in anno tropico diese Gelegenheit bleiben hie bey vns/ wann schon der Hundtsstern in einen andern Monat hinauß wandert/ dann es widerfährt denen in Jndia eben dieses im Februario vnd Martio/ weil sie in der andern Zona wohnen/ vnd rationes oppositas haben. Dahero jhnen/ wie Costa schreibt/ die Fasten viel schwerer zu halten/ als hie zu landt. Sey also hiermit D. Feselii fürgeben von den Hundtstägen bestättiget/ hingegen muß er sich auch nicht wegern folgende Puncten anzunemmen. LXXXIII. Erstlich/ wann Sonn vnd Mond/ so auch die vnbewegliche Stern deß Luffts vnd anderer Elementen anerschaffene Qualiteten bewegen/ wie er bekennet: so soll er mir zugeben/ daß ein Medicus eben so ein gut auffsehen auff die Planeten habe: Dann sie bewegen es auff offtangedeutete Maaß/ die nidere Welt eben so starck als die Sonn allein nicht so langsam: Deßhalben sie desto mehr zu consuliren vnd zu betrachten/ weil jhre wirckung bald fürüber gehet/ der Sonnen langsamkeit aber von dem Patienten nit außgedauwret werden mag. Zum andern verwundere ich mich sehr/ warvmb D. Feselius auch den Aphorismum Hippocratis vngewiß mache/ daß die Mägen zu Winter vnd Frülingszeit am hitzigsten. Wann ein anderer dieses wider einen Medicum sagete/ was würde solcher jhme nicht zur Antwort geben/ so es doch hie D. Feselius Medicus selber sagt/ nur daß er die Astrologos auch der Vngewißheit beschuldigen köndte. Niiijv
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0121" n="[Niiijv]"/> da ist <hi rendition="#aq">superficies aeris </hi>hoch/ vnd biß in alle Höhe erhitzet/ vnd darzu dämpffig: vnd das das ärgste/ so erstirbet die Hitz allgemach/ weil die Sonne beginnet abzulassen/ vnd die Hitz sich nur allein in der Matery auffhält/ daß es also in der Lufft vnd Erden/ als gleich wie in eines Menschen Leib/ der da erstorben/ eine Fäule vervrsachet: daher auch letztlich die stinckende Nebel kommen. </p> <p> Vnd halte ich also den Hundtsstern/ sonderlich <hi rendition="#aq">propter rationes Gemîni, </hi>gantz vnd gar für entschüldigt: Dann es wirdt vmb diese zeit <hi rendition="#aq">in anno tropico </hi>diese Gelegenheit bleiben hie bey vns/ wann schon der Hundtsstern in einen andern Monat hinauß wandert/ dann es widerfährt denen in Jndia eben dieses im Februario vnd Martio/ weil sie in der andern <hi rendition="#aq">Zona </hi>wohnen/ vnd <hi rendition="#aq">rationes oppositas </hi>haben. Dahero jhnen/ wie <hi rendition="#aq">Costa </hi>schreibt/ die Fasten viel schwerer zu halten/ als hie zu landt. </p> <p> Sey also hiermit <hi rendition="#aq">D. Feselii </hi>fürgeben von den Hundtstägen bestättiget/ hingegen muß er sich auch nicht wegern folgende Puncten anzunemmen. </p> </div><lb/> <div n="2"> <head>LXXXIII.</head><lb/> <p> Erstlich/ wann Sonn vnd Mond/ so auch die vnbewegliche Stern deß Luffts vnd anderer Elementen anerschaffene Qualiteten bewegen/ wie er bekennet: so soll er mir zugeben/ daß ein <hi rendition="#aq">Medicus </hi>eben so ein gut auffsehen auff die Planeten habe: Dann sie bewegen es auff offtangedeutete Maaß/ die nidere Welt eben so starck als die Sonn allein nicht so langsam: Deßhalben sie desto mehr zu consuliren vnd zu betrachten/ weil jhre wirckung bald fürüber gehet/ der Sonnen langsamkeit aber von dem Patienten nit außgedauwret werden mag. </p> <p> Zum andern verwundere ich mich sehr/ warvmb <hi rendition="#aq">D. Feselius </hi>auch den <hi rendition="#aq">Aphorismum Hippocratis </hi>vngewiß mache/ daß die Mägen zu Winter vnd Frülingszeit am hitzigsten. Wann ein anderer dieses wider einen <hi rendition="#aq">Medicum </hi>sagete/ was würde solcher jhme nicht zur Antwort geben/ so es doch hie <hi rendition="#aq">D. Feselius Medicus </hi>selber sagt/ nur daß er die <hi rendition="#aq">Astrologos </hi>auch der Vngewißheit beschuldigen köndte.</p> <fw type="sig" place="bottom">Niiijv</fw> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[Niiijv]/0121]
da ist superficies aeris hoch/ vnd biß in alle Höhe erhitzet/ vnd darzu dämpffig: vnd das das ärgste/ so erstirbet die Hitz allgemach/ weil die Sonne beginnet abzulassen/ vnd die Hitz sich nur allein in der Matery auffhält/ daß es also in der Lufft vnd Erden/ als gleich wie in eines Menschen Leib/ der da erstorben/ eine Fäule vervrsachet: daher auch letztlich die stinckende Nebel kommen.
Vnd halte ich also den Hundtsstern/ sonderlich propter rationes Gemîni, gantz vnd gar für entschüldigt: Dann es wirdt vmb diese zeit in anno tropico diese Gelegenheit bleiben hie bey vns/ wann schon der Hundtsstern in einen andern Monat hinauß wandert/ dann es widerfährt denen in Jndia eben dieses im Februario vnd Martio/ weil sie in der andern Zona wohnen/ vnd rationes oppositas haben. Dahero jhnen/ wie Costa schreibt/ die Fasten viel schwerer zu halten/ als hie zu landt.
Sey also hiermit D. Feselii fürgeben von den Hundtstägen bestättiget/ hingegen muß er sich auch nicht wegern folgende Puncten anzunemmen.
LXXXIII.
Erstlich/ wann Sonn vnd Mond/ so auch die vnbewegliche Stern deß Luffts vnd anderer Elementen anerschaffene Qualiteten bewegen/ wie er bekennet: so soll er mir zugeben/ daß ein Medicus eben so ein gut auffsehen auff die Planeten habe: Dann sie bewegen es auff offtangedeutete Maaß/ die nidere Welt eben so starck als die Sonn allein nicht so langsam: Deßhalben sie desto mehr zu consuliren vnd zu betrachten/ weil jhre wirckung bald fürüber gehet/ der Sonnen langsamkeit aber von dem Patienten nit außgedauwret werden mag.
Zum andern verwundere ich mich sehr/ warvmb D. Feselius auch den Aphorismum Hippocratis vngewiß mache/ daß die Mägen zu Winter vnd Frülingszeit am hitzigsten. Wann ein anderer dieses wider einen Medicum sagete/ was würde solcher jhme nicht zur Antwort geben/ so es doch hie D. Feselius Medicus selber sagt/ nur daß er die Astrologos auch der Vngewißheit beschuldigen köndte.
Niiijv
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1))
(2013-12-10T14:15:34Z)
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |