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Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

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Hierinnen sie sich abermal denen Medicis vnd Medicinae studiosis vergleichen/ die da nach Henckermässigen Cörpern der Vbelthäter stehen/ die sonst andern ehrlichen Leuten anzurühren bey Straff verbotten/ dieselbige betasten/ zerschneiden/ sieden vnd brahten/ ja bey nächtlicher weil/ verbottener waglicher weise in die Gräber eynsteigen/ auch ehrlicher verstorbener Leute Cörper herauß zwacken/ vnnd also mit denselbigen in öffentlichen Auditoriis die Anatomiam exercieren. Etliche andere Medici von weytterem Gewissen dörffen sich auch verbottener vnchristlicher Curen anmassen/ wann sie getrauwen/ dem Patienten damit zu helffen: Als daß einer sich solle vollsauffen/ vnd vber sich auß purgieren: Daß einer/ dem es Stands halben nicht gebühret/ jhme selber von etlichen Kranckheiten mit der Liebe Wercken abhelffen solle. Es finden sich auch hochgelehrte Medici, welche Praeseruatiuas in jhren Büchern anzeigen/ was einer für Harnisch anlegen solle/ damit er sich an gemeinen anzücken Weibern nicht vervnreynige vnd anstecke: Vnd was sonst etwan für ein Kraut vnd Modus auß dem Horto Veneris gut darzu ist/ daß ein vngeschickt Weib baldt schwanger werde/ welche recepta sie selber nicht schrifftlich/ viel weniger mündtlich/ sondern nur geschnitzelt oder gemahlet/ in verschlossenen Schachteln den Patienten zu Hauß schicken. Sie lassen auch offt an Vbelthätern/ die der Hencker mit dem Strick straffen sollte/ jhre Gifft vnnd Antidota probieren. Ja man sagt fürnemmen authoribus anatomicis diß nach/ daß sie die Leute in actu Venerio eygener Handt gewürget haben/ die motus viscerum zu erlernen.

Dieses vnnd dergleichen/ ob es wol von Christlichen verständigen Medicis nicht alles miteinander gebillichet wirdt: Lassen sie es doch jhnen von den Theologis vnd Obrigkeiten auch nicht alles mit einander nemmen/ ob sie wol mit jhrer Singularitet die allgemeine Praxin zu predigen/ nicht verhindern können/ sondern mit Verdruß vnd Verspottung leyden müssen.

Vnnd möchte also auch noch wol ein Astrologus, der da einen Cometen Philosophiae causa durch die Astronomiam, vnd durch

Qiiijr

Hierinnen sie sich abermal denen Medicis vnd Medicinae studiosis vergleichen/ die da nach Henckermässigen Cörpern der Vbelthäter stehen/ die sonst andern ehrlichen Leuten anzurühren bey Straff verbotten/ dieselbige betasten/ zerschneiden/ sieden vnd brahten/ ja bey nächtlicher weil/ verbottener waglicher weise in die Gräber eynsteigen/ auch ehrlicher verstorbener Leute Cörper herauß zwacken/ vnnd also mit denselbigen in öffentlichen Auditoriis die Anatomiam exercieren. Etliche andere Medici von weytterem Gewissen dörffen sich auch verbottener vnchristlicher Curen anmassen/ wann sie getrauwen/ dem Patienten damit zu helffen: Als daß einer sich solle vollsauffen/ vnd vber sich auß purgieren: Daß einer/ dem es Stands halben nicht gebühret/ jhme selber von etlichen Kranckheiten mit der Liebe Wercken abhelffen solle. Es finden sich auch hochgelehrte Medici, welche Praeseruatiuas in jhren Büchern anzeigen/ was einer für Harnisch anlegen solle/ damit er sich an gemeinen anzücken Weibern nicht vervnreynige vnd anstecke: Vnd was sonst etwan für ein Kraut vnd Modus auß dem Horto Veneris gut darzu ist/ daß ein vngeschickt Weib baldt schwanger werde/ welche recepta sie selber nicht schrifftlich/ viel weniger mündtlich/ sondern nur geschnitzelt oder gemahlet/ in verschlossenen Schachteln den Patienten zu Hauß schicken. Sie lassen auch offt an Vbelthätern/ die der Hencker mit dem Strick straffen sollte/ jhre Gifft vnnd Antidota probieren. Ja man sagt fürnemmen authoribus anatomicis diß nach/ daß sie die Leute in actu Venerio eygener Handt gewürget haben/ die motus viscerum zu erlernen.

Dieses vnnd dergleichen/ ob es wol von Christlichen verständigen Medicis nicht alles miteinander gebillichet wirdt: Lassen sie es doch jhnen von den Theologis vnd Obrigkeiten auch nicht alles mit einander nemmen/ ob sie wol mit jhrer Singularitet die allgemeine Praxin zu predigen/ nicht verhindern können/ sondern mit Verdruß vnd Verspottung leyden müssen.

Vnnd möchte also auch noch wol ein Astrologus, der da einen Cometen Philosophiae causa durch die Astronomiam, vnd durch

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[[Qiiijr]/0146] Hierinnen sie sich abermal denen Medicis vnd Medicinae studiosis vergleichen/ die da nach Henckermässigen Cörpern der Vbelthäter stehen/ die sonst andern ehrlichen Leuten anzurühren bey Straff verbotten/ dieselbige betasten/ zerschneiden/ sieden vnd brahten/ ja bey nächtlicher weil/ verbottener waglicher weise in die Gräber eynsteigen/ auch ehrlicher verstorbener Leute Cörper herauß zwacken/ vnnd also mit denselbigen in öffentlichen Auditoriis die Anatomiam exercieren. Etliche andere Medici von weytterem Gewissen dörffen sich auch verbottener vnchristlicher Curen anmassen/ wann sie getrauwen/ dem Patienten damit zu helffen: Als daß einer sich solle vollsauffen/ vnd vber sich auß purgieren: Daß einer/ dem es Stands halben nicht gebühret/ jhme selber von etlichen Kranckheiten mit der Liebe Wercken abhelffen solle. Es finden sich auch hochgelehrte Medici, welche Praeseruatiuas in jhren Büchern anzeigen/ was einer für Harnisch anlegen solle/ damit er sich an gemeinen anzücken Weibern nicht vervnreynige vnd anstecke: Vnd was sonst etwan für ein Kraut vnd Modus auß dem Horto Veneris gut darzu ist/ daß ein vngeschickt Weib baldt schwanger werde/ welche recepta sie selber nicht schrifftlich/ viel weniger mündtlich/ sondern nur geschnitzelt oder gemahlet/ in verschlossenen Schachteln den Patienten zu Hauß schicken. Sie lassen auch offt an Vbelthätern/ die der Hencker mit dem Strick straffen sollte/ jhre Gifft vnnd Antidota probieren. Ja man sagt fürnemmen authoribus anatomicis diß nach/ daß sie die Leute in actu Venerio eygener Handt gewürget haben/ die motus viscerum zu erlernen. Dieses vnnd dergleichen/ ob es wol von Christlichen verständigen Medicis nicht alles miteinander gebillichet wirdt: Lassen sie es doch jhnen von den Theologis vnd Obrigkeiten auch nicht alles mit einander nemmen/ ob sie wol mit jhrer Singularitet die allgemeine Praxin zu predigen/ nicht verhindern können/ sondern mit Verdruß vnd Verspottung leyden müssen. Vnnd möchte also auch noch wol ein Astrologus, der da einen Cometen Philosophiae causa durch die Astronomiam, vnd durch Qiiijr

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Qiiijr]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/146>, abgerufen am 23.11.2024.