Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.wann mans nicht mißbraucht. Dann wann ein Regel viertzigmal fehlt/ biß sie einmal trifft/ so halte ich diß für kein inclinationem zum treffen. Jtem/ so ist mancherley Neygung: der Sternen Neygung an vnd für sich selbst/ ist general, neygen zu nichts anders als zur Nüchterkeit/ Wackerheit/ Fleiß/ Arbeytsamkeit/ vnnd was deßgleichen/ Jtem zu dem jenigen was mit jhren Farben vnd lauffen in genere ubereyn kömpt. Zu diesem allem/ als offt gesagt/ neygen nit die Stern selber/ sondern deß Menschen Natur neyget sich selbst hierzu/ symbolisirt vnd incorporirt gleichsam den characterem constellationis in allen jhren Wercken: Vnd macht hiermit eine necessitatem naturalem, daß also diese Inclination nicht so leicht fehlen kan/ wie ein Calender. Ein zorniger jäher Mensch (als da seynd die etwa quadraturam Martis, Solis et Mercurii, Lunam cum fixa ignea in trino Martis oder Martem orientem haben) der hat allezeit die Inclination zum Zorn/ auch dannzumal/ wann er jhme selber abbricht/ welches jhn darvmb desto schwehrer ankömpt. Aber zu denen special Sachen/ darvon die Astrologi reden/ so offt sie fehlen/ geben die astra kein mehrere Inclination, als zu einer andern/ als daß einer darzu inclinirt/ daß er soll mit schwartzer Farb Vnglück haben/ daß er soll in seinem Vatterlandt ersterben/ drey Weiber haben/ Kinder verlieren/ diesen oder jenen Todtschlag begehen/ vnd dergleichen. Da ist es falsch astra inclinant. CXX. Daß man den Sternen so grossen Glauben gibt/ vnd hiermit die Warheit so schrecklich verdunckelt wirdt/ daß endtlich eins mit dem andern gehen muß/ halt ich auch eine Verhengnuß Gottes/ doch mehr die erste Verhengnuß vber die Erbsucht/ dahero auch ohne sonderbare folgende Verhengnuß aller dieser Vnraht folget in Astrologia so wol als in Medicina. CXXI Daß einer mit Eyngebung eines neuwen Jahrs in einen Calender schauwet/ was es für ein Jahr werden werde/ halt ich für einen solchen Sv
wann mans nicht mißbraucht. Dann wann ein Regel viertzigmal fehlt/ biß sie einmal trifft/ so halte ich diß für kein inclinationem zum treffen. Jtem/ so ist mancherley Neygung: der Sternen Neygung an vnd für sich selbst/ ist general, neygen zu nichts anders als zur Nüchterkeit/ Wackerheit/ Fleiß/ Arbeytsamkeit/ vnnd was deßgleichen/ Jtem zu dem jenigen was mit jhren Farben vnd lauffen in genere ubereyn kömpt. Zu diesem allem/ als offt gesagt/ neygen nit die Stern selber/ sondern deß Menschen Natur neyget sich selbst hierzu/ symbolisirt vnd incorporirt gleichsam den characterem constellationis in allen jhren Wercken: Vnd macht hiermit eine necessitatem naturalem, daß also diese Inclination nicht so leicht fehlen kan/ wie ein Calender. Ein zorniger jäher Mensch (als da seynd die etwa quadraturam Martis, Solis et Mercurii, Lunam cum fixa ignea in trino Martis oder Martem orientem haben) der hat allezeit die Inclination zum Zorn/ auch dannzumal/ wann er jhme selber abbricht/ welches jhn darvmb desto schwehrer ankömpt. Aber zu denen special Sachen/ darvon die Astrologi reden/ so offt sie fehlen/ geben die astra kein mehrere Inclination, als zu einer andern/ als daß einer darzu inclinirt/ daß er soll mit schwartzer Farb Vnglück haben/ daß er soll in seinem Vatterlandt ersterben/ drey Weiber haben/ Kinder verlieren/ diesen oder jenen Todtschlag begehen/ vnd dergleichen. Da ist es falsch astra inclinant. CXX. Daß man den Sternen so grossen Glauben gibt/ vnd hiermit die Warheit so schrecklich verdunckelt wirdt/ daß endtlich eins mit dem andern gehen muß/ halt ich auch eine Verhengnuß Gottes/ doch mehr die erste Verhengnuß vber die Erbsucht/ dahero auch ohne sonderbare folgende Verhengnuß aller dieser Vnraht folget in Astrologia so wol als in Medicina. CXXI Daß einer mit Eyngebung eines neuwen Jahrs in einen Calender schauwet/ was es für ein Jahr werden werde/ halt ich für einen solchen Sv
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wann mans nicht mißbraucht. Dann wann ein Regel viertzigmal fehlt/ biß sie einmal trifft/ so halte ich diß für kein inclinationem zum treffen. Jtem/ so ist mancherley Neygung: der Sternen Neygung an vnd für sich selbst/ ist general, neygen zu nichts anders als zur Nüchterkeit/ Wackerheit/ Fleiß/ Arbeytsamkeit/ vnnd was deßgleichen/ Jtem zu dem jenigen was mit jhren Farben vnd lauffen in genere ubereyn kömpt. Zu diesem allem/ als offt gesagt/ neygen nit die Stern selber/ sondern deß Menschen Natur neyget sich selbst hierzu/ symbolisirt vnd incorporirt gleichsam den characterem constellationis in allen jhren Wercken: Vnd macht hiermit eine necessitatem naturalem, daß also diese Inclination nicht so leicht fehlen kan/ wie ein Calender. Ein zorniger jäher Mensch (als da seynd die etwa quadraturam Martis, Solis et Mercurii, Lunam cum fixa ignea in trino Martis oder Martem orientem haben) der hat allezeit die Inclination zum Zorn/ auch dannzumal/ wann er jhme selber abbricht/ welches jhn darvmb desto schwehrer ankömpt.
Aber zu denen special Sachen/ darvon die Astrologi reden/ so offt sie fehlen/ geben die astra kein mehrere Inclination, als zu einer andern/ als daß einer darzu inclinirt/ daß er soll mit schwartzer Farb Vnglück haben/ daß er soll in seinem Vatterlandt ersterben/ drey Weiber haben/ Kinder verlieren/ diesen oder jenen Todtschlag begehen/ vnd dergleichen. Da ist es falsch astra inclinant.
CXX.
Daß man den Sternen so grossen Glauben gibt/ vnd hiermit die Warheit so schrecklich verdunckelt wirdt/ daß endtlich eins mit dem andern gehen muß/ halt ich auch eine Verhengnuß Gottes/ doch mehr die erste Verhengnuß vber die Erbsucht/ dahero auch ohne sonderbare folgende Verhengnuß aller dieser Vnraht folget in Astrologia so wol als in Medicina.
CXXI
Daß einer mit Eyngebung eines neuwen Jahrs in einen Calender schauwet/ was es für ein Jahr werden werde/ halt ich für einen solchen
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Zitationshilfe: | Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Sv]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/155>, abgerufen am 17.02.2025. |