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Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

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dieselbige aber durch den Fall vnd nach dem Fall mit nicht zu der Ehr Gottes/ vnd sein selbst frommen/ sondern zu Abgöttischer Furcht/ verderblicher Sicherheit/ zu Verläugnung Gottes/ vnnd Erhebung der Geschöpff/ zu Vernichtung vnnd Vergessung sein selbst/ vnd Gesellschafft mit den verdampten Teuffeln gereychet vnd gemeinet: Aber doch eben durch diese sündliche Mittel deß meinsten Hauffens noch heut zu Tage etliche wenige zu zu Erkündigung der Geschöpffe Gottes/ vnd deß Menschens natürlicher Seelen Beschaffenheit angereytzet vnd getrieben werden: welches sie hernach auch andere lehren/ vnd dieses theils den erbärmlichen/ auß dem Fall entstandenen Schaden etlicher massen auch in diesem Leben wenden vnd ersetzen/ vnd die Vnwissheit außtilgen können.

Dann gleich wie dorten in dem eyngeführten Exempel die natürliche von Gott geordnete Fruchtbarkeit Manns vnd Weibs/ von der mit fürlauffenden grausamen Sünden wegen darvmb nicht zu schänden oder zu verkleinern: Ja gleich wie ein Fündelkindt oder Bastardt darvmb nicht in ein Wasser geworffen oder abgewürget wird/ wann man gleich schon weiß/ daß es durch Hurerey oder Ehebruch erzeuget worden/ in Ansehung es nicht desto weniger ein vernünfftiger Mensch vnd Geschöpff Gottes sey: Dessen man ein sehr gedenckwürdiges Exempel bey Mannsgedencken in Flandern gesehen/ da in beyseyn vieler Personen von einer tragenden Kuhe ein recht wolformiertes Kindt gefallen/ vnnd aufferzogen worden: Welches (nach dem alten Herkommen) für seinen Vatter/ der sich darzu erkennet/ vnnd darüber justificiert worden/ Buse zu thun/ vnd sich Gott zu Dienst zuergeben willens worden: von dem geschrieben wirdt/ daß es in allen Stücken einem rechten vernünfftigen Menschen ähnlich/ außgenommen/ daß jhme der Lust zum Graßessen nicht vergehen wöllen. Gleicher weise soll allhie bey der Naturkündigung niemand für ein vngläublich Ding ansehen/ daß auß abergläubischem von Gott verbottenem Fürwitz/ nicht nur vor zeiten/ sondern auch noch heut zu Tag etwas gutes/ nutzes/ heylsames/ vnd zu Gottes Ehr gereichendes herfür vnd ans Tagsliecht gebracht wirdt: Viel weniger

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dieselbige aber durch den Fall vnd nach dem Fall mit nicht zu der Ehr Gottes/ vnd sein selbst frommen/ sondern zu Abgöttischer Furcht/ verderblicher Sicherheit/ zu Verläugnung Gottes/ vnnd Erhebung der Geschöpff/ zu Vernichtung vnnd Vergessung sein selbst/ vnd Gesellschafft mit den verdampten Teuffeln gereychet vnd gemeinet: Aber doch eben durch diese sündliche Mittel deß meinsten Hauffens noch heut zu Tage etliche wenige zu zu Erkündigung der Geschöpffe Gottes/ vnd deß Menschens natürlicher Seelen Beschaffenheit angereytzet vnd getrieben werden: welches sie hernach auch andere lehren/ vnd dieses theils den erbärmlichen/ auß dem Fall entstandenen Schaden etlicher massen auch in diesem Leben wenden vnd ersetzen/ vnd die Vnwissheit außtilgen können.

Dann gleich wie dorten in dem eyngeführten Exempel die natürliche von Gott geordnete Fruchtbarkeit Manns vnd Weibs/ von der mit fürlauffenden grausamen Sünden wegen darvmb nicht zu schänden oder zu verkleinern: Ja gleich wie ein Fündelkindt oder Bastardt darvmb nicht in ein Wasser geworffen oder abgewürget wird/ wann man gleich schon weiß/ daß es durch Hurerey oder Ehebruch erzeuget worden/ in Ansehung es nicht desto weniger ein vernünfftiger Mensch vnd Geschöpff Gottes sey: Dessen man ein sehr gedenckwürdiges Exempel bey Mannsgedencken in Flandern gesehen/ da in beyseyn vieler Personen von einer tragenden Kuhe ein recht wolformiertes Kindt gefallen/ vnnd aufferzogen worden: Welches (nach dem alten Herkommen) für seinen Vatter/ der sich darzu erkennet/ vnnd darüber justificiert worden/ Buse zu thun/ vnd sich Gott zu Dienst zuergeben willens worden: von dem geschrieben wirdt/ daß es in allen Stücken einem rechten vernünfftigen Menschen ähnlich/ außgenommen/ daß jhme der Lust zum Graßessen nicht vergehen wöllen. Gleicher weise soll allhie bey der Naturkündigung niemand für ein vngläublich Ding ansehen/ daß auß abergläubischem von Gott verbottenem Fürwitz/ nicht nur vor zeiten/ sondern auch noch heut zu Tag etwas gutes/ nutzes/ heylsames/ vnd zu Gottes Ehr gereichendes herfür vnd ans Tagsliecht gebracht wirdt: Viel weniger

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             Vernichtung vnnd Vergessung sein selbst/ vnd Gesellschafft mit den verdampten Teuffeln
             gereychet vnd gemeinet: Aber doch eben durch diese sündliche Mittel deß meinsten
             Hauffens noch heut zu Tage etliche wenige zu zu Erkündigung der Geschöpffe Gottes/ vnd
             deß Menschens natürlicher Seelen Beschaffenheit angereytzet vnd getrieben werden:
             welches sie hernach auch andere lehren/ vnd dieses theils den erbärmlichen/ auß dem Fall
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             darvmb nicht in ein Wasser geworffen oder abgewürget wird/ wann man gleich schon weiß/
             daß es durch Hurerey oder Ehebruch erzeuget worden/ in Ansehung es nicht desto weniger
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             tragenden Kuhe ein recht wolformiertes Kindt gefallen/ vnnd aufferzogen worden: Welches
             (nach dem alten Herkommen) für seinen Vatter/ der sich darzu erkennet/ vnnd darüber
             justificiert worden/ Buse zu thun/ vnd sich Gott zu Dienst zuergeben willens worden: von
             dem geschrieben wirdt/ daß es in allen Stücken einem rechten vernünfftigen Menschen
             ähnlich/ außgenommen/ daß jhme der Lust zum Graßessen nicht
              vergehen wöllen. Gleicher weise soll allhie bey der
             Naturkündigung niemand für ein vngläublich Ding ansehen/ daß auß abergläubischem von
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Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Aiijv]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/23>, abgerufen am 04.05.2024.