Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.auß dem Hertzen/ darvmb sey die Anatomia falsch. Dann wol wahr/ daß einer auß den streittenden Partheyen vnrecht habe/ aber nit wahr/ daß man drümb heut zu Tag im zweiffel stehe/ welcher recht habe: dann nur allein die Vnerfahrne. LIII. Belangent den dritten Astronomischen Puncten/ de motu octauae sphaerae, meldet Feselius, daß Tycho Brahe den Compaß auch verrückt habe/ vnd wil seine obseruationes in zweiffel zihen/ soll derowegen sich nit wundern/ daß weil ich Braheo in seinen studiis meistentheils nachfolge/ vnd mir derohalben jhn zu vertheydigen in alleweg gebüren wil/ ich mich vngebetten hinder diese D. Feselii Schrifft gemacht. Vnd vergreifft sich demnach D. Feselius hie in viel weg / welches jme zwar zu gut zu halten/ weil er nicht ex professo ein Astronomus ist. 1. Soll Ptolomaeus den Himmel machen zurück lauffen/ ist fehl/ er macht jhn für sich lauffen/ Copernicus zwar macht zurück lauffen nicht den Himmel/ sondern die aequinoctia. 2. Soll es ein Anzeig einer Vngewißheit seyn/ daß zu vnterschiedlichen Zeiten vnterschiedliche Jahrzahlen einem gradui zugesprochen worden. Wann diß ein erfahrner Astronomus redete/ so hette es seinen Bescheidt/ ich selber hab meine besondere Gedancken. Aber Feselius wirdt Copernicum vnd andere authores nicht verstehen/ die haben sich vnterstanden/ alle diese vngleiche Jahrzahlen für wahr anzunemmen/ vnd in einen gewissen Vmbgang zu bringen. 3. So wil er Brahei observationes registriren/ vnd verstehet nicht worinn die Gewißheit der Obseruationum bestehe. Sagt viel von den Instrumentis Astronomicis die seyen viel kleiner als der Himmel/ warvmb sagt er nicht vielmehr von dem Aug deß Menschen/ da die himmlische Liechter hieneyn müssen/ das ist noch viel kleiner dann ein Jnstrument. 4. Niemandt sey jemalen in Himmel hinauff gestiegen/ zu erkündigen ob die Instrumenta zu treffen? Es ist auch nit vonnöhten/ die Liechtstraalen der Sterne kommen selber zu vns herunter. Hijv
auß dem Hertzen/ darvmb sey die Anatomia falsch. Dann wol wahr/ daß einer auß den streittenden Partheyen vnrecht habe/ aber nit wahr/ daß man drümb heut zu Tag im zweiffel stehe/ welcher recht habe: dann nur allein die Vnerfahrne. LIII. Belangent den dritten Astronomischen Puncten/ de motu octauae sphaerae, meldet Feselius, daß Tycho Brahe den Compaß auch verrückt habe/ vnd wil seine obseruationes in zweiffel zihen/ soll derowegen sich nit wundern/ daß weil ich Braheo in seinen studiis meistentheils nachfolge/ vnd mir derohalben jhn zu vertheydigen in alleweg gebüren wil/ ich mich vngebetten hinder diese D. Feselii Schrifft gemacht. Vnd vergreifft sich demnach D. Feselius hie in viel weg / welches jme zwar zu gut zu halten/ weil er nicht ex professo ein Astronomus ist. 1. Soll Ptolomaeus den Himmel machen zurück lauffen/ ist fehl/ er macht jhn für sich lauffen/ Copernicus zwar macht zurück lauffen nicht den Himmel/ sondern die aequinoctia. 2. Soll es ein Anzeig einer Vngewißheit seyn/ daß zu vnterschiedlichen Zeiten vnterschiedliche Jahrzahlen einem gradui zugesprochen worden. Wann diß ein erfahrner Astronomus redete/ so hette es seinen Bescheidt/ ich selber hab meine besondere Gedancken. Aber Feselius wirdt Copernicum vnd andere authores nicht verstehen/ die haben sich vnterstanden/ alle diese vngleiche Jahrzahlen für wahr anzunemmen/ vnd in einen gewissen Vmbgang zu bringen. 3. So wil er Brahei observationes registriren/ vnd verstehet nicht worinn die Gewißheit der Obseruationum bestehe. Sagt viel von den Instrumentis Astronomicis die seyen viel kleiner als der Himmel/ warvmb sagt er nicht vielmehr von dem Aug deß Menschen/ da die himmlische Liechter hieneyn müssen/ das ist noch viel kleiner dann ein Jnstrument. 4. Niemandt sey jemalen in Himmel hinauff gestiegen/ zu erkündigen ob die Instrumenta zu treffen? Es ist auch nit vonnöhten/ die Liechtstraalen der Sterne kommen selber zu vns herunter. Hijv
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auß dem Hertzen/ darvmb sey die Anatomia falsch. Dann wol wahr/ daß einer auß den streittenden Partheyen vnrecht habe/ aber nit wahr/ daß man drümb heut zu Tag im zweiffel stehe/ welcher recht habe: dann nur allein die Vnerfahrne.
LIII.
Belangent den dritten Astronomischen Puncten/ de motu octauae sphaerae, meldet Feselius, daß Tycho Brahe den Compaß auch verrückt habe/ vnd wil seine obseruationes in zweiffel zihen/ soll derowegen sich nit wundern/ daß weil ich Braheo in seinen studiis meistentheils nachfolge/ vnd mir derohalben jhn zu vertheydigen in alleweg gebüren wil/ ich mich vngebetten hinder diese D. Feselii Schrifft gemacht. Vnd vergreifft sich demnach D. Feselius hie in viel weg / welches jme zwar zu gut zu halten/ weil er nicht ex professo ein Astronomus ist.
1. Soll Ptolomaeus den Himmel machen zurück lauffen/ ist fehl/ er macht jhn für sich lauffen/ Copernicus zwar macht zurück lauffen nicht den Himmel/ sondern die aequinoctia.
2. Soll es ein Anzeig einer Vngewißheit seyn/ daß zu vnterschiedlichen Zeiten vnterschiedliche Jahrzahlen einem gradui zugesprochen worden.
Wann diß ein erfahrner Astronomus redete/ so hette es seinen Bescheidt/ ich selber hab meine besondere Gedancken. Aber Feselius wirdt Copernicum vnd andere authores nicht verstehen/ die haben sich vnterstanden/ alle diese vngleiche Jahrzahlen für wahr anzunemmen/ vnd in einen gewissen Vmbgang zu bringen.
3. So wil er Brahei observationes registriren/ vnd verstehet nicht worinn die Gewißheit der Obseruationum bestehe. Sagt viel von den Instrumentis Astronomicis die seyen viel kleiner als der Himmel/ warvmb sagt er nicht vielmehr von dem Aug deß Menschen/ da die himmlische Liechter hieneyn müssen/ das ist noch viel kleiner dann ein Jnstrument.
4. Niemandt sey jemalen in Himmel hinauff gestiegen/ zu erkündigen ob die Instrumenta zu treffen? Es ist auch nit vonnöhten/ die Liechtstraalen der Sterne kommen selber zu vns herunter.
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(2013-11-19T13:21:53Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T13:21:53Z)
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Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription.
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Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1))
(2013-12-10T14:15:34Z)
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.
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