Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

Vnd ist ein Astronomicum instrumentum in Warheit vielmehr ein abbildung deß Augs/ dann deß Himmels. Dann weil man mit dem blossen Augenmaaß nicht genauw vnd klein gnug schätzen kan/ wieviel eygentlich zween Stern von einander halten/ so braucht man einen circulum darzu/ der lässet sich in kleine Stück theilen/ vnnd richt die Absehen darauff: Nicht daß man dadurch das Eyngewäyd deß Himmels selbst sehe/ sondern daß man die Schärpffe deß Gesichts an den herzukommenden Liechtstraalen versuche vnd auffzeichne. Als wann D. Feselius eine Citron gegen einem Harnglaß hielte/ damit er die Farb deß gegenwärtigen Harns recht wisse zu vnterscheiden/ nicht aber damit anzuzeigen/ daß es auch jnnerhalb deß abwesenden Leibs also gefärbet.

5. Erinnert Feselius, was für eine Proportz sey zwischen einem Jnstrument vnd dem Himmel. Er meynet/ wir machen die Instrumenta darvmb so groß/ daß wir es dem Himmel etlicher massen nachthun. Es ist aber weyt fehl/ wir schärpffen hiermit nur das Absehen/ vnd betrachten allein die Gleichförmigkeit deß Jnstruments mit den zusammenfallenden Liechtstraalen/ vnd seynd es gewiß/ wann wir ein Minuten im kleinen circulo deß Jnstruments vbersehen/ daß wir auch gleichsfalls ein Minuten an einem circulo, dessen diameter viel tausent Meylen in sich hält/ vnd nicht weniger oder mehr verfehlen. Daß aber ein solcher Fehl hernach etwas außträgt/ laß es seyn: so setzt jhme doch der Astronomus zwey Ziel/ eines so da grösser/ das ander so da kleiner ist dann das so man sucht: Vmb dasjenige/ so mitten zwischen beyden Zielen drinnen/ nimbt er sich nichts an/ denn es in der Obseruation dem Gesicht zu klein ist. Was es hernach in der Wirckung außtrage (nemlich nichts) darvon ist droben num. 36. gnugsam gesagt.

6. Ein fürnemmer Astrologus soll bekennen/ daß die Instrumenta nicht weytter dann biß an die Sonne reychen? Es mag ein fürnemmer Astrologus seyn/ vnd achte ich/ er meyne D. Röslinum, er hat es aber viel besser verstanden dann Feselius. Dann die Instrumenta reychen nicht weytter dann von einem absehen biß zu dem andern/

Hijr

Vnd ist ein Astronomicum instrumentum in Warheit vielmehr ein abbildung deß Augs/ dann deß Himmels. Dann weil man mit dem blossen Augenmaaß nicht genauw vnd klein gnug schätzen kan/ wieviel eygentlich zween Stern von einander halten/ so braucht man einen circulum darzu/ der lässet sich in kleine Stück theilen/ vnnd richt die Absehen darauff: Nicht daß man dadurch das Eyngewäyd deß Himmels selbst sehe/ sondern daß man die Schärpffe deß Gesichts an den herzukommenden Liechtstraalen versuche vnd auffzeichne. Als wann D. Feselius eine Citron gegen einem Harnglaß hielte/ damit er die Farb deß gegenwärtigen Harns recht wisse zu vnterscheiden/ nicht aber damit anzuzeigen/ daß es auch jnnerhalb deß abwesenden Leibs also gefärbet.

5. Erinnert Feselius, was für eine Proportz sey zwischen einem Jnstrument vnd dem Himmel. Er meynet/ wir machen die Instrumenta darvmb so groß/ daß wir es dem Himmel etlicher massen nachthun. Es ist aber weyt fehl/ wir schärpffen hiermit nur das Absehen/ vnd betrachten allein die Gleichförmigkeit deß Jnstruments mit den zusammenfallenden Liechtstraalen/ vnd seynd es gewiß/ wann wir ein Minuten im kleinen circulo deß Jnstruments vbersehen/ daß wir auch gleichsfalls ein Minuten an einem circulo, dessen diameter viel tausent Meylen in sich hält/ vnd nicht weniger oder mehr verfehlen. Daß aber ein solcher Fehl hernach etwas außträgt/ laß es seyn: so setzt jhme doch der Astronomus zwey Ziel/ eines so da grösser/ das ander so da kleiner ist dann das so man sucht: Vmb dasjenige/ so mitten zwischen beyden Zielen drinnen/ nimbt er sich nichts an/ denn es in der Obseruation dem Gesicht zu klein ist. Was es hernach in der Wirckung außtrage (nemlich nichts) darvon ist droben num. 36. gnugsam gesagt.

6. Ein fürnemmer Astrologus soll bekennen/ daß die Instrumenta nicht weytter dann biß an die Sonne reychen? Es mag ein fürnemmer Astrologus seyn/ vnd achte ich/ er meyne D. Röslinum, er hat es aber viel besser verstanden dann Feselius. Dann die Instrumenta reychen nicht weytter dann von einem absehen biß zu dem andern/

Hijr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0078" n="[Hijr]"/>
Vnd ist ein <hi rendition="#aq">Astronomicum instrumentum </hi>in Warheit vielmehr ein abbildung
             deß Augs/ dann deß Himmels. Dann weil man mit dem blossen Augenmaaß nicht genauw vnd
             klein gnug schätzen kan/ wieviel eygentlich zween Stern von einander halten/ so braucht
             man einen <hi rendition="#aq">circulum </hi>darzu/ der lässet sich in kleine Stück
             theilen/ vnnd richt die Absehen darauff: Nicht daß man dadurch das Eyngewäyd deß Himmels
             selbst sehe/ sondern daß man die Schärpffe deß Gesichts an den herzukommenden
             Liechtstraalen versuche vnd auffzeichne. Als wann <hi rendition="#aq">D. Feselius
             </hi>eine Citron gegen einem Harnglaß hielte/ damit er die Farb deß gegenwärtigen Harns
             recht wisse zu vnterscheiden/ nicht aber damit anzuzeigen/ daß es auch jnnerhalb deß
             abwesenden Leibs also gefärbet. </p>
          <p> 5. Erinnert <hi rendition="#aq">Feselius</hi>, was für eine Proportz sey zwischen
             einem Jnstrument vnd dem Himmel. Er meynet/ wir machen die <hi rendition="#aq">Instrumenta </hi>darvmb so groß/ daß wir es dem Himmel etlicher massen nachthun. Es
             ist aber weyt fehl/ wir schärpffen hiermit nur das Absehen/ vnd betrachten allein die
             Gleichförmigkeit deß Jnstruments mit den zusammenfallenden Liechtstraalen/ vnd seynd es
             gewiß/ wann wir ein Minuten im kleinen <hi rendition="#aq">circulo </hi>deß Jnstruments
             vbersehen/ daß wir auch gleichsfalls ein Minuten an einem <hi rendition="#aq">circulo</hi>, dessen <hi rendition="#aq">diameter </hi>viel tausent Meylen in sich
             hält/ vnd nicht weniger oder mehr verfehlen. Daß aber ein solcher Fehl hernach etwas
             außträgt/ laß es seyn: so setzt jhme doch der <hi rendition="#aq">Astronomus </hi>zwey
             Ziel/ eines so da grösser/ das ander so da kleiner ist dann das so man sucht: Vmb
             dasjenige/ so mitten zwischen beyden Zielen drinnen/ nimbt er sich nichts an/ denn es in
             der <hi rendition="#aq">Obseruation</hi> dem Gesicht zu klein ist. Was es hernach in der
             Wirckung außtrage (nemlich nichts) darvon ist droben <hi rendition="#aq">num</hi>. 36.
             gnugsam gesagt. </p>
          <p> 6. Ein fürnemmer <hi rendition="#aq">Astrologus</hi> soll bekennen/ daß die <hi rendition="#aq">Instrumenta </hi>nicht weytter dann biß an die Sonne reychen? Es mag
             ein fürnemmer <hi rendition="#aq">Astrologus </hi>seyn/ vnd achte ich/ er meyne <hi rendition="#aq">D. Röslinum, </hi>er hat es aber viel besser verstanden dann <hi rendition="#aq">Feselius</hi>. Dann die <hi rendition="#aq">Instrumenta </hi>reychen
             nicht weytter dann von einem absehen biß zu dem andern/
             <fw type="sig" place="bottom">Hijr</fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Hijr]/0078] Vnd ist ein Astronomicum instrumentum in Warheit vielmehr ein abbildung deß Augs/ dann deß Himmels. Dann weil man mit dem blossen Augenmaaß nicht genauw vnd klein gnug schätzen kan/ wieviel eygentlich zween Stern von einander halten/ so braucht man einen circulum darzu/ der lässet sich in kleine Stück theilen/ vnnd richt die Absehen darauff: Nicht daß man dadurch das Eyngewäyd deß Himmels selbst sehe/ sondern daß man die Schärpffe deß Gesichts an den herzukommenden Liechtstraalen versuche vnd auffzeichne. Als wann D. Feselius eine Citron gegen einem Harnglaß hielte/ damit er die Farb deß gegenwärtigen Harns recht wisse zu vnterscheiden/ nicht aber damit anzuzeigen/ daß es auch jnnerhalb deß abwesenden Leibs also gefärbet. 5. Erinnert Feselius, was für eine Proportz sey zwischen einem Jnstrument vnd dem Himmel. Er meynet/ wir machen die Instrumenta darvmb so groß/ daß wir es dem Himmel etlicher massen nachthun. Es ist aber weyt fehl/ wir schärpffen hiermit nur das Absehen/ vnd betrachten allein die Gleichförmigkeit deß Jnstruments mit den zusammenfallenden Liechtstraalen/ vnd seynd es gewiß/ wann wir ein Minuten im kleinen circulo deß Jnstruments vbersehen/ daß wir auch gleichsfalls ein Minuten an einem circulo, dessen diameter viel tausent Meylen in sich hält/ vnd nicht weniger oder mehr verfehlen. Daß aber ein solcher Fehl hernach etwas außträgt/ laß es seyn: so setzt jhme doch der Astronomus zwey Ziel/ eines so da grösser/ das ander so da kleiner ist dann das so man sucht: Vmb dasjenige/ so mitten zwischen beyden Zielen drinnen/ nimbt er sich nichts an/ denn es in der Obseruation dem Gesicht zu klein ist. Was es hernach in der Wirckung außtrage (nemlich nichts) darvon ist droben num. 36. gnugsam gesagt. 6. Ein fürnemmer Astrologus soll bekennen/ daß die Instrumenta nicht weytter dann biß an die Sonne reychen? Es mag ein fürnemmer Astrologus seyn/ vnd achte ich/ er meyne D. Röslinum, er hat es aber viel besser verstanden dann Feselius. Dann die Instrumenta reychen nicht weytter dann von einem absehen biß zu dem andern/ Hijr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/78
Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Hijr]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/78>, abgerufen am 18.05.2024.