Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.Schrancken der Endtlichkeit Vergleichung vnd Wissenschafft gefallen/ dasselbige auch in der Welt vngeschaffen vnd vngemacht geblieben seye: Das ist/ keine besondere pulchritudinem oder species gegeben/ sondern der Materialitet/ fortunae et casui, die an jhnen selber vnendtlich seynd/ vberlassen worden/ als zum Exempel finden sich wol einzehle Früchte vnnd Blumen/ die sieben/ neun/ oder eylff Fäche oder Blätter haben/ wann die species in indiuiduis gemeiniglich variert/ aber kein species findet sich nicht/ die diese Zahl beständig halte/ wie fünff/ sechs/ vier/ drey/ zehen/ zwölff &c. Weil dann hiervon biß auff den heutigen Tag gar nichts in parte Physices de Natura, deque Anima auff Vniversiteten gelehret wird/ so wil ich D. Feselium von wegen der Ehr Gottes deß Schöpffers vermahnet haben/ solche Sachen in gebürliche Erwegung zu nemmen/ keines wegs zu verachten: sondern selber zu bewehren/ vnd als ein Philosophus professus außzubreitten/ vnd mit gantzem Fleiß von den Astrologischen Aberglauben abzuschelen vnd zu behalten. Darmit aber er nicht abermal (wie er gewohnt/ vnnd es die Astrologia gar wol verdienet) die Erfahrung in Zweifel setze/ so erinnere ich jhn/ daß ich mit dieser Erfahrung nun 16. Jahr zugebracht/ das Wetter von einem Tag zum andern auffgeschrieben/ vnd da ich in dem Wahn gestecket/ als müsse alles zwischen der Astrologia vnd Musica in gleichen terminis gehen/ weder minder noch mehr aspectus seyn/ dann concordantiae, wie zu sehen in meinem Buch de stella serpentarii, fol. 40. so hat mir doch die augenscheinliche vnd offenbarliche Erfahrung auch den semisextum an die Handt geben/ der sich mit der Music (in der vbrigen Weiß vnnd Maß) keines wegs vergleichen wöllen/ vnd hat hingegen von dem sesquadro, der sich mit sexta molli vergleichet/ schlechts Gezeugnuß geben wöllen. Darauß ich den Vnterscheidt zwischen der Musica vnd Astrologia endtlich gemercket/ vnd da ich mich verwvndert/ warvmb doch ich sesquadrum, decilem, tridecilem nicht sonderlich mercke/ vnd Kiijv
Schrancken der Endtlichkeit Vergleichung vnd Wissenschafft gefallen/ dasselbige auch in der Welt vngeschaffen vnd vngemacht geblieben seye: Das ist/ keine besondere pulchritudinem oder species gegeben/ sondern der Materialitet/ fortunae et casui, die an jhnen selber vnendtlich seynd/ vberlassen worden/ als zum Exempel finden sich wol einzehle Früchte vnnd Blumen/ die sieben/ neun/ oder eylff Fäche oder Blätter haben/ wann die species in indiuiduis gemeiniglich variert/ aber kein species findet sich nicht/ die diese Zahl beständig halte/ wie fünff/ sechs/ vier/ drey/ zehen/ zwölff &c. Weil dann hiervon biß auff den heutigen Tag gar nichts in parte Physices de Natura, deque Anima auff Vniversiteten gelehret wird/ so wil ich D. Feselium von wegen der Ehr Gottes deß Schöpffers vermahnet haben/ solche Sachen in gebürliche Erwegung zu nemmen/ keines wegs zu verachten: sondern selber zu bewehren/ vnd als ein Philosophus professus außzubreitten/ vnd mit gantzem Fleiß von den Astrologischen Aberglauben abzuschelen vnd zu behalten. Darmit aber er nicht abermal (wie er gewohnt/ vnnd es die Astrologia gar wol verdienet) die Erfahrung in Zweifel setze/ so erinnere ich jhn/ daß ich mit dieser Erfahrung nun 16. Jahr zugebracht/ das Wetter von einem Tag zum andern auffgeschrieben/ vnd da ich in dem Wahn gestecket/ als müsse alles zwischen der Astrologia vnd Musica in gleichen terminis gehen/ weder minder noch mehr aspectus seyn/ dann concordantiae, wie zu sehen in meinem Buch de stella serpentarii, fol. 40. so hat mir doch die augenscheinliche vnd offenbarliche Erfahrung auch den semisextum an die Handt geben/ der sich mit der Music (in der vbrigen Weiß vnnd Maß) keines wegs vergleichen wöllen/ vnd hat hingegen von dem sesquadro, der sich mit sexta molli vergleichet/ schlechts Gezeugnuß geben wöllen. Darauß ich den Vnterscheidt zwischen der Musica vnd Astrologia endtlich gemercket/ vnd da ich mich verwvndert/ warvmb doch ich sesquadrum, decilem, tridecilem nicht sonderlich mercke/ vnd Kiijv
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Schrancken der Endtlichkeit Vergleichung vnd Wissenschafft gefallen/ dasselbige auch in der Welt vngeschaffen vnd vngemacht geblieben seye: Das ist/ keine besondere pulchritudinem oder species gegeben/ sondern der Materialitet/ fortunae et casui, die an jhnen selber vnendtlich seynd/ vberlassen worden/ als zum Exempel finden sich wol einzehle Früchte vnnd Blumen/ die sieben/ neun/ oder eylff Fäche oder Blätter haben/ wann die species in indiuiduis gemeiniglich variert/ aber kein species findet sich nicht/ die diese Zahl beständig halte/ wie fünff/ sechs/ vier/ drey/ zehen/ zwölff &c.
Weil dann hiervon biß auff den heutigen Tag gar nichts in parte Physices de Natura, deque Anima auff Vniversiteten gelehret wird/ so wil ich D. Feselium von wegen der Ehr Gottes deß Schöpffers vermahnet haben/ solche Sachen in gebürliche Erwegung zu nemmen/ keines wegs zu verachten: sondern selber zu bewehren/ vnd als ein Philosophus professus außzubreitten/ vnd mit gantzem Fleiß von den Astrologischen Aberglauben abzuschelen vnd zu behalten.
Darmit aber er nicht abermal (wie er gewohnt/ vnnd es die Astrologia gar wol verdienet) die Erfahrung in Zweifel setze/ so erinnere ich jhn/ daß ich mit dieser Erfahrung nun 16. Jahr zugebracht/ das Wetter von einem Tag zum andern auffgeschrieben/ vnd da ich in dem Wahn gestecket/ als müsse alles zwischen der Astrologia vnd Musica in gleichen terminis gehen/ weder minder noch mehr aspectus seyn/ dann concordantiae, wie zu sehen in meinem Buch de stella serpentarii, fol. 40. so hat mir doch die augenscheinliche vnd offenbarliche Erfahrung auch den semisextum an die Handt geben/ der sich mit der Music (in der vbrigen Weiß vnnd Maß) keines wegs vergleichen wöllen/ vnd hat hingegen von dem sesquadro, der sich mit sexta molli vergleichet/ schlechts Gezeugnuß geben wöllen. Darauß ich den Vnterscheidt zwischen der Musica vnd Astrologia endtlich gemercket/ vnd da ich mich verwvndert/ warvmb doch ich sesquadrum, decilem, tridecilem nicht sonderlich mercke/ vnd
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(2013-11-19T13:21:53Z)
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Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription.
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Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription.
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Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1))
(2013-12-10T14:15:34Z)
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.
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